Fusion erhöht Wettbewerbsdruck auf die Bahn
Fusion auf dem Fernbusmarkt: Die zwei größten deutschen Player nehmen Kurs auf europaweites Wachstum
Presseerklärung vom 09.01.2015, überarbeitet am 10.01.2015
Anlässlich der gemeinsamen Pressekonferenz von MeinFernbus und FlixBus bezüglich der geplanten Fusion der beiden Unternehmen erklärt Matthias Gastel, Mitglied des Verkehrsausschusses:
Der junge Fernbusmarkt entwickelt sich weiterhin dynamisch. Laut Fahrgastprognosen und Meinungsumfragen wird der Markt auch im Jahr 2015 wachsen. Mit MeinFernbus und FlixBus wollen nun die zwei größten deutschen Fernbusunternehmen fusionieren. Der Zusammenschluss würde voraussichtlich zu einer Erhöhung der Fahrpreise beitragen. Verhältnismäßige Preiserhöhungen wären vor dem Hintergrund der bislang außerordentlich günstigen Tickets (im Jahr 2014 sind die Ticketpreise um durchschnittlich 14% gesunken) allerdings nachvollziehbar.
Um bei einem Fernbus-Marktanteil von über 70% weiter wachsen und hohe Gewinne erzielen zu können, wird der neue Fernbus-Großanbieter aber auch zunehmend andere Verkehrsträger angreifen. In diesem Zusammenhang sollen die Angebote beim grenzüberschreitenden und nächtlichen Verkehr ausgeweitet werden. Die geplante Schaffung von neuen Expressverbindungen würde insbesondere den Druck auf die Bahn erhöhen, die 2014 aufgrund der Fernbusse bereits Umsatzeinbüßen in Höhe von 120 Millionen Euro verzeichnete. Denn die Expressverbindungen verringern den bisherigen Hauptnachteil der Busse gegenüber der Bahn, die relative Langsamkeit.
Die Deutsche Bahn AG ist daher aufgerufen, neue, innovative Konzepte zur Fahrgastgewinnung zu entwickeln und ihren Service zu verbessern. Zentral sind: Mehr Pünktlichkeit, preiswerte Angebote (wie z.B. mit dem neuen IRE zwischen Berlin und Hamburg), verlässlicher gastronomischer Service, kostenloses W‑LAN im ICE auch in der zweiten Klasse und mittelfristig in allen Zügen. An bewährten Produkten mit hoher Kundenzufriedenheit wie der BahnCard, sollte die DB nicht rütteln.
Vom Bund erwarte ich angesichts des weiter wachsenden Fernbusmarkts die Klarstellung der Zuständigkeiten beim Ausbau und Unterhalt der Busterminals. In vielen Städten können die Busbahnhöfe den Ansturm von Bussen und Fahrgästen nicht mehr bewältigen. Fahrgäste müssen häufig am Straßenrand, Wind und Wetter ausgesetzt, auf ihren Bus warten. Es muss Schluss sein damit, dass Kommunen die Verantwortung häufig an den Bund abschieben (“Was haben wir mit dem Fernverkehr zu tun?”), während der Bund sich für nicht zuständig erklärt. Es muss klar sein: Investieren können im Grundsatz sowohl die Fernbusbetreiber als auch die Kommunen, die von den Fernbusunternehmen wiederum Gebühren verlangen können. Weitere Einnahmen lassen sich aus der Verpachtung (bspw. an Kioskbetreiber) und aus der Werbung erzielen. Als Investorin kommt auch die Deutsche Bahn AG in Frage, die über zahlreiche geeignete Flächen verfügt und den Bau und Betrieb weiterer Fernbusterminals bereits prüft. Wichtig ist dann aber, dass der diskriminierungsfreie Zugang für alle Anbieter möglich ist und die Fernbusse der DB nicht bevorzugt werden. Zur Mindestausstattung von Busterminals gehören überdachte Wartebereiche mit Sitzgelegenheiten, Sanitäranlagen und Fahrplänen. Wir fordern die Bundesregierung daher auf, die notwendigen Rahmenbedingungen in Form einer Klarstellung von Zuständigkeiten für Investitionen schnell umzusetzen. Damit die Fahrgäste nicht mehr länger im Regen stehen gelassen werden.