Die Gäubahn ist seit Jahren durch rege Bauaktivitäten geprägt. Dennoch befindet sich die Infrastruktur der Gäubahn in einem etwas schlechteren Zustand als das Durchschnittsnetz in Deutschland. Dies teilte die Deutsche Bahn auf Anfrage des Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel (Grüne) mit. Die Zustandsnoten für Brücken, Tunnel, Bahnübergänge und Stellwerke fallen auf einer Bewertungsskala von 1 bis 5 um mindestens einige Zehntel schlechter aus als die im Bund. Besonders deutlich ist der Unterschied bei den Tunneln. Diese erhalten bundesweit die Zustandsnote 1,95. Die Gäubahn konnte aber lediglich mit einer 3,37 bewertet werden. Am schlechtesten schneiden die Stellwerke ab (Note 4,4). Das neue Stellwerk in Horb bleibt in der Benotung aus dem Jahr 2023 noch unberücksichtigt.
Gäubahn | Bundesweit | |
Gleise | 3,19 | 3,08 |
Weichen | 3,3 | 3,1 |
Brücken | 3,01 | 2,78 |
Tunnel | 3,37 | 1,95 |
Stützbauwerke | 2,41 | 2,12 |
Bahnübergänge | 3,57 | 3,37 |
Stellwerke | 4,4*) | 4,02 |
Oberleitung | 2,71 | 2,87 |
Gesamt | 3,22 | 3,03 |
*) Neues Stellwerk in Horb noch unberücksichtigt
Matthias Gastel, der das Baustellenmanagement der Deutschen Bahn immer wieder kritisiert hatte, bemängelt daher: „Die Deutsche Bahn reiht eine Baumaßnahme an die andere und sorgt seit Jahren für ungewöhnlich viele Sperrungen. Erfolge lassen sich aus der Benotung durch die DB nicht ablesen. Außer für die Stützbauwerke gibt es nirgendwo eine gute Bewertung. Doch selbst hier fällt die Bewertung an der Gäubahn schlechter aus als bundesweit. Es erhärtet sich der Eindruck, dass das, was gemacht ist, nicht nur schlecht koordiniert, sondern auch ineffizient ist.“
Durch eine weitere Anfrage des Abgeordneten Matthias Gastel wird zudem erstmals klarer, wie es um die Planungen für den Ausbau auf den südlichen Abschnitten der Gäubahn steht. Planungen wurden aufgenommen, befinden sich allerdings noch in früher Vorplanung der Leistungsphasen 1 und 2. Das ungewöhnlich hohe Planungstempo wie für den Pfaffensteigtunnel zwischen Böblingen und Landesflughafen im Norden wird jedoch wohl nicht erreicht. Während für den Pfaffensteigtunnel aktuell 18 Planungskräfte eingesetzt werden, sind es für den Südabschnitt nur acht. Dieser viel längere Abschnitt umfasst neben dem nahezu abgeschlossenen zweigleisigen Ausbau zwischen Horb und Neckarhausen einen neuen eingleisigen Tunnel zwischen Neckarhausen und Sulz, abschnittsweise Geschwindigkeitserhöhungen (zum Beispiel zwischen Herrenberg und Eutingen), den zweigleisigen Ausbau zwischen Sulz und Epfendorf sowie zwischen Rietheim und Tuttlingen. Hinzu kommen ein Überholgleis zwischen Wurmlingen und Tuttlingen sowie in Böblingen, der Neubau der Umfahrungskurve in Singen mit Anpassung des Haltepunkts Singen-Landesgartenschau und die durchgehende Herstellung eines güterzugtauglicheren Profils.
Matthias Gastel wünscht sich mehr Einsatz: „Wenn wir eine verlässlichere Bahn haben wollen und den Fahrgästen mehr Züge anbieten wollen, dann müssen wir beim Ausbau schneller vorankommen. Wir brauchen dafür die Zweigleisigkeit – und zwar auch im neuen Tunnel zwischen Neckarhausen und Sulz. Und wir brauchen mehr Tempo!“
Zum Pfaffensteigtunnel: Dieser wird nicht, wie ursprünglich vorgesehen, für eine Höchstgeschwindigkeit von 160, sondern von 200 Stundenkilometer geplant. Dies ist insofern positiv, als dass dies den Erhalt der Fernverkehrshalte in Böblingen und Singen Hohentwiel unter Einhaltung erforderlicher Fahrzeiten erleichtert. Das Vorhaben befindet sich in Leistungsphase 3/4. Zwar kann dieser Tunnel aufgrund hoher Kosten und überschaubarer Zugzahlen nicht wirklich überzeugen. Da jedoch sehr ungewiss ist, ob es insbesondere auf dem Klageweg noch gelingt, oberirdische Gleise am Hauptbahnhof zu erhalten, ist dieser Tunnel eine Option für eine umsteigefreie Verbindung der Gäubahn an den Hauptbahnhof. Für den Erhalt der direkten Anbindung der Gäubahn an den Hauptbahnhof in Stuttgart setzt sich die Initiative “Pro Gäubahn” ein. Siehe https://pro-gaeubahn.de/
Dieser Text entstammt einer Presseerklärung, wurde für diesen Beitrag allerdings etwas ausgebaut.