In Ulm auch mit Iveco gesprochen
Wer „Magirus“ hört und kennt, wird sofort an Feuerwehrfahrzeuge denken. Genauso ist es auch: Das vor 155 Jahren gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Ulm baut Feuerwehrfahrzeuge (auch Spezialfahrzeuge wie Drehleitern und Flugfeldlöschfahrzeuge), Leitern, Pumpen und Tragkraftspritzen.
Das Unternehmen beschäftigt 1.200 Mitarbeiter*innen, 900 davon in Ulm. Dort befindet sich das „Kompetenzzentrum für Brandschutz”. Dort habe ich mich gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der Grünen über die Fahrzeug- und Antriebstechnik und neue Entwicklungen informiert.
Magirus ist eine Unternehmenstochter von Iveco. Beide gehören zu „CNH Industrial“ (einem britischen Konzern mit insgesamt 12 Marken) mit weltweit rund 63.350 Beschäftigten.
Die Drehgestelle kommen von Daimler, MAN und anderen Herstellern – ganz nach Kundenwunsch. Magirus konstruiert und baut dann die von Werks‑, Berufs- oder Freiwilligen Feuerwehren geforderten Aufbauten. Dieses Segment ist stark von Sonderwünschen geprägt und dadurch wenig standardisiert. In mehr als 100 Ländern sind Magirus-Feuerwehrfahrzeuge im Einsatz.
Besonders interessiert haben uns die Fahrzeuge mit alternativen Antrieben. Im Angebot befindet sich seit kurzem ein Löschfahrzeug, das mit CNG (komprimiertem Erdgas) angetrieben wird. Es hat eine Reichweite von 300 Kilometern. Auch zwei (kleine) vollelektrische Löschfahrzeugmodelle werden angeboten. Diese können in Gebäuden und Tunnelanlagen eingesetzt werden. Das eine der beiden Modelle verfügt über einen Akku, der einen vierstündigen Pumpeneinsatz ermöglicht.
Einen Teil der sehr ausführlichen Gespräche führten wir mit Vertretern von Iveco. Hierbei ging es unter anderem um batterieelektrische Busse. Von Iveco sind bereits 300 E‑Busse europaweit im Einsatz. Diese haben auf der Versuchsstrecke eine Reichweite von 600 Kilometer geschafft. Unter ungünstigen Voraussetzungen im Realbetrieb (elektrisches Heizen im Winter) schrumpft diese auf 170 bis 240 Kilometer zusammen. Dies dürfte ausreichen für das Streckenprofil von 40 bis 50 Prozent der Buslinien. Bei der Lieferung von Batterien sieht das Unternehmen einen Engpass und damit eine Restriktion für die kurzfristige, deutliche Ausweitung des Angebots an batterieelektrischen Bussen. Im Angebot sind auch Oberleitungsbusse. Iveco hat solche für Bologna gebaut.
Wir haben auch über die Berufsausbildung gesprochen. Magirus und Iveco, die sich ein gemeinsames Firmenareal und eine Lehrwerkstatt teilen, stellen pro Jahr rund 25 Azubis, überwiegend am Standort in Ulm, ein. Ausgebildet wird in acht Berufen, so Kfz-Mechatroniker, Industriemechaniker, Elektroniker und Konstruktionsmechaniker. Die Besetzung der Ausbildungsplätze, so bekamen wir zu hören, sei in den letzten Jahren insbesondere durch rückläufige Bewerbungszahlen, schwieriger geworden.
Zwei ausführliche Gesprächsrunden mit der Geschäftsleitung und weiteren Führungskräften beider Unternehmen wurden abgerundet durch einen Rundgang durch die riesigen Produktionshallen von Magirus. Dabei wurde deutlich, dass das Unternehmen eine große Fertigungstiefe aufweist und viel Handarbeit geleistet wird. Den Abschluss unseres Betriebsbesuches stellte eine Drehleiterfahrt dar. Aus 30 Metern Höhe hatten wir einen guten Rundumblick auf das Betriebsgelände und weit darüber hinaus.