Unzureichend und bayern-lastig
Die finale Liste für die Infrastruktur zur Umsetzung des Deutschlandtakts wurde nun endlich – wenngleich mit erheblichem Zeitverzug – veröffentlicht. Für Baden-Württemberg fällt sie ernüchternd aus. Zwar sind für den Bahnknoten Stuttgart einige wichtige Maßnahmen vorgesehen. Ansonsten enthält der Plan mehr Schatten als Licht. Der Knoten Stuttgart wird auch mit den jetzigen Vorschlägen auf Dauer nicht leistungsfähig genug, um wachsende Fahrgastzahlen aufnehmen zu können. Für die Verbindung nach Nürnberg wurden frühere Ausbaupläne wohl für lange Zeit abgesagt.
Auch einige gerade für den Güterverkehr wichtige Elektrifizierungsvorhaben wie beispielsweise der noch nicht elektrifizierte Abschnitt zwischen Schwäbisch Hall und Heilbronn sind nicht aufgenommen worden. Hier wird die Verantwortung auf das Land abgeschoben, das für den Güterverkehr jedoch gar nicht verantwortlich ist.
Ebenfalls offen ist die Finanzierung der Projekte. So kommen auf die ohnehin schon notwendigen 60 Milliarde Euro für die bisher schon bekannten Ausbauvorhaben nochmals circa 35 Milliarde Euro oben drauf (einige Projekte doppeln sich in den Listen) – allerdings hat Andreas Scheuer noch keinerlei Finanzierungsperspektive aufgezeigt. Wir Grüne fordern einen Schieneninfrastrukturfonds, mit dem die Schiene dauerhaft und überjährig finanziert werden kann. Um die Finanzierung sicherstellen zu können und endlich einen klaren Schwerpunkt auf die Schiene zu setzen, fordern wir Umschichtungen im Haushalt – weg vom Aus-/Neubau der Straßen. Schließlich ist Deutschland weitgehend ausreichend mit Straßen erschlossen. Die großen Defizite bestehen auf Seite der Schiene.
Zudem wird die Wartschlange der jetzt zu planenden Projekte länger. Deswegen müssen jetzt alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, damit das Planungspersonal bei der Deutschen Bahn aufgestockt werden kann. Bei der für die Infrastruktur zuständigen DB Netz geht bis 2030 über 80 Prozent des Personals in Rente – es braucht also sehr viel neues Personal, um zusätzliche Planungskapazitäten zu schaffen.
Außerdem beobachten wir mal wieder die typische Scheuer-Konstante: 30 Prozent der Investitionsmittel sollen nach Bayern fließen – nach Baden-Württemberg sind es noch gerade einmal 2 Milliarden Euro, was 4 Prozent der vorgesehenen Investitionen entspricht. Das ist kein angemessenes Verhältnis und wird dem Bedarf für ein leistungsfähiges Schienennetz nicht gerecht.
Als Hintergrundinfo sind hier alle vorgesehenen Maßnahmen in Baden-Württemberg aufgeführt. Sie ergänzen die Maßnahmen der bereits im Bundesschienenwegeausbaugesetz vorgesehenen Maßnahmen (vgl. dazu Anhang Bundesschienenwegeausbaugesetz), die jetzt zusätzlich angekündigten Maßnahmen gibt es hier in vollständiger Form, in untenstehender Tabelle alle Maßnahmen für Baden-Württemberg: https://www.deutschlandtakt.de/news-und-downloads/downloads/#articlefilter=alle