Tunnel brächte Vor- und Nachteile
Der Bundestagsabgeordnete und bahnpolitische Sprecher der Grünen, Matthias Gastel aus Filderstadt, zur aktuellen Diskussion um den möglichen Bau eines Gäubahn-Tunnels an den Flughafen:
„Es ist gut, dass endlich über Alternativen gesprochen wird. Es ist auch gut, dass indirekt die Probleme mit dem Mischverkehr, der durch die alten Pläne auf der S‑Bahn-Trasse entstehen würden, eingeräumt wurden. Das Beste dürfte sein, dass die alten Pläne, mit denen die S‑Bahn aus dem Takt geworfen würde, vom Tisch sein dürften. Auch die mehr als einjährige Unterbrechung der S‑Bahn-Anbindung nach Filderstadt für den Bau der Station „3. Gleis“ am Flughafen würde entfallen. Dies alles wären zweifellos Vorteile der Tunnelvariante.
Unangemessen ist aber der zu laute und undifferenzierte Jubel über die Tunnelpläne. Denn erstens ist noch keineswegs sicher, dass die Tunnelpläne angesichts hoher Kosten für relativ wenige Züge die Voraussetzungen für eine Finanzierung durch den Bund erfüllen. Zweitens entstünden auch Nachteile für die S‑Bahn: Im Falle einer Sperrung der Stammstrecke zwischen Hauptbahnhof und der Station Österfeld würde eine Umleitung über den neuen Fildertunnel, der vom Hauptbahnhof hinauf zum Flughafen führt, zur Folge haben, dass die Haltestellen Filderstadt, Echterdingen, Leinfelden, Oberaichen, Rohr und Vaihingen nicht mehr erreicht werden. Der Tunnel würde an diesen Stationen vorbei führen und höchstwahrscheinlich keine Einfädelung auf die S‑Bahn-Strecke ermöglichen.
So gut es ist, dass mit dem Gäubahn-Tunnel endlich über Alternativen zu den unsäglichen-Mischverkehrs-Plänen gesprochen wird: Wir brauchen nicht weniger dringlich ein Notfallkonzept für die S‑Bahn im Süden Stuttgarts. Die Stammstrecke muss sehr oft gesperrt werden und noch ist nicht absehbar, wie die S‑Bahnen zukünftig in diesen Fällen fahren sollen. Aus meiner Sicht kann dies nur gelingen, wenn die Panoramabahn-Strecke vorbei am ehemaligen Stuttgarter Westbahnhof erhalten bleibt und zusätzlich zum neuen Hauptbahnhof in Tieflage eine Ergänzungsstation gebaut wird. Dann können die S‑Bahnen bei einer Sperrung der Stammstrecke nach wie vor zwischen Hauptbahnhof und den westlichen Fildern fahren. Der Verband Region Stuttgart als Aufgabenträger für die S‑Bahn darf sich der Fragestellung nach einem Notfallkonzept nicht mehr länger entziehen und muss Antworten liefern.“
Hinzu kommt, wird an anderer Stelle noch vertieft thematisiert: Durch den Entfall der Station „3. Gleis“ verringert sich die Anzahl der Bahnsteiggleise für den Fern- und Regionalverkehr am Flughafen von drei auf zwei. Dies hat Auswirkungen auf die Kapazität und damit den geplanten Bahnverkehrs am Flughafen, den ja einige zur „Mobilitätsdrehscheibe“ entwickeln wollen.