Studien über E‑Autos

Hinweis: Dieser Beitrag ist schon älter und wurde möglicherweise noch nicht in das neue Format umgewandelt.

19.10.2016 anhang1

Testfahrten verbessern die Sicht auf E‑Mobilität

Besuch zu bekom­men ist fast immer schön. Beson­ders trifft dies dann zu, wenn man sich in Ber­lin befin­det und der Besuch aus der „Hei­mat“ kommt und noch dazu inter­es­san­te Inputs zu Ver­kehrs­the­men lie­fert. Im kon­kre­ten Fall prä­sen­tier­ten Stu­die­ren­de der Dua­len Hoch­schu­le Stutt­gart (DHBW) For­schungs­er­geb­nis­se zu Elek­tro­mo­bi­li­tät auf der Stra­ße.

In Zusam­men­ar­beit mit dem Zen­trum für empi­ri­sche For­schung (ZEF) der Dua­len Hoch­schu­le haben Stu­die­ren­de der Fakul­tät Wirt­schaft im Bereich Markt­for­schung ein empi­ri­sches For­schungs­pro­jekt zum The­ma „E‑Mobility – ein Kul­tur­ver­gleich“ erar­bei­tet. Ergänzt wur­de die­ses durch Lang­stre­cken-Ver­su­che mit E‑Autos.

Zunächst zum Lang­stre­cken-Ver­such: Zwei Grup­pen von Stu­die­ren­den fuh­ren mit E‑Autos die Stre­cke von Stutt­gart in die Nie­der­lan­de bzw. nach Kopen­ha­gen. Die Erleb­nis­se in Kür­ze: Die im Inter­net recher­chier­ten Lade­säu­len waren nicht immer brauch­bar (defekt, gesperrt, nicht mit dem Fahr­zeug kom­pa­ti­bel, nicht nutz­ba­res Bezahl­sys­tem oder durch par­ken­de Fahr­zeu­ge blo­ckiert). Ein­mal ließ sich der Ste­cker nach dem Lade­vor­gang nicht mehr vom Fahr­zeug lösen. Außer­dem befin­den sich vie­le Lade­säu­len weit­ab der Auto­bah­nen. Das Fazit der Stu­die­ren­den: Rei­sen mit E‑Autos müs­se prä­zi­se vor­be­rei­tet wer­den und sind stör­an­fäl­lig. Das Fah­ren an sich wird aber als ent­spannt und posi­tiv wahr­ge­nom­men.

Zum empi­ri­schen For­schungs­pro­jekt, das in zwei Tei­le geglie­dert ist: Das ers­te Pro­jekt the­ma­ti­siert die „Wahr­neh­mung von Leis­tungs­di­men­sio­nen der Elek­tro­mo­bi­li­tät in unter­schied­li­chen Kul­tur­grup­pen“ und das zwei­te Pro­jekt die „Wahr­neh­mung von und Ein­stel­lung zur Elek­tro­mo­bi­li­tät in unter­schied­li­chen Kul­tur­grup­pen“. Die ver­schie­de­nen Kul­tur­grup­pen waren US-Ame­ri­ka­ner, Chi­ne­sen und Deut­sche. Die Stu­di­en führ­ten zu inter­es­san­ten Ergeb­nis­sen. In die­sem kom­pri­mie­ren­den Bericht wer­den die Ergeb­nis­se der deut­schen Grup­pe erläu­tert.

Das ers­te Pro­jekt besteht wie­der­um aus zwei ein­zel­nen Stu­di­en, wobei die Teil­neh­mer der ers­ten Stu­die eine Test­fahrt in einem Elek­tro-Auto gemacht haben. Vor und nach der Test­fahrt haben die Pro­ban­den einen Fra­ge­bo­gen aus­ge­füllt. Grund­sätz­lich wur­de dabei fest­ge­stellt, dass die Mei­nung über Elek­tro­au­tos nach der Test­fahrt deut­lich posi­ti­ver war als vor der Test­fahrt. Vor der Test­fahrt kreuz­ten bei­spiels­wei­se 28 % der Teil­neh­mer an, dass sie bereit wären, ein Elek­tro­fahr­zeug zu kau­fen. Nach der Test­fahrt waren es 41 %.

