Gespräch mit Praktikern über Pflegeplätze und Arbeit in der Pflege

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Foto von links: Rai­ner Eller­siek (Geschäfts­füh­rer des Arbei­ter-Sama­ri­ter-Bun­des Baden-Würt­tem­berg), Sil­ke Ani­el­ski (Regio­nal­lei­te­rin sta­tio­nä­re Pfle­ge des ASB), Mat­thi­as Gastel und Pawel Kiera­ko­wicz (Haus­lei­ter).

05.01.2017

Seniorenzentrum “An der Lauter”

Der Arbei­ter-Sama­ri­ter-Bund (ASB) betreibt in Baden-Würt­tem­berg über 60 Alten­pfle­ge­hei­me. Eines davon befin­det sich in Kirch­heim unter Teck. Dort habe ich mich mit Ver­ant­wort­li­chen des Trä­gers zu einem Gespräch über die Fach­kräf­te­si­tua­ti­on und die Ent­wick­lung der Pfle­ge­plät­ze getrof­fen.

Das Senio­ren­zen­trum “An der Lau­ter” liegt unweit der Fuß­gän­ger­zo­ne und ver­fügt über ins­ge­samt 84 Pfle­ge­plät­ze, davon 64 Ein­zel­zim­mer und 10 Dop­pel­zim­mer. Ange­glie­dert sind 40 betreu­te Woh­nun­gen. Die Zim­mer ver­tei­len sich auf drei Wohn­be­rei­che. In jedem Wohn­be­reich befin­den sich je ein eige­ner Spei­se­raum und meh­re­re Auf­ent­halts­räu­me.

Ein The­ma, das ich ange­spro­chen habe: Es wird zuneh­mend über den Man­gel an sta­tio­nä­ren Pfle­ge­plät­zen berich­tet. In Stutt­gart bekla­gen sich die Kli­ni­ken, dass sie bis zu 50 Hei­me abte­le­fo­nie­ren müs­sen, wenn sie für Pati­en­ten nach der Kran­ken­haus­be­hand­lung einen Pfle­ge­heim­platz suchen. In Baden-Würt­tem­berg gibt es 1.000 Bet­ten pro 100.000 Ein­woh­ner in Pfle­ge­hei­men und ande­ren sta­tio­nä­ren Pfle­ge­ein­rich­tun­gen (Deutsch­land: 1.073; die Nie­der­lan­de sind mit 1.312 Plät­zen euro­päi­scher Spit­zen­rei­ter); dies ist ein Plus um knapp ein Vier­tel bin­nen zehn Jah­ren. Im Jahr 2015 waren im Länd­le knapp 330.000 Men­schen als pfle­ge­be­dürf­tig aner­kannt. Rund ein Drit­tel von ihnen war in einer sta­tio­nä­ren Pfle­ge­ein­rich­tung unter­ge­bracht. Ange­sichts des demo­gra­fi­schen Wan­dels wer­den mehr Plät­ze benö­tigt, die Anzahl der Pfle­ge­plät­ze sinkt in Stutt­gart jedoch gegen den Trend sogar. Als ein Grund für die­se Ent­wick­lung wird genannt, dass die Heim­bau­ver­ord­nung am dem Jahr 2019 kei­ne Mehr­bet­ten­zim­mer erlaubt. Vie­le Hei­me haben bereits umge­baut und dabei die Bet­ten­zahl redu­ziert.

Mei­ne Gesprächs­part­ner ant­wor­te­ten dar­auf, dass es für das „Haus an der Lau­ter“ kei­ne War­te­lis­te gibt, sich aber die Situa­ti­on in Stutt­gart tat­säch­lich anders dar­stel­le. Der ASB sehe in der Lan­des­haupt­stadt auch einen hohen Bedarf und suche daher nach einem Bau­platz für eine wei­te­re Pfle­ge­ein­rich­tung. Wir dis­ku­tie­ren die Ein­zel­zim­mer-Vor­ga­be. Auch in Kirch­heim müs­se umge­baut wer­den, was den Ver­lust von zehn Pfle­ge­plät­zen bedeu­te. Die Vor­ga­be wer­de für Bestands­ein­rich­tun­gen für „zu rigo­ros“ gehal­ten.

Und wie sieht es beim ASB mit dem Per­so­nal und der Bezah­lung aus? Frü­her waren die Hilfs- und Haus­wirt­schafts­kräf­te in eine Gesell­schaft aus­ge­glie­dert und wur­den unter­ta­rif­lich bezahlt. Inzwi­schen erfolgt die Ent­loh­nung aller ASB-Beschäf­tig­ten nach dem TvÖD. Das Ein­stiegs­ge­halt für exami­nier­te Pfle­ge­fach­kräf­te liegt bei knapp 2.600 Euro zuzüg­lich Zuschlä­gen. „So schlecht bezahlt wie oft gedacht wird gar nicht“, erläu­tert der Geschäfts­füh­rer und weist dar­auf hin, dass dadurch aus sei­ner Sicht ein zu nega­ti­ves Image des Pfle­ge­be­ru­fes geprägt wird. Aller­dings sei es schwie­rig, in der Pfle­ge Voll­zeit­kräf­te ein­zu­set­zen. Denn am frü­hen Mor­gen, um die Mit­tags- und dann wie­der zur Abend­zeit wür­den vie­le Köp­fe in der Pfle­ge benö­tigt, was sich mit Teil­zeit­kräf­ten bes­ser gewähr­leis­ten lie­ße.

Mit einem Rund­gang durch eine der Sta­tio­nen ende­te mein Ter­min im „Haus an der Lau­ter“.