Hilferuf als Anlass für einen Unternehmensbesuch

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29.07.2020

Das Hakawerk produziert Reinigungsmittel

Wal­den­buch steht nicht aus­schließ­lich für Scho­ko­la­de. Es hat mit dem Haka­werk noch wei­te­res inter­es­san­tes Unter­neh­men zu bie­ten. Seit 1946 besteht das Fami­li­en­un­ter­neh­men, das bereits in 3. Gene­ra­ti­on geführt wird, und fast von Anfang an in Wal­den­buch pro­du­ziert. Bekannt gewor­den ist es mit Neu­tral­sei­fe. Heu­te hat es mit sei­nen 110 Beschäf­tig­ten am ein­zi­gen Stand­ort weit­aus mehr zu bie­ten.

Das Unter­neh­men war mir schon als Kind ein Begriff. Bei uns gehör­te „Neu­tral­sei­fe“ von Haka zum All­tag in Küche, Bad und anders­wo. Neu­tral­sei­fe ist, so heißt es auf der Home­page des Unter­neh­mens,  „ein pH-neu­tra­ler Uni­ver­sal­rei­ni­ger, der ohne Ver­wen­dung von Phos­pha­ten und Form­alde­hyd her­ge­stellt wird und voll­stän­dig bio­lo­gisch abbau­ba­re Ten­si­de ent­hält. Sie kann für alle im Haus­halt anfal­len­den Rei­ni­gungs­ar­bei­ten ein­ge­setzt wer­den. Das Wun­der­mit­tel hat mehr als 100 Anwen­dungs­mög­lich­kei­ten.“ Gemeint ist damit, dass es wegen sei­ner ph-Neu­tra­li­tät auf allen Mate­ria­li­en ange­wandt wer­den kann.

Das Unter­neh­men hat über die Jah­re sein Sor­ti­ment deut­lich auf inzwi­schen 90 Pro­duk­te aus­ge­baut. Heu­te wer­den auch Wasch­mit­tel, spe­zi­fi­sche Rei­ni­gungs­mit­tel für Küche, Bad, Glas, Boden und Möbel, Pflan­zen­dün­ger und Pro­duk­te für die Kör­per- und Zahn­pfle­ge ange­bo­ten. Neu im Ange­bot gibt es auch ein Hän­de-Des­in­fek­ti­ons­mit­tel. Der Ver­trieb läuft seit eh und je über­wie­gend über selbst­stän­di­ge Außen­dienst-Mit­ar­bei­ten­de.

Bereits sehr früh wur­den Umwelt­the­men besetzt. Der Home­page ist bei­spiels­wei­se zu ent­neh­men, dass kein Mikro­plas­tik ein­ge­setzt und mate­ri­al­spa­ren­de Nach­füll­sys­te­me ange­bo­ten wer­den. Im Gespräch mit Unter­neh­mens­ver­tre­te­rin­nen, dar­un­ter der Geschäfts­füh­re­rin, stell­ten wir hier­zu eini­ge Nach­fra­gen. So wird Palm­öl als Grund­la­ge für die Ten­si­de ein­ge­setzt, das immer wie­der in der Kri­tik steht. Der Grund hier­für sei, dass nach­wach­sen­de Alter­na­ti­ven wie Raps­öl im Anbau mehr Flä­chen bean­spru­chen wür­den. In eini­gen weni­ger und weni­ger wer­den­den Pro­duk­ten (auch der Neu­tral­sei­fe) wer­den auch Mine­ral­öle ein­ge­setzt. Alter­na­tiv könn­ten auch hier pflanz­li­che Öle ein­ge­setzt wer­den. Dadurch wür­den die Pro­duk­te aber eine ande­re, manch­mal nicht gewünsch­te, Kon­sis­tenz erhal­ten. Außer­dem könn­ten, so wur­de und erläu­tert, bei einem Teil der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten All­er­gien auf­tre­ten, die es bei Par­af­fin nicht gäbe. Manch­mal sind die Din­ge viel­leicht nicht ganz so ein­fach, wie man bis­wei­len meint …

All die­se The­men wären schon genug Anlass für einen Unter­neh­mens­be­such gewe­sen und ein sol­cher stand auch tat­säch­lich schon län­ger auf mei­ner Ideen­lis­te. Ich habe die­sen nun jedoch vor­ge­zo­gen. Aus­lö­ser war ein Schrei­ben des Unter­neh­mens, das mit „Armes Deutsch­land“ über­schrie­ben war. Das Unter­neh­men berich­te­te dar­in, dass gleich zu Beginn der Coro­na­kri­se sehr vie­le Anfra­gen von Ämtern, Behör­den und ande­ren öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen ein­ge­gan­gen waren, die drin­gend Flüs­sig­sei­fen benö­tig­ten, von ihren bis­he­ri­gen Lie­fe­ran­ten aber nicht aus­rei­chend belie­fert wer­den konn­ten. Haka bedien­te die gestie­ge­ne Nach­fra­ge ger­ne und konn­te die­se jeder­zeit befrie­di­gen. Es wur­de und wird im Ein­schicht­be­trieb gear­bei­tet. Vor allem im „Flüs­sig­be­reich“ gab und gibt es freie Kapa­zi­tä­ten. Das Unter­neh­men ärger­te sich zugleich aber dar­über, dass die Neu­kun­den alle­samt erklärt hat­ten, schnellst­mög­lich wie­der zu ihren (preis­wer­te­ren) bis­he­ri­gen Lie­fe­ran­ten zurück­keh­ren zu wol­len. Der Grund lt. Haka: Da nahe­zu die gan­ze Wert­schöp­fungs­ket­te von der fest ange­stell­ten Beleg­schaft am Fir­men­sitz in Wal­den­buch erbracht wird, sind die Pro­duk­te teu­rer. Das Ver­hal­ten öffent­li­cher Insti­tu­tio­nen empört die Wal­den­bu­cher Fir­ma: „ Die­je­ni­gen, die für die Rege­lung, Über­wa­chung der Ein­hal­tung und Bei­trei­bung der Bei­trä­ge zustän­dig sind, sind ihrer­seits nicht bereit, den Preis dafür zu zah­len.“

Die­se Ver­är­ge­rung kann ich gut ver­ste­hen. Daher war und ist es mir ein Anlie­gen, die­se The­ma­tik in die Öffent­lich­keit zu tra­gen und für den Erhalt und bes­ser noch den Aus­bau regio­na­ler Wert­schöp­fungs­ket­ten zu wer­ben.