Kleine Anfrage: Förderung von Pedelecs und Lastenfahrrädern

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Deut­scher Bun­des­tag Druck­sa­che 18/2099 18. Wahl­pe­ri­ode 08.07.2014 Klei­ne Anfra­ge

der Abge­ord­ne­ten Mat­thi­as Gastel, Harald Ebner, Bär­bel Höhn, Ste­phan Kühn (Dres­den), Chris­ti­an Kühn (Tübin­gen), Peter Mei­wald, Dr. Julia Ver­lin­den, Dr. Vale­rie Wilms und der Frak­ti­on BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

För­de­rung von Pedelecs und Las­ten­fahr­rä­dern

Rund 1,6 Mil­lio­nen elek­trisch unter­stütz­te Fahr­rä­der (Pedelecs) und E‑Bikes sind inzwi­schen auf Deutsch­lands Stra­ßen unter­wegs (Natio­na­ler Rad­ver­kehrs­plan 2020). Immer mehr Men­schen stei­gen auf Elek­tro­fahr­rä­der um. Sie wol­len ohne Schwit­zen im Büro ankom­men, mühe­los den Berg hin­auf­fah­ren oder län­ge­re Tou­ren unter­neh­men. Auch für mobi­li­täts­ein­ge­schränk­te Men­schen bie­ten sie neue Mög­lich­kei­ten. Längst haben Pedelecs ihr Image ver­lo­ren, nur etwas für älte­re Men­schen zu sein. Mit einer Viel­zahl von Pro­duk­ten vom Falt­rad bis zum Las­ten­fahr­rad erschlie­ßen sie neue Nut­zer­grup­pen und tra­gen zur zuneh­men­den Beliebt­heit des Fahr­rad­fah­rens bei.

Pedelecs erwei­tern den Akti­ons­ra­di­us, was sie ins­be­son­de­re für den Pend­ler­ver­kehr inter­es­sant macht. Laut einer reprä­sen­ta­ti­ven Umfra­ge der for­sa. Gesell­schaft für Sozi­al­for­schung und sta­tis­ti­sche Ana­ly­sen mbH kön­nen sich etwa 23 Pro­zent der Erwerbs­tä­ti­gen vor­stel­len, mit dem Pedelec zur Arbeit zu fah­ren und das Auto manch­mal zu erset­zen (www.nationaler-radverkehrsplan.de).

Dar­über hin­aus eröff­nen elek­trisch unter­stütz­te Las­ten­fahr­rä­der neue Mög­lich­kei­ten im Bereich City­lo­gis­tik. Wie groß das Poten­zi­al ist, ver­deut­licht eine aktu­el­le Stu­die des EU-geför­der­ten Cycle­lo­gi­stics-Pro­jek­tes. Sie kommt zu dem Ergeb­nis, dass 51 Pro­zent aller moto­ri­sier­ten Trans­por­te in euro­päi­schen Städ­ten auf Las­ten­rä­der ver­la­gert wer­den könn­ten. Denn ins­be­son­de­re bei Trans­por­ten bis 250 Kilo­gramm ist das Las­ten­rad oft schnel­ler, güns­ti­ger und prak­ti­scher als das Auto.

Sol­len die Poten­zia­le der Elek­tro­fahr­rä­der künf­tig noch bes­ser genutzt wer­den und sol­len noch mehr Men­schen auf die­se stadt­ver­träg­li­chen umwelt­freund­li­chen Ver­kehrs­mit­tel umstei­gen, müs­sen aller­dings eini­ge Vor­aus­set­zun­gen erfüllt wer­den. Dazu zäh­len eine aus­rei­chend dimen­sio­nier­te Infra­struk­tur, die sich an den „Emp­feh­lun­gen für Rad­ver­kehrs­an­la­gen” (ERA 2010) ori­en­tiert sowie siche­re Abstell­mög­lich­kei­ten, ins­be­son­de­re an Bahn­hö­fen und Kno­ten­punk­ten des öffent­li­chen Nah­ver­kehrs.

Wir fra­gen die Bun­des­re­gie­rung:

1. Wel­che kon­kre­ten Zie­le hat sich die Bun­des­re­gie­rung zur Ver­bes­se­rung der För­de­rung von Pedelecs, Las­ten­fahr­rä­dern und Fahr­rad­ta­xen jeweils bis zum Jahr 2017 und bis zum Jahr 2020 gesetzt?

2. In wel­chem finan­zi­el­len Umfang und durch wel­che Maß­nah­men hat der Bund seit Inkraft­tre­ten des Natio­na­len Rad­ver­kehrs­plans 2020 (NRVP) den Ein­satz von Pedelecs im Rah­men der För­de­rung der Elek­tro­mo­bi­li­tät unter­stützt, und wel­che wei­te­ren Maß­nah­men sind mit wel­chem jewei­li­gen Bud­get bis wann geplant (bit­te tabel­la­risch auf­füh­ren)?

