Rheintalbahn: Vor Ort am Schienenlärm-Brennpunkt

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image24.04.2015

Die Rhein­tal­tour von Bun­des­tags- und Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten der Grü­nen mach­te auch Sta­ti­on in Offen­burg (Foto). Dort besteht die For­de­rung nach einem Tun­nel für den Güter­ver­kehr.

 

 

 

 

 

 

 

 

Gemein­sam mit der Frei­bur­ger Bun­des­tags­kol­le­gin Kers­tin And­reae und den süd­ba­de­ner Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Josha Frey, Tho­mas Mar­wein, Bärbl Mie­lich und Alex­an­der Scho­ch infor­mier­te ich mich in der Regi­on Ober­rhein über den aktu­el­len Stand beim Aus­bau der Rhein­tal­bahn. Auf dem Pro­gramm stan­den Gesprä­che im Regie­rungs­prä­si­di­um Frei­burg sowie in den Rat­häu­sern Müll­heim, Ken­zin­gen und Offen­burg.

Die Rhein­tal­bahn gehört zu den zen­tra­len euro­päi­schen Güter­ver­kehrs­ach­sen. Mit mehr als 250 Zügen pro Tag ist die Rhein­tal­bahn eine der am stärks­ten befah­re­nen Schie­nen­ver­bin­dun­gen Deutsch­lands. Um die Kapa­zi­tä­ten der bereits heu­te über­las­te­ten Stre­cke zu erhö­hen und für die pro­gnos­ti­zier­ten Zunah­me des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs gerüs­tet zu sein, aber auch um Trans­port- und im Per­so­nen­ver­kehr Rei­se­zei­ten ver­kür­zen und Ver­bes­se­run­gen im Nah- und Regio­nal­ver­kehr errei­chen zu kön­nen, soll die Rhein­tal­bahn von zwei auf vier Glei­se aus­ge­baut wer­den.

Aller­dings geht mit dem hohen Güter­ver­kehrs­auf­kom­men für die Men­schen ent­lang der Rhein­tal­bahn eine gro­ße Lärm­be­las­tung ein­her, wie mir mein Besuch ein­drucks­voll ver­deut­lich­te. Die ursprüng­li­chen Plä­ne der DB zum Aus­bau der Rhein­tal­bahn stie­ßen in der Regi­on vor allem wegen des unzu­rei­chen­den Lärm­schut­zes auf erheb­li­che Wider­stän­de. Daher set­zen sich vie­le Poli­ti­ker vor Ort sowie eine Rei­he von Bür­ger­initia­ti­ven aus der Regi­on für einen bes­se­ren Lärm­schutz an der Rhein­tal­bahn ein. Die Regi­on am Ober­rhein hat für den Bereich Offen­burg bis Weil am Rhein sechs Alter­na­tiv­vor­schlä­ge („Kern­for­de­run­gen“) for­mu­liert, durch die der Aus­bau der Rhein­tal­bahn men­schen­freund­li­cher wer­den soll. Aktu­ell kon­tro­vers dis­ku­tiert wer­den vor allem noch drei offe­ne Punk­te:

  1. Die Finan­zie­rung des Offen­bur­ger Tun­nels, durch den der Schie­nen­lärm von der Stadt fern gehal­ten wer­den soll (Kern­for­de­rung 1).
  2. Ob die neue Stre­cke zwi­schen Offen­burg und Rie­gel par­al­lel zur Auto­bahn (Kern­for­de­rung 2) oder neben der bereits bestehen­den Bahn­stre­cke (so ursprüng­lich von der DB geplant) ver­lau­fen soll.
  3. Anbin­dung des Kat­zen­berg­tun­nels (Kern­for­de­rung 6)

Wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen zu den offe­nen Punk­ten ste­hen bei der nächs­ten Sit­zung des Pro­jekt­bei­rats Rhein­tal­bahn im Juni 2015 an. Der Pro­jekt­bei­rat setzt sich aus Ver­tre­te­rIn­nen von DB, Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um, Lan­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um, Regio­nal­ver­bän­den, der IG Bohr und Land­rä­ten zusam­men. Bei der Sit­zung im Juni wird ins­be­son­de­re eine Vor­ent­schei­dung bzgl. der Tras­sen­füh­rung zwi­schen Offen­burg und Rie­gel getrof­fen. Nach mei­nem Ein­druck ist die von Regio­nal­ver­bän­den gefor­der­te auto­bahn­par­al­le­le Tras­sen­füh­rung die sinn­vol­le­re, da die Güter­zü­ge so durch weni­ger dicht besie­del­te Gebie­te fah­ren. Außer­dem ist bei der auto­bahn­par­al­le­len Tras­sen­füh­rung von gerin­ge­ren Kos­ten bei der Anbin­dung an den Offen­bur­ger Tun­nel zu rech­nen.

Um offe­ne Fra­gen zu klä­ren und wei­te­re Infor­ma­tio­nen ein­zu­ho­len habe ich nach dem Besuch der Rhein­tal­bahn gemein­sam mit mei­ner Kol­le­gin Kers­tin Andrea eine Klei­ne Anfra­ge an die Bun­des­re­gie­rung erar­bei­tet, die wir in der nächs­ten Sit­zungs­wo­che des Bun­des­ta­ges ein­rei­chen wer­den. Der Land­tag Baden-Würt­tem­berg hat am 17. April mit einem von allen Frak­tio­nen unter­stütz­ten Antrag die Rah­men­be­din­gun­gen für die Mit­fi­nan­zie­rung für über das gesetz­li­che Min­dest­maß hin­aus­ge­hen­de Lärm­schutz­maß­nah­men abge­steckt. Damit liegt der Ball nun bei der Bun­des­re­gie­rung, die Pla­nungs­gel­der bereit­stel­len, Pro­jek­te der Rhein­tal­bahn im Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan ver­an­kern und eine ambi­tio­nier­te­re Schie­nen­lärm­po­li­tik betrei­ben muss. Der über­frak­tio­nel­le Antrag des Land­tags Baden-Würt­tem­berg kann hier abge­ru­fen wer­den: https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP15/Drucksachen/Txt/15_6723.pdf

Ich unter­stüt­ze das Ziel eines men­schen­freund­li­chen und umwelt­ge­rech­ten Aus­baus der Rhein­tal­bahn und begrü­ße das dies­be­züg­li­che Enga­ge­ment der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ent­lang der Rhein­tal­bahn. Dem Gesund­heits­schutz der Men­schen muss durch weit­rei­chen­de Lärm­schutz­maß­nah­men Rech­nung getra­gen wer­den. Nur durch ein hohes Lärm­schutz­ni­veau kann die für den Aus­bau der Rhein­tal­bahn not­wen­di­ge Akzep­tanz der Bür­ge­rIn­nen ent­lang der Stre­cke erreicht wer­den und der bereits 1987 begon­ne­ne Aus­bau der Rhein­tal­bahn mög­lichst zeit­nah zum einem Abschluss gebracht wer­den.