12.01.2015, überarbeitet am 13.01.2015
Vom Versuch, mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern der PEGIDA ins Gespräch zu kommen
„Die Politiker interessieren sich nicht für die Probleme der Bürger“ oder „Mit uns redet niemand“. So ist es oft zu hören und so äußern sich Teilnehmer/innen der PEGIDA gegenüber Journalisten immer wieder – wenn sie überhaupt mit der „Lügenpresse“ reden. Also bin ich mal hin und habe mich am Zugang zum Berliner Ableger der PEGIDA, der „Bägida“, aufgestellt. „Guten Tag, ich bin Abgeordneter des Bundestages und mich interessieren Ihre Gründe, weshalb Sie auf die PEGIDA gehen”. Das war nur einer von mehreren Versuchen, ein Gespräch zu beginnen. Wer glaubt, dass die Pegidaisten ihre Chance nutzen und von ihren Gründen erzählen, hat sich jedoch getäuscht. Die meisten schütteln den Kopf, erwidern „kein Kommentar“ oder – auch das bekam ich zu hören -„Sagt dem nichts, der nette Mann ist sicher verkabelt“. Einige Stichworte und kurze Dialoge gab es dann aber doch. Ein junger Mann erzählte mir, man werde „oft von Leuten angemacht, die dem Islam angehören“. Auf meine Frage, woran man denn erkenne, dass diese Leute dem Islam angehören erwiderte er „Weil sie einen anmachen“. Ein anderer erklärte mir, er sei gekommen, weil Politiker zur Gegendemonstration aufgerufen hätten und das sei für ihn ein „Aufruf zu Straßenschlachten.“ Ein etwas längeres Gespräch kam mit einem anderen jungen Mann zustande. Er habe Bücher über den Islam gelesen. Der Islam, so der Pegida-Anhänger, sei vom US-Geheimdienst in Europa installiert worden. Deutschland und andere Länder sollen nämlich nicht zu stark werden. Wie wenn der Mann schon ahnte, was ich denke, sagte er noch „ich weiß, das klingt nach Verschwörungstheorie. Ist aber keine“. Mein Fazit: Unter den Anhängern der PEGIDA wird vereinfacht und verallgemeinert. Es werden die für das rechte Spektrum typischen Vorurteile gepflegt. Und die Pegidaisten sind in ihrer großen Mehrheit weder am Dialog noch an der Lösung von Problemen interessiert. Da ist es gut zu wissen: In Berlin haben heute mehr als 4.000 Bürger/innen gegen Pegida und den Berliner Ableger “Bärgida” demonstriert. Für “Bärgida” haben sich 400 Personen versammelt. Damit sind auch in Berlin und auch in anderen Städten der Republik – mit Ausnahme von Dresden – die Mehrheitsverhältnisse geklärt.
Unwort des Jahres: “Lügenpresse”
In diesem Zusammenhang: Ich freue mich sehr über die Wahl des “Unwortes des Jahres”. Der Begriff “Lügenpresse” diente bereits den Nationalsozialisten zur pauschalen Diffamierung unabhängiger Medien. Wer diesen Begriff verwendet negiert die pluralistische Gesellschaft und suggeriert, dass es immer “die eine Wahrheit” gäbe, der sich alle anschließen müssten. Der Begriff diffamiert die Medien pauschal und macht die Welt erheblich einfacher als sie real ist.