Foto: Der Freiburger Vorzeigestadtteil Vauban
Kürzlich war ich in Freiburg, um mich über die Geheimnisse des dortigen fahrradpolitischen Erfolges zu informieren. Die Freiburgerinnen und Freiburger legen 28 Prozent ihre täglichen Wege mit dem Rad zurück. Das ist Spitze im Ländle.
Zunächst traf ich mich mit Vertretern des örtlichen ADFC und grüner Stadträte, um bei einem Essen über die Stärken und Schwächen (ja, auch die gibt es in Freiburg) zu sprechen. Positiv hervorgehoben wurde, dass Freiburg ein gutes Radverkehrskonzept habe, das unter Einbindung des ADFC entwickelt wurde. Damit soll der Radverkehrsanteil auf über 30 Prozent erhöht und die Unfallzahlen gesenkt werden. Das Konzept umfasst das gesamte Stadtgebiet, setzt im Kern jedoch auf drei Pilotrouten. Auf diesen Strecken soll der Radverkehr auf breiten Wegen – dem Kraftverkehr gegenüber weitgehend bevorrechtigt – schnell und sicher vorankommen. Diese Routen führen auch in die Region hinaus. Weil die Breite der Wege dafür nicht ausreicht, handelt es sich jedoch formal um keine Radschnellwege. Die Fläche werde darüber hinaus, so die Kritik des Clubs, nicht ausreichend berücksichtigt. Es werde zu wenig Geld eingesetzt, um das Konzept überall umzusetzen. Es fehle an Abstellanlagen, viele Ampeln seien nicht fahrradfreundlich geschaltet und die Fahrradmitnahme in Bussen und Straßenbahnen sei gänzlich ausgeschlossen.
Nach dem Gespräch schwangen wir uns auf die Räder. Ich hatte mir ein Rad an der Radstation ausgeliehen. Diese befindet sich zwar neben dem Hauptbahnhof, ist dort aber leider nicht ausgeschildert. Die DB sei seit Jahren nicht bereit, die Beschilderung entsprechend zu ändern, antwortete mir ein Mitarbeiter der Radstation. Ich werde daher einen Brief an die DB schreiben Aber das ist eine andere Sache …
Zur etwa 15 Kilometer langen Radtour stieß der städtische Radverkehrsbeauftragte hinzu. Wir fuhren zunächst eine der Vorrangrouten ab. Dabei wurde schnell deutlich, dass die Stadt hierfür viel Geld in die Hand genommen hat. So wurde beispielsweise ein Durchlass unter einer auf einem Damm geführten Bahnlinie fertiggestellt (Durchstich Mühlenweg, Kosten 740.000 Euro). Der bisherige Umweg für den Rad- und Fußverkehr ist damit entfallen. Ein weiterer Durchstich an einer anderen Stelle ist noch im Bau. An einigen Stellen sind die Wege noch zu eng und teilweise sind Konfliktpotentiale mit Fußgängern noch nicht ausreichend aufgelöst.
Interessant war der Abschnitt durch den Vorzeige-Stadtteil Vauban. Er wurde „autoarm“ geplant. Einige Wohnbereiche verfügen über keine Stellplätze. Dafür ist Vauban gut mit der Straßenbahn und durch Radwegeverbindungen angebunden. Und es gibt zahlreiche Angebote der Nahversorgung, die verkehrsvermeidend wirken.
Insgesamt kann Radfahren in Freiburg Spaß machen. Und häufig ist man mit dem Rad – auf kürzestem Weg und vorbei am Stau – auch schneller als mit dem Auto am Ziel. Eine Lieblingsstrecke habe ich in Freiburg ausgemacht: Besonders schön lässt es sich entlang der Dreisam radeln.