Bahnstrecke steht exemplarisch für politisches Desinteresse
Die unbefriedigende Antwort der Bundesregierung auf meine erneute Anfrage macht einmal mehr deutlich: Beim Ausbau der Gäubahn (Stuttgart – Singen – Zürich) muss es endlich zügig weiter gehen und Klarheit geschaffen werden.
1. Der Ausbau auf zwei Gleise darf keineswegs auf den Abschnitt Horb-Neckarhausen beschränkt bleiben.
2. Es braucht Klarheit, dass Neigetechnik zum Einsatz kommt, um kürzere Reisezeiten zu erreichen.
3. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb sich Bundesregierung und Deutsche Bahn nicht eindeutig dazu bekennen, dass Singen auch nach dem Bau der “Singener Kurve” durch Züge des Fernverkehrs angefahren werden.
Die Gäubahn wurde über Jahrzehnte durch die Politik sträflich vernachlässigt. Es wird höchste Eisenbahn für klare Bekenntnisse und vor allem Entscheidungen!
Der vereinbarte Ausbau von drei zweigleisigen Begegnungsabschnitten – nur eine davon in absehbarer Zeit – und der Singener Kurve entspannt die betriebliche Situation auf der Gäubahn. Allerdings darf dies nur der erste Schritt sein. Bei dieser ‚Schmalspurvariante’ dürfen wir keineswegs stehenbleiben. Eine leistungsfähige Schiene, die künftig mehr Güterverkehr aufnimmt, braucht eine durchgehend zweigleisige Gäubahn. Die Wirtschaft der Region weist zu Recht darauf hin, dass die Gäubahn schon heute als Alternative zur Oberrheinstrecke gebraucht wird.
Deutschland kommt seinen internationalen Verpflichtungen zum Ausbau der Gäubahn, die seit 1996 im Vertrag von Lugano fixiert sind, bis heute auch im Personenverkehr nicht nach. Die einst mit der Schweiz vereinbarten Fahrzeiten zwischen Stuttgart und Zürich sind bis heute nicht erreicht. Im Gegenteil: Durch die Abkehr von der Neigetechnik sind Fahrgäste 2019 langsamer unterwegs als in den 1990er-Jahren. Das ist ein Grund, warum seit 2010 die Fahrgastzahlen im Fernverkehr – gegen den Bundestrend – sogar rückläufig sind. Wir brauchen zwischen Stuttgart und Zürich attraktive Fahrzeiten mit zuverlässigen Neigetechnik-Fahrzeugen. Der Gäubahn-Ausbau muss daher den Einsatz von Neigetechnikfahrzeugen berücksichtigen.
Singen ist im Fahrplanentwurf der Bundesregierung für den Deutschland-Takt der Bahnknoten der Region. Es ist für mich daher nicht nachvollziehbar, warum sich die Bundesregierung dennoch mit der Aussage zurückhält, dass die Singener Kurve nach ihrem Bau ausschließlich für den Güterverkehr genutzt werden soll. Ich erwarte, dass sie bzw. die Deutsche Bahn klarstellt: Singen wird auch in Zukunft von den Fernzügen des bundeseigenen Unternehmens angefahren.