Immer weniger Fernzüge an deutschen Flughäfen

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16.10.2018

Flughafen-Bahnhöfe in Stuttgart besonders fragwürdig

Die Anzahl der Fern­ver­kehrs­an­schlüs­se an deut­schen Flug­hä­fen wird seit Jah­ren immer wei­ter aus­ge­dünnt. Dies ergibt sich aus der Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf eine von mir initi­ier­te Anfra­ge.

Ein­zig am Flug­ha­fen Frank­furt gab es in den letz­ten 20 Jah­ren ein deut­li­ches Wachs­tum an Fern­ver­bin­dun­gen. An den Flug­hä­fen Düs­sel­dorf, Köln/Bonn und Leipzig/Halle ist das Ange­bot im Fern­ver­kehr dage­gen rück­läu­fig. Der Flug­ha­fen Ber­lin-Schö­ne­feld wird von gar kei­nen Fern­zü­gen mehr ange­fah­ren. Nähe­re Infos sie­he unten.

In ihrer Ant­wort auf die Anfra­ge schreibt die Bun­des­re­gie­rung, zusätz­li­che Zwi­schen­hal­te an Flug­hä­fen abseits der auf­kom­mens­star­ken Innen­städ­te wür­den nur von weni­gen Rei­sen­den genutzt wer­den und die Fahr­zeit für die Mehr­heit der Rei­sen­den zwi­schen den Innen­städ­ten ver­schlech­tern. Ursa­che für Redu­zie­run­gen und Still­le­gun­gen von Fern­ver­kehrs­hal­ten sei­en auf schwa­che Nach­fra­ge, Fahr­plan­kon­flik­te und die Umset­zung neu­er Ver­kehrs­kon­zep­te zurück­zu­füh­ren.

Zu den am Flug­ha­fen Stutt­gart geplan­ten neu­en Bahn­hö­fen kön­nen Bund und Deut­sche Bahn noch immer weder die vor­aus­sicht­li­chen Kos­ten noch die zu erwar­ten­de Anzahl an Fern­zü­gen benen­nen. Danach fra­ge ich regel­mä­ßig, bekom­me aber nie eine Ant­wort, mit der sich die sehr hohen Inves­ti­tio­nen recht­fer­ti­gen lie­ßen.

Mei­ne Bewer­tung:

Man­cher­orts wur­den mit hohem Auf­wand Fern­ver­kehrs­bahn­hö­fe errich­tet und damit in der Öffent­lich­keit hohe Erwar­tun­gen geweckt, die mehr und mehr ent­täuscht wer­den. Sol­che Bahn­hö­fe lau­fen Gefahr, als unsin­ni­ge Inves­ti­ti­ons­grä­ber zu enden. Das­sel­be Schick­sal droht auch den geplan­ten Bahn­hö­fen am Flug­ha­fen auf den Fil­dern, von denen weder die Kos­ten noch die Anzahl der vor­aus­sicht­lich hal­ten­den Fern­ver­kehrs­zü­ge bekannt sind. Klar dürf­te nur so viel sein: Die in einem Wer­be­film der Deut­schen Bahn zu sehen­den ICE-Züge wer­den am Flug­ha­fen nie­mals regu­lär hal­ten.

Ein­fach mal zu bau­en und danach zu schau­en, was man mit der neu­en Infra­struk­tur anfan­gen wird ist von ges­tern. Moder­ne Bahn­po­li­tik zeich­net sich dadurch aus, dass man erst ein für die Fahr­gäs­te attrak­ti­ves Fahr­plan­kon­zept ent­wi­ckelt und dann die Infra­struk­tur dar­an aus­rich­tet.

 

Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen

Seit dem Start der Neu­bau­stre­cke Köln – Frank­furt im Jahr 2002 und dem Aus­bau der Stre­cke Ham­burg – Ber­lin im Jahr 2004 wur­de der Flug­ver­kehr auf die­sen Stre­cken ein­ge­stellt. Aktu­ell will die Deut­sche Bahn auf der Stre­cke zwi­schen Ber­lin und Mün­chen mit einer Rei­se­zeit von etwa vier Stun­den einen Markt­an­teil von 50 Pro­zent errei­chen. Hier wur­den bereits Flü­ge gestri­chen.

Über­sicht der Ange­bots­ent­wick­lung

Frank­furt am Main Flug­ha­fen Fern­bahn­hof

1999: 28 ICE, 28 IC, 24 EC = 80 Abfahr­ten pro Werk­tag

2018: 161 ICE, 16 IC = 177 Abfahr­ten pro Werk­tag

Düs­sel­dorf Flug­ha­fen

2000: 20 ICE, 23 IC, 8 EC = 51 Abfahr­ten pro Werk­tag

2018: 32 ICE, 5 IC = 37 Abfahr­ten pro Werk­tag

Leipzig/Halle Flug­ha­fen

2002: 34 IC-Abfahr­ten pro Werk­tag

2018: 16 IC-Abfahr­ten pro Werk­tag

Köln/Bonn Flug­ha­fen

2004: 16 ICE-Abfahr­ten pro Werk­tag

2018: 13 ICE-Abfahr­ten pro Werk­tag

Quel­le: Deut­scher Bun­des­tag, Druck­sa­che 19/4258