Auch die Sicher­heit, das Image, der Kom­fort und der tech­ni­sche Stand wur­den nach der Test­fahrt bes­ser bewer­tet als vor­her. Beson­ders auf­fäl­lig ist, dass der Fahr­spaß unter­schätzt wur­de. Vor der Test­fahrt gab es für die­ses Kri­te­ri­um von ca. 25 % der Pro­ban­den die vol­le Punkt­zahl und nach der Test­fahrt von fast 60 %. Außer­dem hat die Beur­tei­lung der Leis­tung der E‑Fahrzeuge deut­lich zuge­nom­men. Vor der Fahrt gaben weni­ger als ein Vier­tel der Teil­neh­mer für die­ses Kri­te­ri­um die vol­le Punkt­zahl, wäh­rend es nach­her über die Hälf­te war.

Eher nega­tiv beur­teilt wur­de die Reich­wei­te. Die­se fin­den meh­re­re Teil­neh­mer noch zu gering und auch die Test­fahrt konn­te ihre Mei­nung nicht ändern. Außer­dem wird die Nach­hal­tig­keit ins­ge­samt zum Teil kri­tisch gese­hen. Beson­ders die deut­sche Grup­pe hält Elek­tro­au­tos nicht grund­sätz­lich für unein­ge­schränkt umwelt­freund­lich. Bei der Bewer­tung für Umwelt­ver­träg­lich­keit spie­len für die Deut­schen auch der Pro­duk­ti­ons­pro­zess und die ver­wen­de­ten Mate­ria­li­en eine Rol­le. Und natür­lich muss auch der Strom aus erneu­er­ba­ren Quel­len pro­du­ziert wer­den.

Die Stu­die mit den Test­fahr­ten wur­de ergänzt durch eine Online-Stu­die, weil dabei eine viel grö­ße­re Anzahl an Teil­neh­mern mög­lich ist. Dabei fällt auf, dass die Nach­hal­tig­keit beson­ders älte­ren Men­schen wich­tig ist. Die Reich­wei­te von Elek­tro­au­tos wird auch bei der Online-Stu­die häu­fig nega­tiv ein­ge­schätzt. Als wich­tigs­tes Kri­te­ri­um für den Kauf eines Autos wer­den die lau­fen­den Gesamt­kos­ten iden­ti­fi­ziert. Mög­li­cher­wei­se sind dabei vie­le Men­schen man­gels Erfah­rung bei einem Elek­tro­au­to noch skep­tisch.

Bei dem zwei­ten Pro­jekt haben die Test­per­so­nen eben­falls Test­fahr­ten durch­ge­führt. Dabei wur­de die Eye­track­ing Tech­no­lo­gie ange­wen­det. D. h. wäh­rend der Fahr­ten wur­den bei den Per­so­nen die Blick­be­we­gun­gen auf­ge­zeich­net und ana­ly­siert.

Die­se Stu­die ergab, eben­so wie die ers­te Stu­die, dass die Reich­wei­te ein Schwach­punkt der E‑Autos dar­stellt. Außer­dem wur­den Lade­zeit und Kos­ten eher nega­tiv beur­teilt. Grund­sätz­lich zeigt die Stu­die aber, dass die Ein­stel­lung zu Elek­tro­fahr­zeu­gen durch­aus sehr posi­tiv ist.

Ins­ge­samt zei­gen die Stu­di­en, dass durch eine bes­se­re Ver­mark­tung und bes­se­re Kom­mu­ni­ka­ti­on vor­aus­sicht­lich mehr E‑Autos ver­kauft wer­den kön­nen. Eine Test­fahrt nimmt in der Regel einen posi­ti­ven Ein­fluss auf die Kauf­ent­schei­dung, weil die meis­ten Erwar­tun­gen über­trof­fen wer­den.