Ausbau von Stadt- und S‑Bahn-Netz
Mit einem bunten Strauß an Themen waren mein wissenschaftliches Team und ich beim Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). Ein Highlight: Unser Besuch in der Werkstatt für die „Zacke“.
Inzwischen hat der Arbeitskräftemangel auch die SSB erreicht. Die Stadtbahnen fahren derzeit mit ausgedünntem Takt. Ursächlich sind auch personalintensivere Umwegfahrten aufgrund von Baustellen und vermehrte Krankheitsfälle. Die SSB reagieren, indem sie mehr Menschen für die Ausbildung (gilt auch für Busfahrer*innen) zu gewinnen versuchen und Teilzeitkräften, die inzwischen die Mehrheit der Beschäftigten stellen, Angebote für Aufstockungen unterbreiten. Ab Dezember, wenn die Stadtbahnstrecken wieder auf den eigentlichen Routen befahrbar sind, soll sich die Situation entspannen.
Entwicklungen gibt es auch bei den Fahrgästen. Gegenüber der Zeit vor Corona sind einzelne Strecken stärker (bspw. Vaihingen – Fellbach), andere noch etwas schwächer ausgelastet. Der Trend zu Homeoffice macht sich bemerkbar. Dies muss aber nicht einen Rückgang an Fahrgästen bedeuten, sondern kann sich auch in Verschiebungen beim Fahrgastaufkommen über den Tag bemerkbar machen. Die früheren Spitzen in der morgendlichen Hauptverkehrszeit beispielsweise treten nicht mehr so stark wie früher auf. Dafür werden mehr Fahrgäste an den Nachmittagen und Abenden verzeichnet.
Selbstverständlich waren auch die Infrastrukturvorhaben der SSB ein Gesprächsthema. So ist bei Weilimdorf ein Betriebshof für 50 Stadtbahn-Fahrzeuge vorgesehen. Erforderlich ist ein solcher, da die Flotte entsprechend der Angebotsausweitungen immer weiter wächst. Damit in Verbindung soll eine Stadtbahnstrecke nach Ditzingen geplant werden. Deutlich konkreter ist die S‑Bahn von Filderstadt-Bernhausen über ‑Sielmingen nach Neuhausen. Auch dafür zeichnen sich die SSB verantwortlich, obwohl es sich um eine Eisenbahnstrecke handelt. Die Vergabe für die Rohbauarbeiten war erfolgreich verlaufen, im September ist der Spatensticht vorgesehen. Gebaut wird dann überall an der Strecke gleichzeitig. Statt ortsfester Signale wird die Strecke mit dem Zugsicherungssystem ETCS ausgestattet (digitaler Knoten Stuttgart). Wenn alles gut läuft, dann dürften die ersten Züge mit Fahrgästen im Dezember 2027 fahren. Die SSB werden als Infrastrukturbetreiber auftreten. Wie aus unterschiedlichen Quellen zu hören ist, gestalten sich die Grunderwerbsverhandlungen für den Radweg, der entlang der Bahntrasse neu gebaut werden soll, etwas zäh. Eine weitere Planung der SSB ist die Verlängerung der Stadtbahn von Leinfelden nach Echterdingen. Im Herbst soll die Idee auf ihre Wirtschaftlichkeit untersucht werden. Ich habe auch bei dieser Gelegenheit dafür geworben, die Strecke auf jeden Fall bis zur Hauptstraße zu planen. Dies ist zwar aufgrund der Raumverhältnisse anspruchsvoll. Aber nur dort sind attraktive Umstiege von und auf die Busse möglich.
Weitere Themen: Der bauliche Zustand des ZOB in Degerloch (in die Jahre gekommen, teilweise fehlende Barrierefreiheit und fehlender Wetterschutz), die Busbeschleunigung (Bevorrechtigung an Ampeln, häufig Probleme durch fehlende Standardisierung von Technologie), die Sicherung von Busanschlüssen bei leichten Verspätungen von S‑Bahnen (auch hier leider noch immer kein einheitlicher technischer Standard) sowie die Fahrradmitnahme in Bussen der SSB (weiterhin keine Lösung).
Wegen der fehlenden einheitlichen Standards bei Busbeschleunigung und Anschlusssicherung habe ich mich inzwischen an den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) gewandt.
“Highlight” war der Besuch in der “Zacke”-Werkstatt etwas oberhalb des Marienplatz in Stuttgart. Dort konnten wir die Zahnradbahn von oben und unten anschauen und uns über die Technik informieren.