Probleme mit der Infrastruktur
Die Schwäbische Alb-Bahn führt von Ulm über Schelklingen hinauf nach Münsingen und weiter nach Engstingen (genauer: Kleinengstingen, neue Station in Großengstingen) bis Gammertingen. Eigentlich wäre die Bahnlinie 1999 stillgelegt worden, berichtet Bernd-Matthias Weckler, Geschäftsführer der Schwäbischen Alb-Bahn (AV) im Gespräch. Die Stilllegung sei vom Eisenbahnbundesamt bereits genehmigt gewesen, hätte aber wegen eines Pachtantrags und damit eines erklärten Verkehrsbedarfs nicht vollzogen werden können. Es gelang der Region im Schulterschluss zwischen Gemeinden, Kreisen und dem Land Baden-Württemberg, die Gleise zu erhalten. Neben dem wieder eingerichteten täglichen Betrieb im Personen- und Güterverkehr (unter der Woche sechs Fahrten pro Richtung zwischen Engstingen und Gammertingen) verkehren in der Hauptsaison zusätzlich an Sonn- und Feiertagen Ausflugszüge. An ausgewählten Tagen fährt außerdem der historische Dampfzug. Vor den Toren der Stadt Münsingen gibt es einen Verladebahnhof mit Kopf- und Seitenrampen und Logistikflächen. Weitere Zugangsstellen für den Schienengüterverkehr gibt es an der Station „Heidekapelle“ und in Engstingen. Transportiert wird Holz aus den umliegenden Wäldern, das direkt von dort kommend auf die Güterwagen verladen wird. Ein Teil ist für Schwörer Fertighaus bestimmt, ein anderer wird in die Schweiz geliefert. Eine Besonderheit: Manchmal werden Güterwagen an Personenzüge angehängt.
Zuletzt erfolgte die Reaktivierung des Streckenabschnitts zwischen Kleinengstingen und Gammertingen zum 15.12.2019. Doch das Glück währte nicht lange, denn Ende April 2020 musste der Verkehr auf der gesamten Bahnstrecke zwischen Schelklingen und Gammertingen eingestellt werden. Der Grund lag in einem erhöhten Verschleiß an den Rädern der Schienenfahrzeuge der Schwäbischen Alb-Bahn (SAB). Auch wenn die Auffälligkeiten an den Rädern wohl nicht sicherheitsrelevant waren, so verursachten sie eben Schäden. Mitte Mai wurde der Bahnbetrieb zwischen Kleinengstingen und Schelklingen (-Ulm) wieder aufgenommen. Testfahrten auf dem Abschnitt zwischen Kleinengstingen und Gammertingen “mit seinen außergewöhnlich engen Kurvenradien” ergaben, dass die erhöhten Abnutzungen nach wie vor auftraten. Während die SAB den Bahnverkehr verantwortet, ist die SWEG Schienenwege GmbH für die Strecke zwischen Kleinengstingen und Gammertingen verantwortlich, zwischen Kleinengstingen und Schelklingen handelt es sich um eine Trasse der Deutschen Bahn. Aktuell werden auf dem nach wie vor kritischen Abschnitt Gleise ausgetauscht. Die Wiederaufnahme des durchgehenden Betriebs ist für Oktober 2020 geplant – vorausgesetzt, die Ursache für den starken Räderverschleiß wird mittels weiterer Testfahrten lokalisiert und kann bis dahin behoben werden.
Die Strecke weist aber noch weitere infrastrukturelle Probleme auf. So besteht auf dem 24 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Münsingen und Schelklingen keine Kreuzungsmöglichkeit. Da dort nur Tempo 50 gefahren werden kann, ist die Strecke für längere Zeiträume stets durch nur einen Zug belegt. Eine Kreuzungsstelle würde sich in Hütten anbieten. Pläne hierfür gibt es jedoch keine.
Ein weiteres Problem stellt die Vielzahl an Langsamfahrstellen dar. Statt mit ohnehin schon sehr langsamen 50 Stundenkilometern darf an den nicht technisch gesicherten Bahnübergängen nur mit 20 Stundenkilometer gefahren werden. Ziel der SAB ist, dass in der Regel 60, abschnittsweise auch 80 Stundenkilometer gefahren werden kann. Die dadurch mögliche Fahrzeitverkürzung würde ein besseres Taktangebot ermöglichen.
Um abschließend noch etwas Positives zu berichten: Durch die Einführung der Alb-Card, einer Bonuskarte für Hotelgäste, die zur Nutzung von Bus und Bahn berechtigt, ist die Anzahl der Fahrgäste um über 10 Prozent gestiegen.