Ideen für pünktlichere Fernzüge

Hinweis: Dieser Beitrag ist schon älter und wurde möglicherweise noch nicht in das neue Format umgewandelt.

11.06.2019

Studie im Auftrag der Grünen im Bundestag

Die Deut­sche Bahn ver­fehlt seit län­ge­rem ihre selbst gesteck­ten Pünkt­lich­keits­zie­le. Dabei gilt nach ihrer Defi­ni­ti­on ein Zug erst ab sechs Minu­ten Ankunfts­ver­spä­tung als unpünkt­lich. Gleich­zei­tig nicht erfasst wird eine sog. Anschluss­pünkt­lich­keit, die zeigt, wie oft Kund*innen infol­ge unpünkt­li­cher Züge ihre Anschlüs­se tat­säch­lich ver­pas­sen. Der Frust ist groß, die Ideen bei der Deut­schen Bahn und Bund dafür ziem­lich beschei­den.

Wie lässt sich das Pünkt­lich­keits­di­lem­ma wie­der in den Griff bekom­men? Und was kann vor allem kurz­fris­tig dafür getan wer­den, damit der Bahn­ver­kehr wie­der pünkt­li­cher und ins­ge­samt zuver­läs­si­ger wird?

Eine aktu­el­le Stu­die der KCW GmbH im Auf­trag der Bun­des­tags­frak­ti­on von Bünd­nis 90/Die Grü­nen wid­met sich genau die­sen Fra­gen und schlägt kurz‑, mit­tel- bis lang­fris­ti­ge Maß­nah­men vor, mit denen dau­er­haf­te und deut­li­che Effek­te zur Stei­ge­rung der Pünkt­lich­keits­ra­ten erreicht wer­den kön­nen.

Span­nend sind vor allem die­je­ni­gen Maß­nah­men, die inner­halb eines abseh­ba­ren Zeit­ho­ri­zonts, d. h. kurz- und mit­tel­fris­tig, rea­li­siert wer­den könn­ten. Aus den genann­ten Maß­nah­men der Stu­die las­sen sich fol­gen­den For­de­run­gen for­mu­lie­ren:

  • Die Deut­sche Bahn muss für ein stan­dar­di­sier­tes Umlei­tungs­kon­zept im Fal­le von Stre­cken­sper­run­gen sor­gen.
  • In Kno­ten­bahn­hö­fen müs­sen Zug­re­ser­ven erhöht wer­den, die im Fall von im Betrieb aus­schei­den­den Zügen schnell ein­ge­setzt wer­den kön­nen.
  • Die DB Netz soll­te die Auf­ga­be über­neh­men, eige­ne Abschlepp- und Schnee­pflug­loks bereit­zu­stel­len.
  • Der Fahr­zeug­ein­satz muss nach Lini­en sor­tiert wer­den, um Instand­hal­tungs­pro­zes­se zu ver­ein­fa­chen und zu beschleu­ni­gen.
  • Fahr­zeu­ge soll­ten best­mög­lich für den Ein­satz auf unter­schied­li­chen Stre­cken aus­ge­stat­tet wer­den, um zu ver­mei­den, dass auf bestimm­ten Stre­cken bestimm­te Fahr­zeu­ge nicht ein­ge­setzt wer­den kön­nen.
  • Per­so­nal­pla­nun­gen sind recht­zei­tig auf den Weg zu brin­gen und für Per­so­nal­wech­sel muss genü­gend Zeit ein­ge­räumt wer­den.
  • Das Buchungs- und Aus­kunfts­sys­tem muss ehr­li­cher wer­den und Fahr­gast­wech­sel­zei­ten müs­sen inklu­si­ve even­tu­el­ler Bahn­steig­wech­sel gedacht und an der rea­len Pra­xis ori­en­tiert wer­den.
  • Fahr­gast­rech­te soll­ten ein­fa­cher in Anspruch genom­men wer­den kön­nen und näher an den Bedürf­nis­sen der Kund*innen aus­ge­rich­tet sein.

Mein Fazit: „Wir Grü­nen wol­len, dass wie­der mehr als 90 Pro­zent der Züge pünkt­lich fah­ren. Dafür braucht es mehr als aktio­nis­ti­sche „Fünf-Punk­te-Plä­ne“ der Deut­schen Bahn. Wir brau­chen eine bahn­po­li­ti­sche Agen­da, die die Ver­dop­pe­lung der Fahr­gast­zah­len im Schie­nen­ver­kehr bis 2030 als ver­bind­li­ches Ziel ver­folgt und die Umset­zung der dafür erfor­der­li­chen Maß­nah­men. Die Infra­struk­tur muss für die­ses Ziel leis­tungs­fä­hig aus­ge­baut wer­den. Der DB-Kon­zern muss dazu ange­hal­ten wer­den, sei­nen Fuhr­park ent­spre­chend auf­zu­sto­cken. Eine aus­rei­chen­de Reser­ve ist bei allen künf­ti­gen Fahr­zeug­be­stel­lun­gen zu berück­sich­ti­gen. Schließ­lich steht und fällt das zen­tra­le bahn­po­li­ti­sche Pro­jekt mit einer hohen Pünkt­lich­keit: Auch der Deutsch­land-Takt kann nur funk­tio­nie­ren, wenn die Fahr­gäs­te in den Kno­ten­bahn­hö­fen ver­läss­lich ihre Anschluss­zü­ge errei­chen.“