Die Deutsche Bahn AG dünnt ihr Nachtzugangebot aus. Waren es vor kurzem noch 17 Verbindungen, schrumpft das Angebot in diesen Tagen auf nur noch elf. Eine Studie im Auftrag der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN belegt: Der Nachtzug hat Zukunft! Wenn DB und Bund es nur wollen.
Seit der Bundestagswahl habe ich 20 Mal den Nachtzug genutzt. Gerne wäre ich noch häufiger mit ihm gefahren – wenn ein Platz frei gewesen wäre. Die Vorteile liegen auf der Hand: Spät am Abend los fahren, eine Hotelübernachtung sparen, während der Reise schlafen und zu günstiger Morgenstunde am Zielort ankommen. Das nutzen Familien auf dem Weg in den Urlaub und Städtereisende ebenso wie Geschäftsleute. Bei der Pünktlichkeit liegen die Nachtzüge nach meinen Beobachtungen vor den anderen Fernzügen.
Weil die Nachtzüge aber auch unter Umwelt- und Klimagesichtspunkten klare Pluspunkte bieten, hat die grüne Bundestagsfraktion eine Studie erstellen lassen, die den Titel „Aktuelle Situation und Handlungsansätze zur Weiterentwicklung des Nachreisezugverkehrs in Deutschland“ trägt.
Hier die Presseerklärung zur Studie:
Für einen innovativen Nachtreisezugverkehr!
Anlässlich der heutigen Vorstellung einer Studie zu Nachtzugreiseverkehren teilt der bahnpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Matthias Gastel, mit:
„Der Nachtzugverkehr ist ökologisch sinnvoll, stärkt den Städtetourismus und ist wirtschaftlich durchführbar. Damit er weiter Bestand hat, müssen sowohl die DB AG als auch die Bundesregierung handeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Probst&Consorten Marketingberatung, die von der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen in Auftrag gegebenen wurde.
Damit der Nachtzug marktfähig wird, fordern die Autoren der Studie eine deutliche Senkung der Trassenpreise um 15–30% für dieses Marktsegment auf ein tragfähiges Niveau. So kostet derzeit eine Nachtzugfahrt von Kopenhagen nach Basel trotz Rabattierungen ca. 4.500 Euro Trassenentgelte. Wie auch im Schienenfernverkehr insgesamt müssen darüber hinaus Wettbewerbsverzerrungen abgebaut werden, wie die Befreiung des internationalen Flugverkehrs von der Mehrwertsteuer sowie die entgeltfreie Infrastrukturnutzung von Nachtfernbussen. Aber auch die DB AG muss handeln. Die Studie zeigt auf, wie das Nachtzugangebot in den letzten 10 Jahren kontinuierlich zusammengeschrumpft wurde. Zum Fahrplanwechsel Ende der Woche fallen weitere 6 von 17 Verbindungen weg. Berlin-Paris, München-Paris, Hamburg-Paris, Amsterdam-Kopenhagen, Kopenhagen-Basel und Kopenhagen-Prag werden ab nächster Woche nicht mehr angeboten. Stattdessen sind innovative Konzepte gefragt. Dringend muss in den Nachtzugwagenpark investiert werden. Es fehlt ein verlässliches Angebot an Einzelkabinen; wenn vorhanden sind diese meist weit im Voraus ausgebucht. Und ein guter Service sollte wieder im Mittelpunkt stehen. Gerade im Nachtreisezugverkehr möchte der Fahrgast sich gerne gut betreut fühlen. Und das Catering an Bord ist verbesserungswürdig. Letztlich sollte auch über neue Verbindungen im Nachtreisezugverkehr nachgedacht werden. Hier sieht die Studie im innerdeutschen Verkehr Potential für Verbindungen der Metropolen Hamburg-Stuttgart, Stuttgart-Berlin, Stuttgart-Dresden/Leipzig und München-Dresden/Leipzig. Es geht nicht darum, an jeder bestehenden Verbindung festzuhalten, sondern zu prüfen, wo Kundenbedarf vorhanden ist. Dass dieser offensichtlich auch bei den aktuell eingestellten Verbindungen bestand, zeigen zahlreiche Erfahrungsberichte von Reisenden, die entweder weit im Voraus Tickets buchen müssen oder eben immer öfter „ausgebucht“ angezeigt bekommen.“
Davon weiß auch Matthias Gastel ein Lied zu singen: Er ist in dem Jahr seit der Bundestagswahl 20 Mal mit dem Nachtzug gefahren. Gerne hätte er diesen häufiger genutzt – wäre der Zug nicht meist im Voraus ausgebucht gewesen.