3. Plant die Bun­des­re­gie­rung die Aus­wei­sung eines kon­kre­ten Etats und von kon­kre­ten Maß­nah­men zur För­de­rung von elek­trisch unter­stütz­ten Fahr­rä­dern inner­halb des Regie­rungs­pro­gramms zur För­de­rung der Elek­tro­mo­bi­li­tät?

a) Falls ja, in wel­cher Höhe?

b) Falls nein, aus wel­chen Grün­den wird dar­auf ver­zich­tet?

4. In wel­chem Umfang tes­ten wel­che Bun­des­be­hör­den und unter­ge­ord­ne­ten Ein­rich­tun­gen des Bun­des Pedelecs und Las­ten­fahr­rä­der?

5. Plant die Bun­des­re­gie­rung, die Nut­zung von Pedelecs und ein- bzw. mehr­spu­ri­gen Las­ten­rä­dern durch ent­spre­chen­de Maß­nah­men in der Beschaf­fungs- und Ver­ga­be­po­li­tik des Bun­des ver­stärkt zu för­dern?

a) Falls ja, durch wel­che Maß­nah­men?

b) Falls nein, war­um wur­de bis­her auf eine Auf­nah­me von Pedelecs und Las­ten­fahr­rä­dern als soge­nann­ter inno­va­ti­ver Arti­kel in den Waren­ka­ta­log für Ein­rich­tun­gen des Bun­des ver­zich­tet?

c) War­um gibt es bis­her kei­nen Rah­men­ver­trag für Dienst­fahr­rä­der im Kauf­haus des Bun­des, die eine ein­heit­li­che Beschaf­fungs­pra­xis in Ein­rich­tun­gen des Bun­des ermög­li­chen wür­de?

6. Wel­che Maß­nah­men zur Ver­ein­heit­li­chung der Lade­sys­te­me und zur För­de­rung der Nut­zer­freund­lich­keit der Lade­infra­struk­tur für Pedelecs und E‑Bikes plant die Bun­des­re­gie­rung bis wann umzu­set­zen?

7. Wie schätzt die Bun­des­re­gie­rung das Poten­ti­al von Fahr­rad­ta­xen zum gewerb­li­chen Per­so­nen­trans­port ein, zum Bei­spiel im Bereich des Tou­ris­mus?

8. Wel­chen ord­nungs­recht­li­chen Anpas­sungs­be­darf sieht die Bun­des­re­gie­rung, um die zuneh­men­de Nut­zung von Pedelecs sowie ein- bzw. mehr­spu­ri­gen Las­ten­rä­dern wei­ter zu för­dern, bei­spiels­wei­se bei der Dimen­sio­nie­rung der Rad­ver­kehrs­in­fra­struk­tur?

9. Wel­chen Anpas­sungs­be­darf sieht die Bun­des­re­gie­rung bei den Sicher­heits­nor­men für Pedelecs und Las­ten­rä­der (bei­spiels­wei­se Brem­sen, Rah­men­sta­bi­li­tät, Akkus)?

10. Wel­chen Anpas­sungs­be­darf sieht die Bun­des­re­gie­rung bei den „Emp­feh­lun­gen für Rad­ver­kehrs­an­la­gen” (ERA 2010), ins­be­son­de­re bei der regel­ge­rech­ten Pla­nung stra­ßen­be­glei­ten­der Rad­we­ge und beim Geschwin­dig­keits­ni­veau?

11. Wel­chen For­schungs­be­darf sieht die Bun­des­re­gie­rung bei gemein­sam mit dem Fuß­ver­kehr geführ­ten Rad­we­gen hin­sicht­lich der höhe­ren Geschwin­dig­kei­ten der Pedelecs?

12. Wel­che Schluss­fol­ge­run­gen zieht die Bun­des­re­gie­rung aus der Rechts­auf­fas­sung des Ober­lan­des­ge­richts Dres­den aus dem Jahr 2004, nach der das Ver­bot der Per­so­nen­be­för­de­rung in § 21 Absatz 3 der Stra­ßen­ver­kehrs-Ord­nung (StVO) nicht dahin­ge­hend aus­zu­le­gen ist, dass hier­un­ter auch eine drei­räd­ri­ge und durch Mus­kel­kraft ange­trie­be­ne Fahr­rad­rik­scha fällt?

Plant die Bun­des­re­gie­rung, ihre Aus­le­gung von § 21 Absatz 3 StVO dahin­ge­hend zu ändern, dass der gewerb­li­che Per­so­nen­trans­port mit geeig­ne­ten drei­räd­ri­gen Fahr­rad­ta­xis zukünf­tig ohne Son­der­ge­neh­mi­gung der Stra­ßen­ver­kehrs­be­hör­de mög­lich ist?

13. Wel­chen Hand­lungs­be­darf sieht die Bun­des­re­gie­rung ange­sichts der wach­sen­den Pro­dukt­pa­let­te im Bereich der Las­ten­rä­der bei der bis­he­ri­gen Ein­schrän­kung des Kin­der­trans­por­tes mit Fahr­rad­an­hän­gern bzw. Las­ten­rä­dern gemäß § 21 Absatz 3 StVO, wel­che den Trans­port auf zwei Klein­kin­der pro Fahr­rad beschränkt?

Ber­lin, den 8. Juli 2014

Kat­rin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hof­rei­ter und Frak­ti­on