Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge in der Berufsschul-Vorbereitung

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15.03.2017

Der Erwerb der deut­schen Spra­che im Vor­der­grund

Rund 100 min­der­jäh­ri­ge unbe­glei­te­te Flücht­lin­ge (UMA) wer­den von der Stif­tung Trag­werk betreut. 45 von ihnen besu­chen eine der eigens ein­ge­rich­te­ten Berufs­schul-Vor­be­rei­tungs­klas­sen.

Die Stif­tung Trag­werk mit Sitz in Kirch­heim unter Teck ist eine der gro­ßen Kin­der- und Jugend­hil­fe­ein­rich­tun­gen in der Regi­on Stutt­gart. Mit den Flücht­lin­gen kam auf die Jugend­hil­fe eine neue Auf­ga­be hin­zu: Die Unter­brin­gung vie­ler nach unse­rem Recht noch nicht Voll­jäh­ri­gen, die ohne Eltern – und ohne deut­sche Sprach­kennt­nis­se – ein­ge­reist sind. Die Stif­tung Trag­werk beher­bergt und betreut etwa 100 von ihnen, 30 davon im Land­schul­heim Lich­ten­eck, die ande­ren über­wie­gend dezen­tral ver­teilt. 45 von ihnen, dar­un­ter zwei Mäd­chen, wer­den, nach Sprach­ni­veaus getrennt, in drei dafür ein­ge­rich­te­ten Berufs-Vor­be­rei­tungs­klas­sen unter­rich­tet. Ich habe mit dem Schul­lei­ter der Janusz-Kor­c­zak-Schu­le (Schu­le für Erzie­hungs­hil­fe), dem die Aus­bil­dungs­klas­sen ange­schlos­sen sind, sowie mit der Lei­te­rin eben die­ser Klas­sen, gespro­chen. Die regu­lä­ren Berufs­schu­len kön­nen die jun­gen Geflüch­te­ten aus meh­re­ren Grün­den nicht auf­neh­men. Den Zuge­reis­ten feh­len die Sprach­kennt­nis­se und den Schu­len die Fach­leh­rer sowie die Räum­lich­kei­ten. Per­so­nal­pro­ble­me hat die Kor­c­zak-Schu­le auch, aber nicht ganz so gra­vie­rend, da das 2. Staats­examen nicht zwin­gend erfor­der­lich ist. Wer sind die Schü­ler? Sie sind zwi­schen 14 und 17 Jah­re alt, man­che waren noch nie auf einer Schu­le, ande­re wie­der­um haben neun Schul­jah­re hin­ter sich und spre­chen drei Spra­chen. Sie kom­men aus Syri­en und Afgha­ni­stan, zuneh­mend auch aus Togo und Äthio­pi­en. Die Schul­lei­te­rin beschreibt sie als sehr zuver­läs­sig und lern­wil­lig. Die meis­ten von ihnen wol­len in Deutsch­land blei­ben und hier eine Berufs­aus­bil­dung oder ein Stu­di­um absol­vie­ren. Dazu hel­fen die Berufs­prak­ti­ka, die von der Schu­le ver­mit­telt wer­den. Die Rück­mel­dun­gen aus den Betrie­ben – über­wie­gend dem Hand­werk, aber auch aus dem zum Trä­ger gehö­ren­den Alten­heim – sei­en durch­weg posi­tiv, wird mir berich­tet. Das Berufs­schul-Vor­be­rei­tungs-Ange­bot ist auf ein Jahr aus­ge­legt, kann bei Bedarf jedoch ver­län­gert wer­den.

Nach dem Gespräch mit der Schul­lei­tung konn­te ich eine Unter­richts­stun­de mit­ge­stal­ten bzw. mit­er­le­ben. Ich stell­te mich vor und stell­te mich den Fra­gen („Was sind Ihre Hob­bies?“ „Was haben Sie frü­her beruf­lich gemacht?“). Es wur­de ein Kurz­film ange­schaut und nach­be­spro­chen. Auf­fal­lend waren die sehr unter­schied­li­chen Sprach­kennt­nis­se. Alle haben auf­ge­passt, die meis­ten der 10 Schü­ler und der Schü­le­rin haben sich aktiv ein­ge­bracht.