Fischnachwuchs für den Bodensee

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21.07.2019

In der Fischbrutanstalt

Die Boden­see­fel­chen sind berühmt und bei Ein­hei­mi­schen wie bei Tou­ris­ten beliebt. Doch die noch rund 100 Berufs­fi­scher am Boden­see zie­hen immer weni­ger davon aus dem Was­ser. In der staat­li­chen Fisch­brut­an­stalt Non­nen­horn habe ich mich im Rah­men eines „Tag der offen Tür“ näher infor­miert.

Über die Grün­de des Fisch­rück­gangs wird häu­fig gestrit­ten. Liegt es vor allem dar­an, dass die Phos­phat­wer­te und damit der Nähr­stoff­ge­halt im See so deut­lich gesun­ken sind? So stell­te es der Lei­ter der Fisch­brut­an­stalt in Non­nen­horn am baye­ri­schen Boden­see­ufer dar und kri­ti­sier­te die Ein­stu­fung des Sees als Alpen- statt als Vor­al­pen­see. Ein Vor­al­pen­see dürf­te höhe­re Belas­tun­gen auf­wei­sen. Da es in der EU ein „Ver­schlech­te­rungs­ver­bot“ gibt, so räum­te er ein, wür­de eine Abstu­fung zum Vor­al­pen­see nichts ändern. Es wäre (so mei­ne ich) ja auch absurd, die Leis­tun­gen der Klär­an­la­gen zu dros­seln, damit im See der Nähr­stoff­ge­halt wächst. Dass der See heu­te so sau­ber ist, ist eine Errun­gen­schaft, die nicht aufs Spiel gesetzt wer­den darf. Sind nicht viel­mehr die lang­jäh­ri­ge Erwär­mung des Was­sers und der sin­ken­de Sau­er­stoff­ge­halt das Pro­blem für die Fische? Gera­de die Blaufel­chen sind ja auf küh­les Was­ser ange­wie­sen. „Teil­wei­se“, so der Lei­ter der Brut­an­stalt. Bei­de Ent­wick­lun­gen sei­en jedoch mini­mal. Eher sei­en noch die Kor­mo­ra­ne als Pro­blem zu benen­nen.

See­saib­lin­ge, etwa 1,5 Jah­re alt.

Nach der Dis­kus­si­on ging es zum Rund­gang durch die Anstalt. 35 Fisch­ar­ten gibt es im Boden­see. Das künst­li­che Erbrü­ten von Fischen hat am Boden­see eine mehr als hun­dert­jäh­ri­ge Tra­di­ti­on. In einem Ver­trag haben sich die Anlie­ger­staa­ten nicht nur auf ein­heit­li­che Fische­rei­re­geln, son­dern auch auf den Fisch­be­satz geei­nigt. Am Ober­see wer­den fünf Brut­an­stal­ten betrie­ben. In Non­nen­horn wer­den See­fo­rel­len, See­saib­lin­ge und Fel­chen erbrü­tet. Fisch­ei­er und Sper­ma stam­men teil­wei­se von gefan­ge­nen Wild­fi­schen, teil­wei­se von Fischen der Brut­an­stalt. Der Brut­er­folg und die Über­le­bens­chan­ce frisch geschlüpf­ter Tie­re sind in der Brut­an­stalt deut­lich höher als im See – ohne den Ein­satz von Medi­ka­men­ten. Eini­ge Zeit nach dem Schlupf wer­den die Jung­tie­re in den Boden­see ent­las­sen.