Flughafen-Bahnhöfe in Stuttgart besonders fragwürdig
Die Anzahl der Fernverkehrsanschlüsse an deutschen Flughäfen wird seit Jahren immer weiter ausgedünnt. Dies ergibt sich aus der Antwort der Bundesregierung auf eine von mir initiierte Anfrage.
Einzig am Flughafen Frankfurt gab es in den letzten 20 Jahren ein deutliches Wachstum an Fernverbindungen. An den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn und Leipzig/Halle ist das Angebot im Fernverkehr dagegen rückläufig. Der Flughafen Berlin-Schönefeld wird von gar keinen Fernzügen mehr angefahren. Nähere Infos siehe unten.
In ihrer Antwort auf die Anfrage schreibt die Bundesregierung, zusätzliche Zwischenhalte an Flughäfen abseits der aufkommensstarken Innenstädte würden nur von wenigen Reisenden genutzt werden und die Fahrzeit für die Mehrheit der Reisenden zwischen den Innenstädten verschlechtern. Ursache für Reduzierungen und Stilllegungen von Fernverkehrshalten seien auf schwache Nachfrage, Fahrplankonflikte und die Umsetzung neuer Verkehrskonzepte zurückzuführen.
Zu den am Flughafen Stuttgart geplanten neuen Bahnhöfen können Bund und Deutsche Bahn noch immer weder die voraussichtlichen Kosten noch die zu erwartende Anzahl an Fernzügen benennen. Danach frage ich regelmäßig, bekomme aber nie eine Antwort, mit der sich die sehr hohen Investitionen rechtfertigen ließen.
Meine Bewertung:
Mancherorts wurden mit hohem Aufwand Fernverkehrsbahnhöfe errichtet und damit in der Öffentlichkeit hohe Erwartungen geweckt, die mehr und mehr enttäuscht werden. Solche Bahnhöfe laufen Gefahr, als unsinnige Investitionsgräber zu enden. Dasselbe Schicksal droht auch den geplanten Bahnhöfen am Flughafen auf den Fildern, von denen weder die Kosten noch die Anzahl der voraussichtlich haltenden Fernverkehrszüge bekannt sind. Klar dürfte nur so viel sein: Die in einem Werbefilm der Deutschen Bahn zu sehenden ICE-Züge werden am Flughafen niemals regulär halten.
Einfach mal zu bauen und danach zu schauen, was man mit der neuen Infrastruktur anfangen wird ist von gestern. Moderne Bahnpolitik zeichnet sich dadurch aus, dass man erst ein für die Fahrgäste attraktives Fahrplankonzept entwickelt und dann die Infrastruktur daran ausrichtet.
Hintergrundinformationen
Seit dem Start der Neubaustrecke Köln – Frankfurt im Jahr 2002 und dem Ausbau der Strecke Hamburg – Berlin im Jahr 2004 wurde der Flugverkehr auf diesen Strecken eingestellt. Aktuell will die Deutsche Bahn auf der Strecke zwischen Berlin und München mit einer Reisezeit von etwa vier Stunden einen Marktanteil von 50 Prozent erreichen. Hier wurden bereits Flüge gestrichen.
Übersicht der Angebotsentwicklung
Frankfurt am Main Flughafen Fernbahnhof
1999: 28 ICE, 28 IC, 24 EC = 80 Abfahrten pro Werktag
2018: 161 ICE, 16 IC = 177 Abfahrten pro Werktag
Düsseldorf Flughafen
2000: 20 ICE, 23 IC, 8 EC = 51 Abfahrten pro Werktag
2018: 32 ICE, 5 IC = 37 Abfahrten pro Werktag
Leipzig/Halle Flughafen
2002: 34 IC-Abfahrten pro Werktag
2018: 16 IC-Abfahrten pro Werktag
Köln/Bonn Flughafen
2004: 16 ICE-Abfahrten pro Werktag
2018: 13 ICE-Abfahrten pro Werktag
Quelle: Deutscher Bundestag, Drucksache 19/4258