Stadtverkehr: Junge multimodal mobil, Ältere automobil

Rad im Straßenverkehr 210.05.2015

 

 

Neue Studie: Junge multimodal ohne Auto mobil – Senioren automobiler

 

In den städ­ti­schen Räu­men fin­det die Ver­kehrs­wen­de bereits statt. Dies bestä­tigt eine im April vor­ge­leg­te neue Stu­die der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Dres­den. Sie wur­de vor weni­gen Tagen der Ver­kehrs-AG der grü­nen Bun­des­tags­frak­ti­on vor­ge­stellt. Die Stu­die erfasst Ver­än­de­run­gen im Ver­kehrs­ver­hal­ten des Jah­res 2013 zu den Bezugs­jah­ren 2003 und 2008 in deut­schen Städ­ten mit über 100.000 Ein­woh­ne­rIn­nen. Die Stu­die bestä­tigt die Ver­fes­ti­gung zen­tra­ler Trends, die zuvor auch bereits von ande­ren Sei­ten empi­risch belegt wurden.

Was sicher­lich nie­man­den ver­wun­dert ist, dass sich das Ver­kehrs­ver­hal­ten der Men­schen in den Städ­ten wesent­lich von denen in länd­li­cher struk­tu­rier­ten Gebie­ten unter­schei­det. Etwa 30 Pro­zent der Men­schen in Deutsch­land leben in grö­ße­ren Städ­ten – Ten­denz stei­gend durch Zuzü­ge in die Bal­lungs­zen­tren. Dadurch wer­den die durch­schnitt­li­chen Wege dort kür­zer (und in länd­li­chen Gegen­den län­ger). Zugleich steigt die Anzahl der Sin­gle-Haus­hal­te wei­ter an: Bin­nen zehn Jah­ren von 37 auf 40,5 Pro­zent in Deutsch­land und sogar auf 52,3 Pro­zent in den 25 größ­ten Städ­ten. Vier­köp­fi­ge Fami­li­en machen nur noch 12,6 bzw. 8,3 Pro­zent aus. Dies ist ein Grund für die Rück­läu­fi­ge Auto­ver­füg­bar­keit in deut­schen und vor allem in groß­städ­ti­schen Haushalten.

Führerschein- und Autobesitz

Immer mehr älte­re Men­schen jen­seits der Sieb­zig (78 Pro­zent ins­ge­samt, 70 in Städ­ten) ver­fü­gen über einen Füh­rer­schein. Der Anstieg ist vor allem auf die Frau­en zurück­zu­füh­ren. Bei den Jün­ge­ren hin­ge­gen sind Rück­gän­ge zu ver­zeich­nen bzw. die­se erwer­ben ihren Füh­rer­schein spä­ter als früher.

Die PKW-Ver­füg­bar­keit unter den 18- bis 35-Jäh­ri­gen sinkt bun­des­weit und in den Städ­ten. Bei den Älte­ren steigt sie jedoch. Kon­kret (bun­des­weit): Hat­ten von den über sech­zig Jah­re alten Men­schen im Jahr 2003 noch 56 Pro­zent Zugriff auf einen Pkw im Haus­halt, sind es heu­te 73,4 Pro­zent. Hin­ge­gen sank die Auto-Ver­füg­bar­keit bei den 18- bis 35-jäh­ri­gen von 82,7 auf 66,5 Pro­zent. Die­ser Trend trifft – mit deut­lich gerin­ge­ren Ver­füg­bar­keits­wer­ten – auch auf die Städ­te zu. Die Grün­de bei der jun­gen Genera­ti­on sind nicht in einem höhe­ren Umwelt­be­wusst­sein zu fin­den, son­dern in einer Mischung aus sehr ver­schie­de­nen Grün­den: Trend zu höhe­ren Schul­ab­schlüs­sen mit anschlie­ßen­dem Stu­di­um und gerin­ge­ren ver­füg­ba­ren Haus­halts­mit­teln, Zuzug in die Städ­te, Ver­füg­bar­keit von Car­Sha­ring-Ange­bo­ten, spä­te­re Fami­li­en­grün­dun­gen, mehr Sin­gles, Aus­bau des ÖV und vie­le Grün­de mehr.

Entwicklung der Verkehrsanteile in den Städten

Etwa seit der Jahr­tau­send­wen­de sind leich­te Ver­än­de­run­gen bei den Antei­len ver­schie­de­ner Ver­kehrs­mit­tel erkenn­bar. Der Anteil des moto­ri­sier­ten Indi­vi­du­al­ver­kehrs (MIV) in den Städ­ten ist aus den oben genann­ten Grün­den leicht rück­läu­fig. Dafür nimmt der Anteil öffent­li­cher Ver­kehrs­mit­tel (ÖV) zu. Auch dazu kon­kre­te Zahlen:

2008 2013
Fuß 30% 30%
Fahr­rad 12% 13%
ÖPV 19% 21%
MIV 39% 37%

Der ÖPNV-Anteil wächst übri­gens in allen Alters­grup­pen. Die Ver­fas­ser der Stu­die ver­wei­sen daher dar­auf, dass Bus­se und Bah­nen in den gro­ßen Städ­ten zu den Spit­zen­stun­den zuneh­mend an ihre Kapa­zi­täts­gren­zen sto­ßen und auch daher dem Rad­ver­kehr eine immer grö­ße­re Rol­le in der städ­ti­schen Mobi­li­tät zukommt. Inter­es­sant beim Rad­ver­kehr ist, dass er nicht nur bei der Anzahl der Wege zulegt, son­dern auch die durch­schnitt­li­che Län­ge der per Fahr­rad zurück­ge­leg­ten Wege wächst. Dies dürf­te auch und vor allem mit der Ver­brei­tung von Pedel­ecs zu tun haben.

Fazit

Ins­be­son­de­re in den Städ­ten hat die Ver­kehrs­wen­de begon­nen. Die Jün­ge­ren ändern ihr Mobi­li­täts­ver­hal­ten und sind zuneh­mend mul­ti­modal und mit öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln sowie dem Fahr­rad unter­wegs. Die Mobi­li­täts­si­che­rung gelingt immer häu­fi­ger ohne (eige­nes) Auto. Die Gut­ach­ter emp­feh­len, den pri­vat-PKW zuneh­mend als Luxus­gut zu behandeln.

 

 

 

 

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