03.08.2015
Eine neue Studie lässt einige interessante Rückschlüsse auf die Nutzung des Fahrrads in Deutschland zu. Näher befragt wurden diejenigen 67 Prozent der Menschen, die ein Fahrrad besitzen und dieses zumindest hin und wieder nutzen.
Wer mit dem Rad fährt
Auffällig ist zunächst, dass die Radnutzung im Norden der Republik (74 Prozent) ausgeprägter ist als im Süden und im Osten (64 bzw. 65 Prozent). Unter den explizit abgefragten drei größten Städten ragt München mit 77 Prozent heraus (Berlin 60 und Hamburg 64 Prozent). Was außerdem ins Auge sticht: Der Anteil der über 60-Jährigen, die wenigsten manchmal aufs Fahrrad steigen, ist mit nur 50 Prozent (noch) sehr gering. Ob sich der Trend zum Pedelec hier auswirkt, kann aus der Studie nicht herausgelesen werden, da es keine Vergleiche zwischen verschiedenen Jahren gibt. Dafür fahren die Älteren, die überhaupt das Rad nutzen, häufiger damit als die Jüngeren. 23 Prozent derer, die Radfahren, fahren fast täglich. 29 Prozent fahren mehrmals pro Woche und 20 Prozent mehrmals pro Monat. Eine Minderheit von 28 Prozent fährt ganzjährig mit dem Rad.
Anlässe der Fahrradnutzung
Die mit großem Abstand häufigsten Nutzungsgründe sind Ausflüge und andere Freizeitaktivitäten (78 Prozent; hier sind die Wenigradelnden überproportional vertreten). Es folgen Einkäufe (42 Prozent; Frauen häufiger als Männer) und sportliche Aktivitäten (38 Prozent). Die Alltagswege zur Ausbildungsstätte oder Arbeit sind nur für 22 Prozent der Radnutzer/innen ein Hauptnutzungsgrund (Vielradelnde sind hier häufiger vertreten). Zusammengefasst: Wer wenig mit dem Rad fährt, macht dies vor allem in der Freizeit. Wer viel mit dem Rad fährt, nutzt dies besonders häufig für Einkäufe und beruflich veranlasste Wege, also für Alltagswege.
Gründe für die Fahrradnutzung
Spaß, Fitness und Bewegung an der frischen Luft sind für rund 70 Prozent derer, die zumindest manchmal mit dem Rad fahren, Anlass für diese Verkehrsmittelwahl. Mit großem Abstand folgen der Umweltgedanke und die gemeinsame Unternehmung mit anderen Menschen (jeweils knapp 50 Prozent). Bei den Jüngeren kommen die geringen Mobilitätskosten hinzu. In den Großstädten wiegen Umweltgesichtspunkte, Unabhängigkeit und Flexibilität sowie Schnelligkeit eine deutlich stärkere Rolle als im Durchschnitt.
Sicherheit des Radverkehrs
20 Prozent der Befragten sagten aus, dass sie alle Verkehrsregeln für den Radverkehr kennen und 68 Prozent die meisten. Etwas mehr als jeder zehnte Befragte sah bei sich selber Schulungsbedarf. Nahezu jeder Fünfte sagt von sich, dass sie/er sich häufig nicht an die Verkehrsregeln hält. Fast gleich viele halten sich zuverlässig an die Regeln.
29 Prozent der zumindest ab und zu mit dem Fahrrad Fahrenden hatten sich schon einmal bei einem Unfall verletzt. Über die Unfallursachen sagt die Studie leider nichts aus.
Fazit
Einige Schlussfolgerungen für eine erfolgversprechende Radverkehrsförderung, die überwiegend nicht ganz neu sind, können aus der Befragung gezogen werden:
- In ländlichen Regionen und in Großstädten sind es unterschiedliche Gründe, die Menschen zum Radfahren animieren. Während Spaß und Gesundheit in kleinen Orten klar führen, spielen in den Großstädten Umweltgesichtspunkte, Unabhängigkeit und Schnelligkeit ebenfalls eine wichtige Rolle.
- Der Erfolg boomender Fahrradstädte (bspw. München) gilt es genauer zu analysieren und auf andere Städte zu übertragen.
- Alltagswege wie zur Arbeit und zum Einkauf werden noch deutlich zu selten mit dem Fahrrad zurückgelegt. Gründe hierfür können sein (aus der Studie aber nicht ablesbar): Unzureichend sichere Fahrradabstellanlagen, unzureichende Wegeinfrastruktur, als gefährlich empfundene Streckenverläufe, keine Duschgelegenheit am Arbeitsplatz etc.
Zur Studie:
Im Auftrag der CosmosDirekt Lebensversicherung AG hat Forsa im März 2015 eine repräsentative Befragung in Form von Telefoninterviews durchgeführt. Befragt wurden 1.500 Personen, die mindestens 18 Jahre alt sind und ein Fahrrad besitzen. Die Befragung den BewohnerInnen der drei größten Städte Berlin, München und Hamburg muss mit jeweils nur 150 Befragten mit Vorsicht genossen werden. Leider wurden nicht auch diejenigen befragt, die kein Fahrrad nutzen. Es wäre ja durchaus interessant zu wissen, was diese von der Fahrradnutzung abhält bzw. wodurch sie sich aufs Fahrrad locken lassen würden.