In drei Tagen zu Fuß von Geislingen (Steige) über Heidenheim nach Königsbronn

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09.08.2015

Bericht über meine zweite Drei-Tages-Wanderung durch die Region

Mei­ne zwei­te drei­tä­gi­ge Wan­de­rung in die­sem Jahr durch die Regi­on führ­te mich von Geis­lin­gen an der Stei­ge über Hei­den­heim nach Königs­bronn.

Erster Tag

Zum Auf­takt besuch­te ich in Beglei­tung das Michel­berg­gym­na­si­um in Geis­lin­gen: Die Schu­le wird der­zeit grund­le­gend saniert und zum Aktiv-Ener­gie-Haus umge­baut. Außer­dem wer­den alle Räu­me bar­rie­re­frei erreich­bar. Stadt­rat Bern­hard Leh­le, Man­fred Bin­der (Grü­ner OV), der Hoch­bau­amts­lei­ter der Stadt sowie der Schul­lei­ter führ­ten mich durch die Bau­stel­le und aufs Dach der 38 Jah­re alten Schu­le. Für 16,5 Mil­lio­nen Euro – ein Neu­bau hät­te 25 bis 30 Mil­lio­nen gekos­tet – wird das Gebäu­de iso­liert und künf­tig mit Solar­wär­me, die in 63 Metern Tie­fe im Gestein gespei­chert wird, beheizt. Die Schu­le erhält zudem Solar­an­la­gen auf dem Dach, an der Fas­sa­de und im Ober­licht des künf­tig über­dach­ten Innen­ho­fes inte­griert. Es wird mit einer Amor­ti­sa­ti­ons­zeit von sechs bis zehn Jah­ren gerech­net. Beson­ders ist auch, dass die sehr auf­wän­di­ge Sanie­rung unter Betrieb statt­fin­det.

Die zwei­te Sta­ti­on in Geis­lin­gen war der Gemein­schafts­gar­ten an der ehe­ma­li­gen Bahn­tras­se. Dort bau­en etwa zehn Per­so­nen in rund zwan­zig Bee­ten Toma­ten, Kräu­ter, Papri­ka und vie­les mehr an. Ein schö­nes Pro­jekt des gemein­schaft­li­chen Gärt­nerns. Die Flä­che wird von der Stadt zunächst nur für ein Jahr befris­tet zur Ver­fü­gung gestellt.

Auch um das The­ma Nah­rungs­mit­tel ging es dann im inha­ber­be­trie­be­nen Natur­kost­la­den “Son­nen­blu­me”. Der Laden wur­de von den Lese­rIn­nen der Zeit­schrift „Schrot und Korn“ bereits zwei­mal zum „Bio­la­den des Jah­res“ gekürt wor­den. Dort haben wir uns über aktu­el­le Ernäh­rungs­trends, die Situa­ti­on von nicht Ket­ten ange­hö­ri­gen Bio­lä­den, Ver­brau­cher­schutz- und Infor­ma­ti­on sowie die bio­lo­gi­schen Land­bau unter­hal­ten.

Wes­halb Geis­lin­gen den Namens­zu­satz „an der Stei­ge“ erhal­ten hat, spür­te ich dann beim Auf­stieg hin­auf auf die schö­ne Alb. In Ger­stet­ten stieg ich in einem Hotel ab. Zuvor ver­brach­ten wir aber noch einen gesel­li­gen Abend im Bier­gar­ten.

Zweiter Tag

Zusam­men mit Bern­hard Leh­le und Land­tags­kan­di­dat Mar­tin Grath haben ich mir einen Holz­re­cy­cling-Betrieb in Ger­stet­ten (Land­kreis Hei­den­heim) ange­schaut. Hier wird auf vier Hekt­ar Flä­che von rund 30 Beschäf­tig­ten Holz aus Abfäl­len her­aus­sor­tiert und der ther­mi­schen (Ver­bren­nung in Heiz­kraft­wer­ken und Zement­wer­ken) oder stoff­li­chen Ver­wer­tung (Fer­ti­gung von Span­plat­ten) zuge­führt. Nach dem Grad der toxi­schen Belas­tung wird Alt­holz in vier Kate­go­rien ein­ge­teilt. Als beson­ders belas­tet gel­ten bei­spiels­wei­se Bahn­schwel­len und Tele­gra­fen­mas­ten. Wäh­rend frü­her das sor­tier­te Holz bis nach Ita­li­en gelie­fert wur­de, befin­den sich die Her­kunfts­or­te der Mate­ria­li­en wie auch die Kun­den, die die Holz­hack­schnit­zel abneh­men, heu­te alle in der Regi­on.

