Einblicke in Polizeiarbeit durch Streifen-Mitfahrt
Die Mitfahrt in einer nächtlichen Wochenend-Streife bot mir Einblicke in die Arbeit unserer Polizei und ebenso in unsere Gesellschaft.
Mein „Dienst“ auf dem Revier in Nürtingen begann um 19.30 Uhr mit einer kurzen Übergabe der Tages- an die Nachtschicht und der Einteilung der Streifenteams. Der erste Einsatz begann gleich nach dem Überstreifen der Sicherheitswesten: Im Roßdorf würde ein Opel eine Feuergasse zuparken. Das Fahrzeug konnte jedoch nicht gefunden werden. Vermutlich war es bereits beiseite gefahren worden. Über den Stadtteil mit seinen markanten Hochhäusern erfuhr ich, dass die Beamten der örtlichen Wache und des Reviers immer wieder mal mit Jugendlichen zu tun haben, die Lärm und Müll verursachen. Rund um das Flüchtlingswohnheim ist es hingegen ruhig geworden, es gibt kaum Probleme. Weiter ging es zu einem kleinen Auffahrunfall. Der Fahrer eines Wohnmobils hatte beim Rückwärtsfahren einen BMW gestreift, die Motorhaube zerkratzt und selber die Polizei verständigt. Die Polizei konnte den Halter des beschädigten Autos schnell ausfindig machen. Es wurden Personen- und Fahrzeugdaten aufgenommen und ausgetauscht. Während der Fahrt zum nächsten Einsatz spreche ich mit der Polizistin und dem Polizisten über die Belastungen durch den Schichtdienst. Sie hatten beide am gleichen Tag vormittags den Frühdienst absolviert, den Nachmittag frei und steckten nun im Nachdienst. Auch wenn sich dem fast drei freie Tage anschließen, ist der Wechsel der Dienstzeiten inklusive Nacht- und Wochenendarbeit für die Gesundheit wie für private Beziehungen und Familien eine große Belastung. Am nächsten Einsatzort waren bereits aus der Ferne zwei Polizeifahrzeuge zu sehen. Eines davon war von der Hundestaffel, die im Nürtinger Tiefenbachtal stationiert ist. Nachbarn hatten wegen Lärms die Polizei gerufen. Verursacht worden war dieser durch eine Gruppe männlicher und weiblicher junger Menschen. Im Zentrum stand eine mit ihrem Sohn streitende Mutter. Die Gruppenzugehörigen standen teilweise unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen und wurden durchsucht. Die Anwesenheit der Polizeihunde wirkte offenbar disziplinierend, so dass diese bald wieder in ihre Boxen im Auto zurückgebracht werden und die Polizeibeamten ihrer Aufgabe nachkommen konnten. Während wir einige „Brennpunkte“, an denen es immer wieder mal zu Konflikten kommt, abfuhren, ging ein Notruf ein: Brand in einer Dachgeschosswohnung. Da die Situation unklar war wurde mit Sondersignal gefahren. Vor dem Haus trafen wir auf einen etwas aufgelösten jungen Mann, der uns in seine Wohnung führte. Er hatte den Herd mit Wasser geflutet. Feuer und Rauch waren nicht zu sehen. Die kurz nach uns eintreffende Feuerwehr stellte ein verschmortes Kabel fest, das den Rauchmelder ausgelöst hatte. Nachdem die Feuerwehr das Kabel abgeklemmt und die Sicherung wieder eingeschaltet hatte, war der Einsatz bald beendet. Auf der Weiterfahrt ließ ich mir Einblicke in den praktischen Teil der Polizeiausbildung geben. Beide, Polizistin und Polizist, leiten je einen der insgesamt sieben Auszubildenden im Revier an. Während des Gesprächs war die Aufmerksamkeit der beiden immer auf und entlang der Straße. Weil ein Autofahrer sich auffällig verhielt, wurde er kontrolliert – Fahrzeugpapiere und Führerschein waren jedoch in Ordnung, Verdacht auf Alkohol am Steuer bestand nicht. Der für mich letzte Einsatz führte uns nach Frickenhausen, wo ein Zehnjähriger als vermisst gemeldet worden war. Man schaute sich in der Wohnung um, nahm eine Personenbeschreibung auf und erkundigte sich nach Freunden, bei denen sich das Kind aufhalten könnte. Da tauchte es plötzlich wohlbehalten auf. Es hatte den Tag und den Abend mit einem Freund und dessen Mutter auf einem Fest in Beuren verbracht.
“Mein Dienst“ endete um 0.30 Uhr, als meine „Kollegin“ und mein „Kollege“ schon wieder zum nächsten Einsatzort gerufen wurden.
Danke an alle bei der Polizei und den Rettungsdiensten, dass Ihr rund um die Uhr für uns da seid – und manchmal auch den Kopf für unsere Sicherheit herhaltet!