23.06.2016, aktualisiert am 25.06.2016
Die extremen und anhaltenden Starkregenereignisse der letzten Wochen haben mich veranlasst, bei der Bundesregierung nach dem Überflutungsschutz des im Bau befindlichen Tiefbahnhofes und der vorgelagerten Klett-Passage zu fragen. Wir mussten ja mehrfach erleben, wie in den letzten drei Wochen Ereignisse eingetreten sind, die bislang für unmöglich gehalten wurden: Berghänge sind abgerutscht, aus kleinen Bächen wurden reißende Ströme, die Autos wegschwemmten und Häuser zerstörten oder Bahnunterführungen überfluteten.
Die Bundesregierung hat geantwortet, dass nach Auskunft der Deutschen Bahn AG der Bahnhof über eine Flutrinne verfügen werde, die ein Abfließen des Regenwassers auch bei Starkregenereignissen über den Bahnhof in ausreichendem Umfang erlaube. Der Bahnhof sei damit ausreichend geschützt. Interessant ist, dass die Antwort der Bundesregierung auf meine Frage auf den Tiefbahnhof beschränkt wird, obwohl ich ausdrücklich auch nach der “vorgelagerten Klett-Passage” gefragt hatte.
Dazu mein Kommentar:
“Die ungewöhnlichen Starkregenereignisse der letzten Wochen müssen dazu führen, dass Konzepte für den Schutz vor Überflutungen auch für den Tiefbahnhof in Stuttgart neu überprüft werden müssen. Dabei ist insbesondere zu klären, ob es durch den in Querlage zur Abflussrichtung des Regenwassers liegenden künftigen Bahnhof und die dafür vorgesehenen Schutzmaßnahmen zu Rückstauungen kommen kann. Es muss auch unter Zunahme von Starkregenereignissen sichergestellt sein, dass Wasser weder in den Tiefbahnhof noch in die davor liegende Klett-Passage mit S- und U‑Bahnstationen fließen kann. Die Antwort der Bundesregierung auf meine Frage dazu ist dürftig und gibt leider keine Entwarnung.”
Der Stuttgarter Meteorologe Uwe Schickedanz erklärte am 25. Juni 2016 im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung, das Zusammenspiel von extremen Wetterlagen und örtlicher Topografie sei für die Landeshauptstadt besonders gefährlich. „Der Stadtkessel wirkt wie ein Trichter, in den alles hineinströmt und in Richtung Neckar fließt.“ Er sieht beim Vergleich der topografischen Verhältnisse deutliche Parallelen zwischen dem 900-Einwohner-Dorf Braunsbach im Hohenlohischen, das bei einem extremen Starkregen vor einigen Wochen übel zugerichtet wurde und der Großstadt am Nesenbach. Beide Orte seien von steilen Hängen umgeben. Sintflutartige Wassermassen stürzten deshalb innerhalb von Minuten zu Tal.
Der bisherige Schutz vor den Auswirkungen durch Starkregen sollte nach meiner Meinung unbedingt auf den Prüfstand gestellt werden.