Biogasanlage

Außer­halb von Ger­stet­ten hat uns ein Jung­land­wirt die genos­sen­schaft­lich erbau­te und betrie­be­ne Bio­gas­an­la­ge vor­ge­stellt. Sie wird zu 70% mit land­wirt­schaft­li­chen Abfäl­len wie Mist “gefüt­tert”. Der Rest ist Gras und Mais. Am zuneh­men­den Mais­an­bau hat sich eine leb­haf­te Dis­kus­si­on ent­zün­det. Wir Grü­nen wol­len Bio­gas, aber kei­ne „Ver­mai­sung“ der Land­wirt­schaft. Der jun­ge Bau­er hat uns sei­ne Sicht­wei­se geschil­dert: Mais pas­se durch­aus in die Frucht­fol­ge. Und da es Land­wir­te gebe, die ohne die Bio­gas­an­la­ge gar kei­nen Mais, son­dern ande­re Früch­te ange­baut haben, sei damit nicht auto­ma­tisch eine Ver­schlech­te­rung für die Umwelt ein­ge­tre­ten. Zumal bei­spiels­wei­se Raps eine deut­lich grö­ße­re Belas­tung für die Umwelt mit sich bräch­te, wenn­gleich dar­über kaum gespro­chen wür­de. Das BHKW läuft wär­me­ge­steu­ert. Dies heißt, die Anla­ge erzeugt nur dann Wär­me und Strom, wenn die Wär­me in den bis­lang rund 80 ans Nah­wär­me­netz ange­schlos­se­nen Pri­vat­haus­hal­ten des Dor­fes benö­tigt wird. Bei feh­len­dem Wär­me­be­darf wird das Gas gespei­chert, bis die Wär­me wie­der nach­ge­fragt wird. Und doch wird eine Strom­men­ge pro­du­ziert, mit der 1.000 Durch­schnitts­haus­hal­te ver­sorgt wer­den kön­nen. Mit dem Nah­wär­me­netz baut die Genos­sen­schaft auf eige­ne Kos­ten auch ein Glas­fa­ser­netz für eine deut­lich bes­se­re Inter­net­ver­sor­gung des Ortes aus. Das war ein span­nen­der Ter­min mit einem vor Moti­va­ti­on und Ideen sprü­hen­den Jung­land­wirt, der viel Freu­de gemacht hat!

Wei­ter ging die Wan­de­rung bei gro­ßer Hit­ze nach Hei­den­heim, wo ich mir in einem Cafe erst ein­mal zwei Limos gönn­te. Der Abend klang gemein­sam mit Mit­glie­dern des Orts­ver­ban­des beim Grie­chen aus.

Dritter Tag

Backen

Das Früh­stück an die­sem Mor­gen muss­te ich mir sel­ber erar­bei­ten. Und zwar beim Schau­ba­cken in der Bio-Bäcke­rei Körn­les­beck von Land­tags­kan­di­dat Mar­tin Grath in Hei­den­heim. Dabei durf­te ich fest­stel­len, dass das mit dem Schlin­gen von Bre­zeln gar nicht so ein­fach ist. Man sah ihnen an, dass sie nicht aus Meis­ter­hand stamm­ten. Mach­te aber nichts. Sie schmeck­ten trotz­dem …

Der Weg führ­te uns wei­ter zur Kunst­müh­le Benz mit Müh­len­la­den in Hei­den­heim-Auf­hau­sen. Wir schau­ten uns das alte (lei­der außer Betrieb befind­li­chen) Holz-Was­ser­rad an. Die – längst mit Strom betrie­be­ne – Getrei­de­müh­le wird in 12. und bald 13. Gene­ra­ti­on geführt. Wir unter­hiel­ten uns mit dem Inha­ber-Ehe­paar über aktu­el­le Ernäh­rungs­trends, die stei­gen­de Nach­fra­ge nach ursprüng­li­chem Getrei­de bei gleich­zei­ti­ger „Geiz ist geil“-Mentalität.

In der Hit­ze lie­fen wir wei­ter zur letz­ten Sta­ti­on mei­ner Drei-Tages-Wan­de­rung in Königs­bronn (Land­kreis Hei­den­heim). Dort kühl­ten wir erst­mal die heiß gelau­fe­nen Füße im acht Grad kal­ten Was­ser des Kneipp-Tret­ba­des und stärk­ten uns anschlie­ßend im Bier­gar­ten. Danach öff­ne­te sich für mich die Tür zur Was­ser­kraft­an­la­ge, die sich direkt an der Brenz­quel­le befin­det. Sie erzeugt Strom für 100 Haus­hal­te.