Die Bahnhofsmission kann auf eine 130-jährige Geschichte zurückblicken. Nach einem Besuch am Berliner Hauptbahnhof, einem Gespräch der Träger mit Mitgliedern des Verkehrsausschusses im Bundestag sowie Lokalterminen bei den Bahnhofsmissionen in Aulendorf und in Tübingen habe ich mich zu diesem Beitrag entschieden.
Die Bahnhofsmission, die es in dieser Form nur in Deutschland gibt, versteht sich als offene soziale Anlaufstelle an Bahnhöfen. Sie bietet Schutzräume, versorgt Menschen mit dem Nötigsten, bietet Gespräche, Hilfen und Vermittlungen in Beratungsangebote. „Wir leisten einen Beitrag zum sozialen Frieden im Bahnhof“, sagte einer der Vertreter. Und: „Wir lassen niemanden hungern, wie lassen niemanden frieren“. Die Leitungskräfte (bundesweit 300) sind hauptamtlich angestellt und werden unterstützt durch über 2.000 Ehrenamtliche. Ehrenamtliche werden fast überall gesucht. Beispiel Tübingen: Einer in Teilzeit beschäftigten hauptamtlichen Kraft stehen 15 Ehrenamtliche zur Seite. 10 weitere würden benötigt. Der Personalmangel führt zu eingeschränkten Öffnungszeiten. Dennoch wurden im vergangenen Jahr 2.200 Kontakte zu Hilfesuchenden hergestellt. Die häufigste Kontaktgruppe – vor den Reisenden – war die der „Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten“. Mit dem Wintereinbruch finden sich vermehrt Obdachlose ein. Da die Deutsche Bahn mit eigenem Personal für Mobilitätshilfen zur Verfügung steht, muss dieses manchmal lediglich unterstützt werden. Auffallend in Tübingen wie auch in Aulendorf war die bescheidene räumliche Situation mit jeweils nur einem kleinen Raum für die Kontakte mit den um Hilfe und Rat suchenden Menschen.
Bundesweit werden 99 „Stationen“ betrieben. Die Trägerschaft liegt bei der Diakonie und der Caritas. In kleineren Bahnhöfen stehen die Mobilitätshilfen im Vordergrund. In größeren Bahnhöfen wird diese Aufgabe von der Deutschen Bahn übernommen. Die Bahnhofsmission konzentriert sich dann stärker auf die sozialen Hilfen. Die Finanzierung erfolgt zur Hälfte aus kirchlichen Mitteln. Ein Viertel steuern die Kommunen bei. Spenden stellen die drittgrößte Einnahmequelle dar. Insgesamt ist die Finanzierung schwieriger geworden. Mit dem Land Baden-Württemberg wurde eine Vereinbarung getroffen, die als vorbildlich bezeichnet wurde.