Brief an Landkreise und VRS
Sehr geehrter Damen und Herren,
der Ausbau des Schienenverkehrs in der Region Stuttgart hat einen hohen Stellenwert, um die Mobilität von Menschen mit klimafreundlichen Verkehrsmitteln zu ermöglichen und zu verbessern. Insbesondere ein Anschluss an den Schienenverkehr ist dabei von hoher Bedeutung, da dieser oftmals einhergeht mit verkürzten Fahrzeiten, zuverlässigen und häufiger verkehrenden Angeboten. Die Akzeptanz schienengebundener Verkehrsträger ist überdies deutlich höher als die von Bussen.
Insbesondere die Region Kirchheim/Weilheim/Boll könnte vom Ausbau der Schiene stark profitieren. Aktuell endet in Kirchheim die S‑Bahn und die Teckbahn ergänzt das Angebot bis Oberlenningen. Durch die Aktivitäten der beiden Landkreise Göppingen und Esslingen sowie des Landes Baden-Württemberg ist eine zusätzliche Strecke nach Göppingen über Bad Boll im Bereich des Möglichen.
In einer Masterarbeit der Universität Stuttgart von dem Verkehrsingenieur Jonas Steiner wurde jetzt eine Verlängerung der S‑Bahn nach Weilheim an der Teck untersucht. In bestimmten Fällen konnte hierbei selbst mit dem derzeit gültigen Verfahren der sog. Standardisierten Bewertung ein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis erreicht werden. Dies zeigt das Potential der Reaktivierung deutlich auf und muss jetzt genutzt werden. Mit der für Jahresende erwarteten neuen „Standi“ könnte das Ergebnis noch besser ausfallen, da die besonderen Situationen der Randlagen von Ballungsräumen stärker berücksichtigt werden.
Eine Verlängerung der S‑Bahn nach Weilheim an der Teck würde zum einen weitere Gemeinden und Städte an ein attraktives Schienennetz anbinden. Außerdem könnten so bereits Synergieeffekte für den Bau der Strecke nach Bad Boll entstehen, da die Strecken zumindest bis Holzmaden mitgenutzt werden könnten. Zudem würde bei einer Verlängerung der S‑Bahn die Strecke auch elektrifiziert, was wiederum verschiedenen denkbaren Antriebstechnologien für die Strecke nach Bad Boll dienen könnte. Da die Strecke zu großen Teilen noch gewidmet ist, wäre der Aufwand für eine Reaktivierung vergleichsweise gering.
Wie wir aus Gesprächen mit Ihnen wissen, wird zwischen Land, Region und Landkreisen unter Federführung des Landkreises Göppingen derzeit eine Untersuchung hinsichtlich einer Reaktivierung der Strecke nach Boll einerseits, Weilheim an der Teck andererseits und einer eventuellen Durchbindung von Kirchheim unter Teck über Göppingen durchgeführt. Wir halten den derzeitigen Moment für gut geeignet, den Untersuchungsgegenstand zu ergänzen.
Daher schlagen wir vor, die Reaktivierung nach Weilheim an der Teck in Form einer Verlängerung der S‑Bahn-Linie S 1 in die aktuell laufenden Untersuchungen für eine Reaktivierung der Strecke Göppingen – Bad Boll mit Verlängerung nach Kirchheim miteinzubeziehen.
In der Masterarbeit wurde zudem ein Regionalhalt auf der Höhe Holzmaden an der Schnellfahrstrecke Wendlingen – Ulm untersucht. Dies könnte die Region schnell an den IRE-Verkehr zwischen Stuttgart und Ulm anschließen. Dadurch würden sich zum einen die Fahrzeiten nach Stuttgart deutlich reduzieren, zum anderen gäbe es erstmalig eine außerordentlich schnelle Verbindung nach Ulm und an den Bodensee. Von dieser könnte die Region langfristig profitieren, da durch die verkürzten Fahrzeiten die gesamte Region an Attraktivität gewinnt. Daher schlagen wir eine Untersuchung vor, die die verschiedenen Möglichkeiten einer Anbindung der Region rund um Kirchheim an die Schnellfahrstrecke Wendlingen – Ulm untersucht. Dies könnte zum einen der in einer Studie für die Region Stuttgart vorgeschlagenen Stuttgart-Kirchheim-Express mit direkter Anbindung von Kirchheim sein oder der Regionalbahnhof bei Holzmaden, der im Zusammenspiel mit der Verlängerung der S‑Bahn nach Weilheim für eine gute Anbindung der Region sorgen könnte.
Letztlich muss es darum gehen, alle vorliegenden Ideen für die deutliche Stärkung des Schienenverkehrs in und zwischen den Räumen Kirchheim unter Teck und Göppingen zu untersuchen und zu bewerten, um dann schnell zu einer politischen Entscheidung und Umsetzung kommen zu können.
Gerne können wir die Thematik auch in einem persönlichen Gespräch vertiefen.
Mit freundlichen Grüßen
Hinweis: Dieser Brief wurde von Andreas Schwarz MdL und mir an die beiden Landkreis Göppingen und Esslingen sowie an den Verband Region Stuttgart (VRS) verschickt.