Im Gespräch mit der Busbranche

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BDO

13.06.2015

Die Bedeu­tung von Bus­sen inner­halb des öffent­li­chen Ver­kehrs wird häu­fig unter­schätzt. Doch allei­ne im Jahr 2014 beför­der­ten sie 5,3 Mil­li­ar­den Fahr­gäs­te Fahr­gäs­te. Bei den Eisen­bah­nen inklu­si­ve S‑Bahnen waren es 2,5 und bei den Stra­ßen- und U‑Bahnen 3,8 Mil­li­ar­den Fahr­gäs­ten. Seit der Libe­ra­li­sie­rung des Fern­bus­mark­tes zum Jah­res­be­ginn 2013 gewann der Fern­bus für die meis­ten Beob­ach­ter über­ra­schend schnell vie­le Fahr­gäs­te – par­al­lel dazu ver­bes­ser­te sich das Image des Bus­ses als Ver­kehrs­mit­tel, vor allem unter jun­gen Men­schen. Im Jahr 2014 waren es Schät­zun­gen zufol­ge knapp 20 Mil­lio­nen Per­so­nen­fahr­ten. Im lau­fen­den Jahr wird mit rund 25 Mil­lio­nen gerech­net.

Mit dem Bun­des­ver­band Deut­scher Omni­bus­un­ter­neh­mer (BDO) bin ich daher regel­mä­ßig im Gespräch. Der BDO ist der Spit­zen­ver­band der deut­schen Bus­bran­che und ver­tritt die Inter­es­sen von 3.000 über­wie­gend mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men aus dem Bereich Per­so­nen­nah­ver­kehr, Bus­tou­ris­tik und Fern­li­ni­en­bus. Kürz­lich traf ich mich wie­der mit BDO-Ver­tre­te­rIn­nen (sie­he Foto).

Die Grü­nen haben der Libe­ra­li­sie­rung des Fern­bus­mark­tes zuge­stimmt – und wür­den es heu­te wie­der tun. Denn der Bus ist – einen hohen Beset­zungs­grad vor­aus­ge­setzt – ein ver­hält­nis­mä­ßig umwelt­freund­li­ches und auf jeden Fall fle­xi­bles Ver­kehrs­mit­tel. Die größ­te Mei­nungs­ver­schie­den­heit zwi­schen Grü­nen und BDO damals wie heu­te ist die Fra­ge der Bus­maut. Ich habe daher auch im Gespräch deut­lich gemacht, dass es unlo­gisch ist, die LKW-Maut auf 7,5 Ton­nen zu sen­ken und per­spek­ti­visch sogar auf 3,5 Ton­nen, eine (wenn auch strit­ti­ge) Maut für PKW ein­zu­füh­ren und aus aller Maut­aus­wei­tung die Bus­se aus­zu­neh­men. Wenn schon Nut­zer­fi­nan­zie­rung, dann müs­sen sich auch alle betei­li­gen, die die Infra­struk­tur benut­zen und nach­weis­lich abnut­zen. Der BDO argu­men­tiert dage­gen, dass bereits aus­rei­chend KfZ- und Mine­ral­öl­steu­er gezahlt wer­de. Für mich ist klar abseh­bar, dass die Maut für (Fern-)Busse kom­men wird. Dafür tip­pe ich auf das Jahr 2017.

Einig­keit bestand hin­ge­gen in Sachen Hal­te­stel­len­in­fra­struk­tur. Die­se ist vie­ler­orts unzu­mut­bar. Fahr­gäs­te müs­sen ohne Wet­ter­schutz auf ihren Bus war­ten, fin­den häu­fig nicht die not­wen­di­gen Rei­se­infor­ma­tio­nen wie Fahr­plä­ne vor oder müs­sen die Bus­se im flie­ßen­den Ver­kehr be- und ent­la­den, weil es kei­ne geeig­ne­ten Bus­bahn­hö­fe mit aus­rei­chen­der Kapa­zi­tät gibt. Mei­ne For­de­rung: Der Bund erhebt die Bus­maut. Zugleich legt er ein zeit­lich befris­te­tes För­der­pro­gramm auf, mit dem die Kom­mu­nen die benö­tig­te Infra­struk­tur bau­en oder sanie­ren kön­nen. Dass Nut­zungs­ge­büh­ren erho­ben wer­den kön­nen, ist selbst­ver­ständ­lich und wird von der Bus­bran­che akzep­tiert. Der BDO nimmt die zuneh­men­de Akzep­tanz der Fern­bus­se durch die Kom­mu­nen wahr. Die­se wür­den in die­sem neu­en Mobi­li­täts­an­ge­bot eine Berei­che­rung für ihre Bür­ge­rin­nen und Bür­ger sehen. Dies deckt sich mit mei­nen Erfah­run­gen aus Gesprä­chen mit Städ­ten und Gemein­den.

Mit dem Fach­kräf­te­man­gel haben wir ein wei­te­res The­ma dis­ku­tiert. Die Bra­che sieht ihre Wachs­tums­po­ten­tia­le als gefähr­det an. Kri­tisch gese­hen wird die För­de­rung des Füh­rer­schein­er­werbs durch die Bun­des­agen­tur für Arbeit. Zu vie­le Men­schen, die arbeits­los gemel­det sind, bekom­men den Füh­rer­schein finan­ziert, wol­len anschlie­ßend aber nicht als Bus­fah­rer arbei­ten (genau das­sel­be Pro­blem haben übri­gens die Schie­nen­bah­nen!).

Blick in die Zukunft: Der BDO rech­net im Jahr 2015 mit etwa 25 Mil­lio­nen Fern­bus-Fahr­gäs­ten. Das wäre ein Plus um 25 bis 50 Pro­zent (für 2014 lie­gen noch kei­ne genau­en Zah­len vor). Das Wachs­tum soll über­wie­gend im grenz­über­schrei­ten­den Bus­ver­kehr sowie im Nacht­bus­ver­kehr erfol­gen. Mit wei­te­ren bedeu­ten­den Markt­ein­trit­ten neu­er Anbie­ter oder Fusio­nen wie zwi­schen Mein­Fern­bus und Flix­bus zu Jah­res­be­ginn wird in abseh­ba­rer Zeit nicht gerech­net.