Grüne fragen Bundesregierung nach Gäubahn
Das Land hat formal keinerlei Zuständigkeit für den Ausbau der Gäubahn, da es sich um einen BUNDESschienenweg handelt. Es drängt jedoch mit Verkehrsminister Winne Hermann (links im Bild) seit vielen Jahren auf einen Ausbau und ging dafür beispielsweise mit einer Machbarkeitsstudie zum Nachweis der Wirtschaftlichkeit in Vorleistung.
27.01.2020 (Presseerklärung)
Drängen auf Ausbau
Die Gäubahn (Stuttgart – Singen – Zürich) ist in Teilen eingleisig. Der Ausbau hat sich immer wieder verzögert. Es entstand nicht nur einmal der Eindruck, dass dieser Bundesschienenweg dem Bund nicht wirklich wichtig ist. Mit dem Fortschritt der Baumaßnahmen für „Stuttgart 21“ droht Ungemach: Die Züge werden über Jahre nicht mehr an den Hauptbahnhof fahren können. Nachdem die Bahnstrecke schon vor Jahren durch ihre stiefmütterliche Behandlung an Bedeutung verloren hat, droht dadurch ein weiterer Bedeutungsverlust. Dabei stellt die Gäubahn neben der Rheintalbahn die zentrale Schienenverkehrsachse zwischen Südwestdeutschland und der Schweiz dar!
Wir Grünen wollen, dass es endlich voran geht. Die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hat eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet. Es geht um den zweigleisigen Ausbau der Strecke, den Einsatz von Neigetechnik-Zügen, die vertraglich zugesicherte Reisezeitverkürzung und die Trassenführung im Zusammenhang mit „Stuttgart 21“.
Für den Ausbauabschnitt zwischen Horb und Horb-Neckarhausen besteht Baurecht. Die Deutsche Bahn darf mit dem Bau beginnen. Die Grünen drängen darauf, dass endlich die Bagger anrollen und das zweite Gleis hergestellt wird. Für zwei weitere Ausbauabschnitte fehlt die dringend erforderliche Klärung, ob Neigetechnikzüge zum Einsatz kommen sollen. Bisher hatte die Deutsche Bahn erklärt, dass sie diese Züge nicht fahren möchte. Die Bundesregierung wiederum, die die Eigentümerinteressen gegenüber dem bundeeigenen Bahnunternehmen zu vertreten hat, möchte die DB nicht auf den Einsatz dieser Bahntechnologie drängen. Der Ausbau dieser beiden Abschnitte macht aber insbesondere dann Sinn, wenn anschließend tatsächlich mit Neigetechnik-Zügen gefahren wird. Daher muss hier durch den Bund und die Deutsche Bahn schnellstens für Klarheit gesorgt werden. Aufgrund dieser Unklarheit kommt die Ausbauplanung nicht voran. Wir Grüne hoffen, dass wir auf diese und viele weitere Fragen diesmal klare Antworten seitens der Bundesregierung erhalten.
Für uns Grüne ist klar: Die Gäubahn muss wieder eine leistungsfähige Strecke mit attraktiven Reisezeiten für die Fahrgäste werden!
Kommentare zu “Grüne fragen Bundesregierung nach Gäubahn”
Das Thema Neigetechnik wird m E nicht ernsthaft weiterverfolgt und es werden Chancen der Bahn auf Fernrelationen, die für ICE Ausbau zu wenig Potenzial haben, nicht genutzt. In Deutschland sind eine Reihe von Strecken im Mittelgebirge für Neigetechnik prädestiniert, zu denen meist parallel moderne – sehr gut trassierte – Autobahnen verlaufen und die Wettbewerbsposition der Bahn ungünstig ist.
Bsp in BW: Gäubahn, Stuttgart-Nürnberg, Stuttgart Würzburg.
Bsp in BY: München- Hof, Nürnberg-Hof, Nürnberg – Tschechien, Nürnberg- Jena- Leipzig, Würzburg – Hof.
Bsp in Ostdeutschland: Hof – Dresden, Erfurt – Jena ‑Chemnitz, Leipzig- Chemnitz
Bsp in RLP-Saarland: Koblenz- Saarbrücken- Mannheim
Bsp in Hessen-NRW: Ruhr-Sieg-Strecke, Eisenach – Kassel- Hamm.
Aufzählung nicht vollständig.
Es fehlt eine zukunftsorientierte Fahrzeugkonzeption. Diese müsste Plattform für InteRegioverkehre und RE Verkehre sein, die sich je nach Einsatzbereich nach Zuglänge und Ausstattung variieren lässt.
Es gibt Forschungs- und Entwicklungsbedarf: Beseitigung der Nachteile und Probleme bisheriger Fahrzeuge. Fernverkehr und die Aufgabenträger der Länder müssten zusammen auftreten, damit eine für die Industrie interessante Fahrzeugzahl beschafft werden könnte.
Danke für Ihren Kommentar. Die Chancen für die Neigetechnik stehen schlecht. Die DB will sie nicht fahren. Der Bund will die DB nicht dazu “zwingen”. Auch andere Bahnunternehmen drängen sich nicht auf. Die Neigetechnik-Technologie wird von der Bahnindustrie mangels Nachfrage schon länger nicht mehr weiter entwickelt. Auf die Ausbaupläne der Gäubahn hat das gravierende Auswirkungen. Ohne Neigetechnik besteht ein anderer und deutlich weitergehender Ausbaubedarf. Das bedarf der raschen Klärung.
Für die Gäu-Gemeinden entlang der Achse (Eutingen -) Bondorf – Gäufelden – Herrenberg – bis Böblingen/Sindelfingen und darüber hinaus bis nach Stuttgart ist der rasche Ausbau nicht nur zur Erreichung von Pünktlichkeitszielen eminent wichtig. Diesen vor dem Hintergrund des drohenden Verkehrsinfarkts während des Ausbaus und Überdeckelung der A81 immer weiter zu schieben, grenzt schon an Fahrlässigkeit. Neigetechnik hin oder her, der Ausbau MUSS dringend angegangen werden und zwar auf zukunftsfähigem Niveau!
Da muss man etwas differenzieren: Für den Ausbauabschnitt Horb-Neckarhausen besteht Baurecht, die Bahn könnte mit dem Ausbau beginnen. Die anderen Ausbauabschnitte sind so platziert, dass sich dort Neigetechnikzüge begegnen würden. Da deren Einsatz unwahrscheinlich ist, muss hier eine Klärung herbei geführt werden. Diese Unsicherheit spricht für einen weitaus größeren Ausbau als im Bedarfsplan des Bundes vorgesehen. Das muss jetzt endlich geklärt werden.