Radverkehr: Konflikt um knappe Flächen häufig ungelöst
Anhand ausgewählter Städte und Landkreise wurde Radverkehrsförderung in Baden-Württemberg durch eine Wirkungskontrolle auf den Prüfstand gestellt.
In folgenden Städten und Landkreisen wurden im Jahr 2009 und zu Vergleichszwecken 2014/2015 erneute Befragungen durchgeführt, vorliegende Daten ausgewertet und an ausgewählten Stellen Radverkehrszählungen vorgenommen: Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart, Böblingen, Fellbach, Heidenheim, Kirchheim unter Teck, Lörrach, Offenburg, Singen, Villingen-Schwenningen, Bodenseekreis, Landkreis Karlsruhe und der Ostalbkreis. Filderstadt ist im Jahr 2014 mit einer Nullanalyse (Bestandaufnahme noch ohne Vergleichsmöglichkeiten) hinzugestoßen.
In aller Kürze – der Schlussbericht, der gemeinsam von der Planungsgemeinschaft Verkehr in Hannover und des Instituts Wohnen und Umwelt in Darmstadt erstellt wurde, umfasst knapp 200 Seiten – kann festgehalten werden:
- Eine langjährige Tradition der Fahrradförderung schafft ein nachhaltig positives Fahrradklima und trägt zu einer stärkeren Nutzung des Fahrrades bei. Radverkehrsförderung benötigt jedoch Ausdauer und Kontinuität.
- Fast nirgendwo liegen aktuelle Werte zum Modal Split (Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel) vor. Noch dazu erfolgte die Datenerhebung uneinheitlich und die Werte sind damit untereinander nur eingeschränkt vergleichbar. Mindestens alle 10 Jahre sollten Erhebungen durchgeführt werden.
- Vertiefende Analysen von Radunfällen stellen die Ausnahme dar.
- Seit dem Jahr 2009 haben sich in folgenden Teilbereichen überwiegend Verbesserungen ergeben: Am eindeutigsten ist dies bei der Qualität und Einheitlichkeit der Wegweisungen festzustellen. Erfreulich sind auch vielerorts die Verkehrssicherheitsaktivitäten, die Erstellung von Radverkehrskonzeptionen, die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit pro Fahrrad und – das kann nicht verwundern – die Wirkungsuntersuchungen. Verzeichnet werden konnte auch, dass im Betrachtungszeitraum mehr Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung freigegeben wurden.
- Überwiegend unverändert und nicht selten sogar verschlechtert hat sich die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen.
- Bestätigt hat sich einmal mehr, dass die objektive Sicherheit (in Form registrierter Radunfälle) und die subjektive Sicherheit (ermittelt durch Befragungen) oft nicht korrespondieren.
- Erhebliche Handlungsbedarfe werden noch bei der Fahrradmitnahme in Bussen gesehen.
Veränderungen am Beispiel der Stadt Freiburg
Binnen fünf Jahren konnten die Gutachter in Freiburg vor allem folgende Veränderungen feststellen:
- An den Zählstellen wurde eine deutliche Radverkehrszunahme registriert.
- Die Aktivitäten für die Radverkehrssicherheit wurden deutlich ausgeweitet.
- Zahlreiche Maßnahmen für Rad-Vorrang-Routen wurden umgesetzt.
- Die Kommunikation pro Fahrrad wurde intensiviert, wird jedoch noch als unzureichend wahrgenommen.
- Beim Fahrradparken in der Innenstadt wird noch Handlungsbedarf gesehen.
Veränderungen am Beispiel der Stadt Stuttgart
- Auf niedrigem Niveau wurden deutlich mehr Radfahrende gezählt als noch im Jahr 2009.
- Die Aktivitäten im Bereich der Radverkehrssicherheit wurden ausgeweitet.
- Die Hauptrouten des Netzes wurden/werden sukzessive ausgebaut und Maßnahmen an Knotenpunkten umgesetzt. Es besteht aber noch ein erheblicher infrastruktureller Nachholbedarf.
- Es wurden weitere Einbahnstraßen in Gegenrichtung geöffnet und Fahrradstraßen eingerichtet.
- Die Berücksichtigung des Radverkehrs an Baustellen erfolgt „nach wie vor vorbildlich“.
- Handlungsbedarfe werden – außer bei der Radwegeinfrastruktur – bei den Fahrradabstellanlagen in der Innenstadt und im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit gesehen.
Vorbildlich: Die Stadt Offenburg
Weniger bekannt als das Beispiel der Stadt Freiburg sind die Aktivitäten und messbaren Erfolge der Stadt Offenburg. Der Radverkehrsanteil wird mit 25 Prozent (bezogen auf die Anzahl der Wege) angegeben. Der Radverkehrsetat wurde deutlich aufgestockt. Fast 80 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass in der Stadt viel für den Radverkehr getan wird (fünf Jahre zuvor waren es noch 60 Prozent).