12.05.2020 (Brief an Bundesinnenminister Seehofer)
Bahnverkehr in deutsch-schweizerischem Grenzgebiet
Sehr geehrter Herr Bundesinnenminister Seehofer,
einschneidende Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie waren notwendig. Ein Teil dieser Maßnahmen ist auch noch einige weitere Wochen oder Monate erforderlich, um die Gesundheit der Menschen zu schützen. Alle Maßnahmen müssen aber regelmäßig auf ihre Verhältnismäßigkeit hin kritisch überprüft werden. Hierzu gehören auch die Beschränkungen an den Grenzen.
Ein Beispiel, an dem die Verhältnismäßigkeit nicht mehr erkennbar ist, ist das deutsch-schweizerische Grenzgebiet. Ich hatte Sie zur konkreten Situation in den Schwesterstädten Konstanz-Kreuzlingen bereits vor einigen Wochen gemeinsam mit meiner Landtagskollegin Nese Erikli angeschrieben. Eine Antwort steht leider noch genauso aus wie die notwendige Erleichterung beim Grenzübergang zumindest für alle Familienangehörigen.
Mit diesem Brief mache ich Sie jedoch auf ein weiteres Problem aufmerksam, nämlich die Unterbrechung des Bahnverkehrs zwischen Singen (Deutschland) und Schaffhausen (Schweiz). Dadurch sind die beiden Orte Jestetten und Lottstetten auf deutscher Seite nicht mehr per Bahn erreichbar. Reisezeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln haben sich dadurch erheblich verlängert. Die derzeitige Betriebssituation, so die Deutsche Bahn (DB) in einer Antwort an mich, sei einer Anordnung des deutschen Bundesinnenministeriums geschuldet. Danach ist es der DB zunächst bis 17. Mai 2020 untersagt, auf der Strecke 4000 (Konstanz – Singen – Basel – Mannheim) mit grenzüberschreitenden Zügen u. a. in Thayngen und Schaffhausen zu halten.
Ich fordere Sie mit diesem Schreiben auf, die jetzige Regelung nicht zu verlängern, sondern auslaufen zu lassen. Nach den Erfolgen in der Bekämpfung braucht es zwar weiterhin Maßnahmen zum Schutz vor Infektionen. Eine Fortsetzung der bisherigen Beschränkungen ist jedoch nicht mehr in vollem Umfang begründbar und schränkt die Reisefreiheit der Menschen über ein vertretbares Maß hinaus ein. Bitte machen Sie den Weg frei, dass die Züge wieder fahren und die Menschen in der Grenzregion ihre Ziele wieder ungehindert erreichen können.