Kritik an Sanierung und Ausbau der Gäubahn

Pfaf­fen­steig­tun­nel für höhe­re Geschwin­dig­kei­ten?

(Pres­se­er­klä­rung) Höchst unge­wöhn­lich war die extrem kur­ze Zeit für die Vor­pla­nung des Pfaf­fen­steig­tun­nels. Wäh­rend die­se die Leis­tungs­pha­sen 1 und 2 umfas­sen­den Pla­nungs­schrit­te übli­cher­wei­se eher meh­re­re Jah­re umfas­sen, gelang der Abschluss der Vor­pla­nung für den Pfaf­fen­steig­tun­nel in nur sie­ben Mona­ten. Mit dem Bau­be­ginn wird nach dem Plan­fest­stel­lungs­be­schluss im Jahr 2026 und mit der Fer­tig­stel­lung 2033 gerech­net. Dies bestä­tig­te die Bun­des­re­gie­rung auf eine Anfra­ge des Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Mat­thi­as Gastel (Grü­ne).

Ein sol­ches Tem­po wür­den sich vie­le Fahr­gäs­te sicher­lich auch für die wei­te­ren Aus- und Neu­bau­ab­schnit­te auf der Gäu­bahn wün­schen. Zwar befin­det sich das zwei­te Gleis zwi­schen Horb und Horb-Neckar­hau­sen kurz vor der Fer­tig­stel­lung und soll im Febru­ar 2024 in Betrieb genom­men wer­den. Die vier Pla­nungs­ab­schnit­te süd­lich davon befin­den sich jedoch noch immer in frü­hen Pla­nungs­pha­sen. Dabei geht es um ein War­te­gleis in Böb­lin­gen, die Geschwin­dig­keits­er­hö­hung zwi­schen Böb­lin­gen und Eutin­gen auf 160 Stun­den­ki­lo­me­ter, einen neu­en ein­glei­si­gen Tun­nel zwi­schen Neckar­hau­sen und Sulz, die zwei­glei­si­gen Aus­bau­ten zwi­schen Sulz und Grün­holz sowie zwi­schen Grün­holz und Epfen­dorf, den Aus­bau des Bern­burg­tun­nels auf das Pro­fil für den kom­bi­nier­ten Güter­ver­kehr, den zwei­glei­si­gen Aus­bau zwi­schen Riet­heim und Tutt­lin­gen mit Über­hol­gleis, den Aus­bau des Hat­tin­ger Tun­nels für den kom­bi­nier­ten Güter­ver­kehr und schließ­lich den Neu­bau der Umfah­rungs­kur­ve Sin­gen, die für den Güter­ver­kehr vor­ge­se­hen ist.

Der Abge­ord­ne­te Mat­thi­as Gastel wünscht sich nicht nur mehr Tem­po bei der Pla­nung die­ser Bau­ab­schnit­te, son­dern kri­ti­siert zugleich einen Teil der Pla­nun­gen als unzu­rei­chend ambi­tio­niert: „Völ­lig unge­wöhn­lich und wohl seit über 20 Jah­ren nicht mehr gesche­hen ist, dass neue ein­glei­si­ge Stre­cken­ab­schnit­te errich­tet wer­den (Aus­nah­men sind bspw. Ver­bin­dungs­kur­ven). Bei der Gäu­bahn ist jedoch genau eine sol­che neue Ein­glei­sig­keit vor­ge­se­hen. Die­se betrifft den Tun­nel Sulz. Hier wird ein lan­ger ein­glei­si­ger Stre­cken­ab­schnitt durch einen kür­ze­ren, aber eben­falls ein­glei­si­gen Abschnitt ersetzt. Man ersetzt also einen gro­ßen durch einen klei­ne­ren Eng­pass. Ent­schlos­sen zukunfts­fä­hi­ge Pla­nun­gen stel­le ich mir anders vor.“

Mat­thi­as Gastel war und ist – wie die Grü­nen über­haupt – von der Gäu­bahn­füh­rung über den Flug­ha­fen nicht über­zeugt. Dies gilt dem­entspre­chend auch für den Pfaf­fen­steig­tun­nel. Doch, so Gastel, müs­se man den fort­ge­schrit­te­nen Pla­nungs­stand und die vie­len Jah­re vor­an­ge­gan­ge­ner, ergeb­nis­lo­ser Dis­kus­sio­nen über die Stre­cken­füh­rung sehen. Man müs­se nun also davon aus­ge­hen, dass der Tun­nel gebaut wird. Uner­klär­lich für den Ver­kehrs­po­li­ti­ker ist, wes­halb die Züge im Tun­nel nicht schnel­ler als 160 Stun­den­ki­lo­me­ter fah­ren kön­nen sol­len. Die Kos­ten­dif­fe­renz gegen­über einen mit 200 Stun­den­ki­lo­me­ter befahr­ba­ren Tun­nel lie­ge bei 20 Mil­lio­nen Euro, so die Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf eine Anfra­ge Gastels. Dies ent­sprä­che Mehr­kos­ten von gera­de ein­mal 2,4 Pro­zent. „Gera­de für den Fern­ver­kehr kann dies eine ent­schei­den­de Stell­schrau­be sein, die Hal­te in Böb­lin­gen und Sin­gen zu sichern, ohne die Anschlüs­se in Stutt­gart und Zürich zu gefähr­den. Daher habe ich die Geschwin­dig­keits­er­hö­hung in die wei­te­ren Ent­schei­dun­gen ein­ge­bracht“, so Gastel.

In jedem Fall hält Mat­thi­as Gastel sei­ne Kri­tik an der jah­re­lan­gen Abkopp­lung der Gäu­bahn vom Haupt­bahn­hof auf­recht. „Das wäre zum gro­ßen Nach­teil der Fahr­gäs­te und wür­de der Gäu­bahn mas­siv scha­den“, so die Ein­schät­zung des Ver­kehrs­po­li­ti­kers.

In Bezug auf die Fahr­gast-Inter­es­sen weist Mat­thi­as Gastel auf ein wei­te­res Ärger­nis hin:

Das Bau­stel­len­ma­nage­ment lässt lei­der wei­ter­hin zu wün­schen übrig. Zwar hat die Deut­sche Bahn erkannt, dass sie Bau­tä­tig­kei­ten stär­ker bün­deln muss, um die Dau­er von Stre­cken­sper­run­gen zu redu­zie­ren. Da Pla­nun­gen aber häu­fig ver­än­dert wer­den, drif­ten ver­schie­de­ne Bau­maß­nah­men zeit­lich noch immer zu häu­fig aus­ein­an­der. Jüngs­tes Bei­spiel ist die Erneue­rung des Würm­via­duks in Ehn­in­gen, die in der Sperr­pau­se bis zum 09. Sep­tem­ber 2023 nicht fer­tig­ge­stellt wer­den konn­te. Wegen Ände­run­gen der Pla­nun­gen wird im Janu­ar und Febru­ar 2024 eine erneu­te Stre­cken­sper­rung erfor­der­lich.