16.10.2017
Fahrrad-Monitor Deutschland 2017
Über 3.000 Personen ab 14 Jahren wurden für die neue Sinus-Studie, die vom Bundesverkehrsministerium gefördert wurde, über ihre Verkehrsmittelwahl und ihren Blick aufs Fahrrad befragt. Die Ergebnisse legen die politischen Handlungsbedarfe offen.
Das Nutzungsverhalten
Am häufigsten, nämlich mindestens mehrmals wöchentlich, bewegt man sich zu Fuß fort (84 Prozent), mit dem Auto (64 Prozent), mit Bus und Bahn (39 Prozent) und dem Fahrrad als Verkehrsmittel (also ohne Freizeitnutzung, 34 Prozent).
Die häufigste Nutzergruppe stellen die bis 19-Jährigen (48 Prozent), gefolgt von der nächsten Altersgruppe, den bis 29-Jährigen (46 Prozent).
Was für das Fahrrad als Verkehrsmittel spricht (Mehrfachnennungen möglich): Für 56 Prozent aller Befragten ist es die Umweltverträglichkeit, für 51 Prozent der Gesundheitsaspekt und für 47 Prozent sind es die Kosten. Beim Auto schlagen die Pegel auf die Frage nach den Vorteilen allerdings deutlicher aus: Genannt werden die Zeitvorteile (70 Prozent), die Flexibilität (63 Prozent) und die Transportmöglichkeiten (60 Prozent).
Am häufigsten wird das Fahrrad für kurze Erledigungen und Einkäufe genutzt, gefolgt von Freizeitanlässen (Sport oder Ausflüge). Deutlich wurde in der Befragung, dass insbesondere für die Wege an den Arbeitsplatz noch große Potentiale für den Radverkehr bestehen. Dies zeigt sich auch daran, dass knapp über die Hälfte der Arbeitsstellen der Befragung zufolge bei der Fahrradfreundlichkeit die Schulnote drei oder schlechter erhalten. Die Gründe für die Nichtnutzung des Fahrrades auf dem Weg zur Arbeit sind jedoch zuvorderst die zu langen Strecken (57 Prozent) und der dafür benötigte zu große Zeitaufwand (46 Prozent). Meine Anmerkung: Hier könnten bessere Wege (Stichwort Radschnellwege) und die vermehrte Nutzung von E‑Bikes Abhilfe schaffen. Außerdem wird das Rad heute schon häufig mit dem ÖPNV kombiniert; laut Befragung setzen 27 Prozent derer, die ihr Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit einsetzen, dies in Kombination mit Bus oder Bahn ein.
Beliebtheit der Verkehrsmittel
Bei der Frage, welches Verkehrsmittel gerne genutzt wird, liegt das Auto mit 75 Prozent vorne, gefolgt vom Fahrrad mit 62 Prozent und dem ÖPNV abgeschlagen mit 34 Prozent. In der Betrachtung nach städtischen vs. ländlichen Räumen zeigt sich, dass das Auto die höchste Beliebtheit auf dem Land aufweist (84 zu 69 Prozent in Großstädten). Der ÖPNV weist in den Großstädten eine höhere Beliebtheit auf. Beim Fahrrad gibt es eine leicht erhöhte Präferenz in den Mittelstädten.
Im Vergleich mit Befragungen aus den Jahren 2013 und 2015 zeigt sich, dass das Fahrrad in der Beliebtheit deutlich zugelegt hat: Sehr gerne nutzten es zunächst 22, dann 27 und nun sagen dies 31 Prozent der Befragten.
Künftige persönliche Verkehrsmittelnutzung
Auf die Frage, welche Verkehrsmittel die selber zukünftig gerne häufiger nutzen würden, antworteten 35–41 Prozent der Befragten aus kleineren Orten und Städten (bis 50.000 Einwohnern) vermehrt das Auto, 31 Prozent das Fahrrad und 21–22 den ÖPNV nutzen zu wollen. Anders stellt sich das Bild in den Städten (ab 100.000 Einwohnern) dar: Hier wollen 35–36 Prozent mehr auf das Rad und rund 25–30 Prozent häufiger Bus und Bahn nutzen.
Insgesamt wollen 34 Prozent häufiger das Rad, 32 Prozent das Auto und 26 Prozent häufiger den ÖPNV nutzen.
Womit sollten Landes- und Kommunalpolitik den Radverkehr fördern?
Offenbar wird ein erheblicher Handlungsbedarf in Sachen Radverkehrsförderung gesehen. Andere Schlussfolgerungen lassen die Ergebnisse der Befragung nicht zu, nach denen nur 25 Prozent ihre Kommunalpolitik und 19 Prozent die Politik ihrer jeweiligen Landesregierung als fahrradfreundlich einstufen. Von der Bundesregierung sagen dies gar nur 13 Prozent.
Wie auch bei vorangegangenen Befragungen landeten „mehr Radwege bauen“ (63 Prozent, Mehrfachnennungen möglich) und „sichere Radabstellanlagen bauen“ (55 Prozent) weit vorne bei der Frage, womit der Radverkehr verstärkt gefördert werden soll. Die Befragten, die in ländlichen Räumen leben, nannten die Radwege etwas häufiger und den Stadtbewohnern waren die Abstellanlagen etwas wichtiger.