Rede: Neue, kreative Mobilitätskonzepte für den ländlichen Raum

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Rede zur länd­li­chen Mobi­li­tät auf dem Lan­desau­schuss (klei­ner Par­tei­tag) der GRÜNEN in Baden-Würt­tem­berg am 10.05.2014

Lie­be Freun­din­nen und Freun­de,

wenn es um die Ver­kehrs­wen­de geht, dann wol­len und kön­nen wir den länd­li­chen Raum nicht aus­klam­mern. Aber nicht alle öko­lo­gi­schen Ver­kehrs­kon­zep­te kön­nen von den Bal­lungs­räu­men 1:1 auf die länd­li­chen Räu­me über­tra­gen wer­den. Für die dünn besie­del­ten Regio­nen kommt es in beson­de­rer Wei­se auf die Ver­net­zung ver­schie­de­ner Ver­kehrs­mit­tel an.

Wir hal­ten an dem Anspruch fest, Mobi­li­tät für alle Men­schen und über­all zu erschwing­li­chen Prei­sen und umwelt­ver­träg­lich zu orga­ni­sie­ren.

Wel­che Rol­le kön­nen die ver­schie­de­nen Ver­kehrs­trä­ger im Ein­zel­nen künf­tig spie­len?

1. Öffent­li­cher Ver­kehr im länd­li­chen Raum

Grund­la­ge, um die bis­he­ri­gen Ange­bo­te des Schie­nen­per­so­nen­nah­ver­kehrs auf­recht­erhal­ten – und bes­ser noch aus­wei­ten – zu kön­nen, ist eine Neu­re­ge­lung bei den Regio­na­li­sie­rungs­mit­teln. Der Bund darf die Län­der hier nicht allei­ne auf stei­gen­den Kos­ten sit­zen las­sen.

Und dann brau­chen wir eine Nach­fol­ge­re­ge­lung für das aus­lau­fen­de GVFG. Sonst sind Pro­jek­te wie die S‑Bahn nach Calw genau­so wenig zu finan­zie­ren wie die Sanie­rung von Bestands­stre­cken.

Um den ÖPNV attrak­ti­ver zu machen, brau­chen wir aber auch ein ein­fa­che­res Tarif­sys­tem. Die öffent­li­chen Ver­keh­re über Tarif­gren­zen hin­weg sind für die Nut­ze­rin­nen und Nut­zer zu teu­er und zu kom­pli­ziert.

Im länd­li­chen Raum braucht es aber auch ande­rer, teil­wei­se neu­er Mobi­li­täts­kon­zep­te, die den öffent­li­chen Ver­kehr indi­vi­du­el­ler und bedarfs­ori­en­tier­ter machen. Dazu zäh­len Ange­bo­te wie Bür­ger­bus­se und Anruf­sam­mel­ta­xis.

Und auf eine neue Ent­wick­lung mache ich auf­merk­sam:

Die libe­ra­li­sier­ten Fern­bus­li­ni­en sind ist eine sinn­vol­le Ergän­zung öko­lo­gi­scher Mobi­li­täts­op­tio­nen. Häu­fig ent­wi­ckeln sich die­se dort, wo sich die Bahn zurück­ge­zo­gen hat. Nach Aus­sa­gen der Anbie­ter sind künf­tig auch ent­spre­chen­de Ange­bo­te für mit­tel­gro­ße Städ­te geplant. Eini­ge die­ser Ange­bo­te gibt es bereits, bei­spiels­wei­se in Titi­see-Neu­stadt. Im Blick­punkt der Anbie­ter steht der Tou­ris­mus. Aber auch die dort woh­nen­den Bür­ge­rin­nen und Bür­ger kön­nen davon pro­fi­tie­ren.

2. Auto

Das Auto wird im länd­li­chen Raum auch künf­tig eine wich­ti­ge Rol­le spie­len. Wich­tig ist, dass neue Antriebs­ar­ten wie die Elek­tro­mo­bi­li­tät Ein­zug hal­ten. Und dass das Auto mit den Ange­bo­ten des ÖV ver­netzt wird und orga­ni­sier­te und siche­re Mit­fahr­ge­le­gen­hei­ten aus­ge­baut wer­den.

Das ver­än­der­te Mobi­li­täts­ver­hal­ten jun­ger Men­schen lässt sich auch im länd­li­chen Raum fest­stel­len. Ich habe das mal abge­fragt: In länd­li­chen Regio­nen wie im Ost­alb­kreis erwer­ben zwar mehr jun­ge Leu­te den Füh­rer­schein als bei­spiels­wei­se in Stutt­gart oder Ess­lin­gen. Der Rück­gang des Anteils der Füh­rer­schein­er­wer­ber ist aber in Stadt wie auf dem Land ähn­lich stark.

Dies ist eine Chan­ce für die Ver­kehrs­wen­de, die es zu ergrei­fen gilt!

3. Fahr­rad

Erstaun­lich fin­de ich, dass die Antei­le der Wege, die mit dem Fahr­rad zurück­ge­legt wer­den, auf dem Land nicht wesent­lich gerin­ger sind als in städ­tisch gepräg­ten Räu­men. Das Fahr­rad ist also nicht nur ein Ver­kehrs­mit­tel für den Bal­lungs­raum!

Der Trend hin zu Pedelecs und E‑Bikes ist ins­be­son­de­re auch für länd­li­che Räu­me ein span­nen­der.

Zumal immer mehr Men­schen das Fahr­rad und die öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel mit­ein­an­der kom­bi­nie­ren. Im Berufs­ver­kehr ist das jeder Drit­te, der das Rad nutzt. Wich­tig sind hier Drei­er­lei:

Ers­tens braucht es gute Rad­we­ge­ver­bin­dun­gen.

Zwei­tens braucht es siche­re Abstell­an­la­gen an Hal­te­stel­len und Bahn­hö­fen.

Und drit­tens muss die Fahr­rad­mit­nah­me in allen öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln mög­lich wer­den.

 

Lie­be Freun­din­nen und Freun­de,

wir brau­chen – ergän­zend zur Ener­gie­wen­de – die Ver­kehrs­wen­de. Mit Krea­ti­vi­tät und neu­en Mobi­li­täts­kon­zep­ten schaf­fen wir die­se auch im länd­li­chen Raum!