Symbiose von Post und Bahn: Das war mal

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21.09.2021

Langer Weg zurück auf die Schiene

Die Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf mei­ne Anfra­ge zeigt, wel­che Spu­ren die ein­sei­ti­ge Aus­rich­tung auf den Lkw hin­ter­las­sen hat. Die vor rund 25 Jah­ren noch selbst­ver­ständ­li­che Sym­bio­se von Post und Bahn ist fak­tisch rest­los besei­tigt wor­den.

Das Paket­auf­kom­men hat sich zwi­schen 2010 und 2020 (nicht nur Deut­sche Post) von 1,71 auf 3,59 Mil­li­ar­den Paket­sen­dun­gen und damit um den Fak­tor 2,1 erhöht. Das Bei­spiel der Deut­schen Post AG, an der der deut­sche Staat noch Anteil hält, zeigt, was cha­rak­te­ris­tisch für die Bran­che ist: Kei­ne Betriebs­stät­te der Deut­schen Post AG ver­fügt der­zeit über einen eige­nen Gleis­an­schluss. Ledig­lich zwei Stand­or­te der Deut­schen Post AG könn­ten ver­gleichs­wei­se ein­fach an das Schie­nen­netz ange­bun­den wer­den. Detail­un­ter­su­chun­gen zur Ver­la­ge­rung von Güter­ver­keh­ren der Deut­schen Post AG bzw. zur Anbin­dung von Stand­or­ten an das Schie­nen­netz lau­fen und dau­ern an. Eine abschlie­ßen­de Bewer­tung der Stand­or­te hin­sicht­lich ihrer Eig­nung für den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr bzw. ihrer Erschlie­ßung durch neue Gleis­an­schlüs­se liegt daher noch nicht vor. „Nach Anga­ben der Bran­che“ kommt es für die Ver­la­ge­rung auf die Schie­ne unter ande­rem auf die Kom­pa­ti­bi­li­tät der Trans­port­be­hält­nis­se und auf kur­ze Lauf­zei­ten der Brief- und Paket­sen­dun­gen an.

Der­zeit trans­por­tiert die Deut­sche Post ledig­lich zwei Pro­zent ihres Fracht­auf­kom­mens auf dem Schie­nen­weg.[1] Unter­neh­mens­ziel ist es, die­sen Anteil auf 20 Pro­zent zu erhö­hen.[2] Dazu hat die Deut­sche Post AG mit der Deut­schen Bahn AG einen Ver­trag abge­schlos­sen.

Mei­ne Bewer­tung:

„Das Bei­spiel der Deut­schen Post zeigt auf dras­ti­sche Wei­se, wel­che Spu­ren die ein­sei­ti­ge Aus­rich­tung auf den Lkw hin­ter­las­sen hat. Die vor rund 25 Jah­ren noch selbst­ver­ständ­li­che Sym­bio­se von Post und Bahn ist fak­tisch rest­los besei­tigt wor­den. Die Inves­ti­tio­nen der Post in neue Paket- und Ver­teil­zen­tren ori­en­tier­ten sich ab Mit­te der 1990er-Jah­re aus­schließ­lich an der güns­ti­gen Lage im Fern­stra­ßen­netz. Im Ergeb­nis hat heu­te kein Paket­zen­trum einen Gleis­an­schluss. Die von der Deut­schen Post im Früh­jahr die­ses Jah­res in Aus­sicht gestell­te Kurs­än­de­rung zur Ver­la­ge­rung auf die Schie­ne ist ent­spre­chend auf­wän­dig und bedarf ent­spre­chen­der Pla­nungs­vor­läu­fe. Bis­her hat die Post noch kei­ne Anträ­ge zur För­de­rung neu­er Gleis­an­schlüs­se beim Bund ein­ge­reicht. Kurz­fris­tig bleibt dem­nach die Nut­zung des Kom­bi­nier­ten Ver­kehrs mit einem gewis­sen Vor- und Nach­lauf auf dem Lkw.

Das Bei­spiel Post zeigt auch: Die Ver­la­ge­rung von Güter­ver­kehr steht und fällt mit geeig­ne­ten Zugangs­stel­len für den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr. Gera­de in Groß­städ­ten und Bal­lungs­räu­men sind geeig­ne­te Flä­chen durch zuneh­men­den Sied­lungs­druck bereits heu­te knapp. Wir brau­chen drin­gend eine vor­aus­schau­en­de Siche­rung ent­spre­chen­der Bahn­flä­chen, die der­zeit nicht genutzt wer­den. Trotz Ankün­di­gun­gen im Mas­ter­plan Schie­nen­gü­ter­ver­kehr hat Andre­as Scheu­er auch die­se Maß­nah­me bis heu­te nicht umge­setzt. Wenn es mit der Ver­kehrs­ver­la­ge­rung auf die Schie­ne kon­kret wer­den soll, ver­sagt die Bun­des­re­gie­rung mit schö­ner Regel­mä­ßig­keit.“

[1] Man habe, so DHL, „bei weni­ger zeit­sen­si­blen Trans­por­ten, bei­spiels­wei­se an Wochen­en­den, gute Erfah­run­gen in der Zusam­men­ar­beit mit der Bahn gemacht. Hier sei der Anteil, vor allem in der Weih­nachts­zeit 2020, deut­lich erhöht wor­den. Es kom­me auf Zuver­läs­sig­keit, Schnel­lig­keit und Pünkt­lich­keit an. Man benö­ti­ge Trans­por­te im Nacht­sprung. Es gebe noch erheb­li­ches Ver­bes­se­rungs­po­ten­ti­al. Quel­le: Pri­vat­bahn­ma­ga­zin 4.2021

[2] Im Inter­view mit einer Fach­zeit­schrift sprach Tobi­as Mey­er DHL-Vor­stands­mit­glied von einem „lang­fris­ti­gen“ Ver­la­ge­rungs­ziel. Zunächst sol­le der Anteil von der­zeit zwei Pro­zent ver­drei­facht wer­den. Quel­le: Pri­vat­bahn­ma­ga­zin 4.2021