Gäubahn-Tunnel zum Flughafen: Zu viel Jubel

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15.07.2020

Tunnel brächte Vor- und Nachteile

Der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te und bahn­po­li­ti­sche Spre­cher der Grü­nen, Mat­thi­as Gastel aus Fil­der­stadt, zur aktu­el­len Dis­kus­si­on um den mög­li­chen Bau eines Gäu­bahn-Tun­nels an den Flug­ha­fen:

„Es ist gut, dass end­lich über Alter­na­ti­ven gespro­chen wird. Es ist auch gut, dass indi­rekt die Pro­ble­me mit dem Misch­ver­kehr, der durch die alten Plä­ne auf der S‑Bahn-Tras­se ent­ste­hen wür­den, ein­ge­räumt wur­den. Das Bes­te dürf­te sein, dass die alten Plä­ne, mit denen die S‑Bahn aus dem Takt gewor­fen wür­de, vom Tisch sein dürf­ten. Auch die mehr als ein­jäh­ri­ge Unter­bre­chung der S‑Bahn-Anbin­dung nach Fil­der­stadt für den Bau der Sta­ti­on „3. Gleis“ am Flug­ha­fen wür­de ent­fal­len. Dies alles wären zwei­fel­los Vor­tei­le der Tun­nel­va­ri­an­te.

Unan­ge­mes­sen ist aber der zu lau­te und undif­fe­ren­zier­te Jubel über die Tun­nel­plä­ne. Denn ers­tens ist noch kei­nes­wegs sicher, dass die Tun­nel­plä­ne ange­sichts hoher Kos­ten für rela­tiv weni­ge Züge die Vor­aus­set­zun­gen für eine Finan­zie­rung durch den Bund erfül­len. Zwei­tens ent­stün­den auch Nach­tei­le für die S‑Bahn: Im Fal­le einer Sper­rung der Stamm­stre­cke zwi­schen Haupt­bahn­hof und der Sta­ti­on Öster­feld wür­de eine Umlei­tung über den neu­en Fil­der­tun­nel, der vom Haupt­bahn­hof hin­auf zum Flug­ha­fen führt, zur Fol­ge haben, dass die Hal­te­stel­len Fil­der­stadt, Ech­ter­din­gen, Lein­fel­den, Ober­aichen, Rohr und Vai­hin­gen nicht mehr erreicht wer­den. Der Tun­nel wür­de an die­sen Sta­tio­nen vor­bei füh­ren und höchst­wahr­schein­lich kei­ne Ein­fä­de­lung auf die S‑Bahn-Stre­cke ermög­li­chen.

So gut es ist, dass mit dem Gäu­bahn-Tun­nel end­lich über Alter­na­ti­ven zu den unsäg­li­chen-Misch­ver­kehrs-Plä­nen gespro­chen wird: Wir brau­chen nicht weni­ger dring­lich ein Not­fall­kon­zept für die S‑Bahn im Süden Stutt­garts. Die Stamm­stre­cke muss sehr oft gesperrt wer­den und noch ist nicht abseh­bar, wie die S‑Bahnen zukünf­tig in die­sen Fäl­len fah­ren sol­len. Aus mei­ner Sicht kann dies nur gelin­gen, wenn die Pan­ora­m­abahn-Stre­cke vor­bei am ehe­ma­li­gen Stutt­gar­ter West­bahn­hof erhal­ten bleibt und zusätz­lich zum neu­en Haupt­bahn­hof in Tief­la­ge eine Ergän­zungs­sta­ti­on gebaut wird. Dann kön­nen die S‑Bahnen bei einer Sper­rung der Stamm­stre­cke nach wie vor zwi­schen Haupt­bahn­hof und den west­li­chen Fil­dern fah­ren. Der Ver­band Regi­on Stutt­gart als Auf­ga­ben­trä­ger für die S‑Bahn darf sich der Fra­ge­stel­lung nach einem Not­fall­kon­zept nicht mehr län­ger ent­zie­hen und muss Ant­wor­ten lie­fern.“

Hin­zu kommt, wird an ande­rer Stel­le noch ver­tieft the­ma­ti­siert: Durch den Ent­fall der Sta­ti­on „3. Gleis“ ver­rin­gert sich die Anzahl der Bahn­steig­glei­se für den Fern- und Regio­nal­ver­kehr am Flug­ha­fen von drei auf zwei. Dies hat Aus­wir­kun­gen auf die Kapa­zi­tät und damit den geplan­ten Bahn­ver­kehrs am Flug­ha­fen, den ja eini­ge zur „Mobi­li­täts­dreh­schei­be“ ent­wi­ckeln wol­len.