“Ja” – Für Hilfen für Griechenland!

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Plenum

Per­sön­li­che Erklä­rung nach § 32 GOBT zum Antrag des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Finan­zen, Tages­ord­nungs­punkt 1 a) der 117. Sit­zung des Deut­schen Bun­des­ta­ges, Frei­tag, 17.07.2015

Wir stim­men heu­te mit „Ja“, weil wir als Euro­päe­rin­nen und Euro­pä­er davon über­zeugt sind, dass die Euro­päi­sche Uni­on und die Euro­zo­ne zusam­men­hal­ten müs­sen! Wir stim­men mit „Ja“, weil Grie­chen­land im Euro blei­ben muss! Wir stim­men mit „Ja“, weil sich die grie­chi­sche Bevöl­ke­rung auch wei­ter­hin auf die Unter­stüt­zung sei­ner euro­päi­schen Part­ner ver­las­sen kön­nen muss! Wir stim­men mit „Ja“, damit die Ver­hand­lun­gen zwi­schen der grie­chi­schen Regie­rung und den Euro-Staa­ten über ein wei­te­res Kre­dit- und Reform­pro­gramm auf­ge­nom­men wer­den kön­nen! Denn Grie­chen­land braucht euro­päi­sche Soli­da­ri­tät. Und Euro­pa braucht das Ver­trau­en in die grie­chi­sche Regie­rung, den ambi­tio­nier­ten Reform­kurs jetzt umzu­set­zen. Das Ziel muss sein, dass Grie­chen­land wie­der auf eige­nen Bei­nen steht. Dabei darf es kei­ne Illu­si­on geben: Der Weg dort­hin ist kein leich­ter. Der Reform­pro­zess und die wirt­schaft­li­che Erho­lung in Grie­chen­land kann nur dann gelin­gen, wenn das Land die Sicher­heit hat, im Euro zu blei­ben und die erfor­der­li­che Zeit erhält, um ver­läss­li­che Rah­men­be­din­gun­gen, effek­ti­ve Struk­tur­re­for­men und not­wen­di­ge Inves­ti­tio­nen zu täti­gen. Das ist aus unse­rer Sicht die wich­tigs­te Bedin­gung für eine Chan­ce auf Erfolg des Lan­des und dabei wol­len wir Grie­chen­land unter­stüt­zen. Ohne ein neu­es Kre­dit­pa­ket sehen wir nicht, dass das Land über­haupt die­se Chan­ce hat. Des­we­gen stim­men wir heu­te dem Antrag der Bun­des­re­gie­rung zu, der im Wesent­li­chen die Auf­nah­me von Ver­hand­lun­gen über neue Kre­di­te für Grie­chen­land und die Bereit­stel­lung einer Brü­cken­fi­nan­zie­rung beinhal­tet.

Seit mehr als fünf Jah­ren beglei­ten wir als Abge­ord­ne­te des Deut­schen Bun­des­tags Grie­chen­land durch unse­re par­la­men­ta­ri­schen Debat­ten und Abstim­mun­gen über Kre­dit­hil­fen, aber auch durch vie­le Rei­sen in das Land und unse­ren Ein­satz für mehr gegen­sei­ti­ges Ver­ständ­nis zwi­schen Deutsch­land und Grie­chen­land. Wir haben immer wie­der deut­li­che Kri­tik an den Feh­lern geübt, die bis heu­te bei der Kri­sen­po­li­tik für Grie­chen­land gemacht wur­den. Gera­de der Vor­schlag eines tem­po­rä­ren Aus­tritts Grie­chen­lands aus dem Euro war ein Feh­ler his­to­ri­schen Aus­ma­ßes, mit dem die Bun­des­re­gie­rung den Zusam­men­halt in Euro­pa und in der Euro­zo­ne gefähr­det hat.

Nach einem Pro­zess der auf allen Sei­ten von Feh­lern, natio­na­ler Eng­stir­nig­keit und Ver­let­zun­gen geprägt war, haben sich am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de alle Staats- und Regie­rungs­chefs der Euro­zo­ne auf einen gemein­sa­men Weg geei­nigt. Wir sind poli­tisch aus­drück­lich nicht mit allen ein­zel­nen auf dem Euro-Gip­fel am 12. Juli 2015 ver­ein­bar­ten Inhal­ten ein­ver­stan­den. Das neue Pro­gramm setzt vie­le Feh­ler der bis­he­ri­gen Ver­ein­ba­run­gen fort, auch wenn es an ande­ren Stel­len wich­ti­gen For­de­run­gen der grie­chi­schen Regie­rung ent­ge­gen­ge­kom­men ist. Wir wol­len trotz­dem die­ser Eini­gung, erst recht nach den Schwie­rig­kei­ten, über­haupt zu einer Eini­gung zu fin­den, unse­re Zustim­mung nicht ver­sa­gen. Nach­dem die 19 Staats- und Regie­rungs­chefs und u.a. die Par­la­men­te von Frank­reich, Finn­land, Luxem­burg, Öster­reich und vor allem Grie­chen­land sel­ber die­sem Paket zuge­stimmt haben, wird es rea­lis­tisch jetzt kei­ne grund­sätz­lich anders gestal­te­te Lösung für Grie­chen­land geben.

In sei­ner inzwi­schen „Schu­man-Erklä­rung“ benann­ten Rede vom 9. Mai 1950, in der der fran­zö­si­sche Außen­mi­nis­ter Robert Schu­man die Schaf­fung einer Euro­päi­schen Gemein­schaft für Koh­le und Stahl (EGKS) vor­schlug, heißt es: „Euro­pa lässt sich nicht mit einem Schla­ge her­stel­len und auch nicht durch eine ein­fa­che Zusam­men­fas­sung. Es wird durch kon­kre­te Tat­sa­chen ent­ste­hen, die zunächst eine Soli­da­ri­tät der Tat schaf­fen.“ Vor dem Hin­ter­grund der kri­ti­schen Lage in Grie­chen­land und der drin­gend benö­tig­ten Klar­heit über den Weg schon in den kom­men­den Tagen, heißt Soli­da­ri­tät mit Grie­chen­land für uns, dass wir dem Antrag der Bun­des­re­gie­rung genau­so wie den Anträ­gen unse­rer Frak­ti­on zustim­men müs­sen.

Manu­el Sar­ra­zin

Cem Özd­emir

Kers­tin And­reae

Oli­ver Kri­scher

Kon­stan­tin von Notz

Brit­ta Haßel­mann

Anna­le­na Baer­bock

Omid Nou­ri­pour

Tobi­as Lind­ner

Rena­te Kün­ast

Die­ter Jan­ecek

Anja Haj­duk

Ekin Deli­goez

Bri­git­te Poth­mer

Lui­se Amts­berg

Marie­lui­se Beck

Tom Koe­nigs

Kor­du­la Schulz-Asche

Eli­sa­beth Schar­fen­berg

Mat­thi­as Gastel

Fried­rich Osten­dorff

Mar­kus Tres­sel

Kat­rin Göring-Eckardt