Grüne schreiben E‑Auto-Pionier an
Tesla errichtet derzeit in Grünheide (Brandenburg) sein erstes Werk in Europa. Das freut uns, dürfte dadurch doch Schwung in die Antriebstechnologien von Autos kommen. Aber die läuft das mit der Logistik – alle per Diesel-Lastwagen?
Das würde nicht zum Image des Unternehmens uns seines Produktes passen, dachten sich Clemens Rostock, Landtagsabgeordneter aus Brandenburg, und ich. Wir sprachen zunächst mit dem Betreiber der vorhandenen Bahninfrastruktur und wendeten uns dann per offenem Brief, den ich hier veröffentliche, an Tesla.
Offener Brief zur Logistik am Tesla-Standort Grünheide
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir freuen uns, dass sich Tesla für den Standort Grünheide entschieden hat, um Pkw mit elektrischem Antrieb zu produzieren. Als Bündnisgrüne spielt für uns neben der Stärkung des Umweltverbundes die Transformation der Automobilindustrie und die schnellere Verbreitung der Elektromobilität eine wichtige Rolle, wofür die Tesla-Ansiedlung sicher als Katalysator wirken kann.
Als Fachpolitiker für Verkehrs- und Bahnpolitik im Brandenburger Landtag und im Deutschen Bundestag haben wir auch die Rahmenbedingungen für Güterverkehr und Logistik im Blick. Um ein zukunftsfähiges Produkt zu erhalten, dürfen Klimaschutz und Nachhaltigkeit nicht auf die Produktion der innovativen Fahrzeuge beschränkt bleiben, sondern müssen sich über die gesamte Wertschöpfungskette erstrecken und den Bereich Güterverkehr und Logistik einschließen.
Mit Blick auf die Verkehrsinfrastruktur sind die Voraussetzungen am Standort Grünheide günstig. Insbesondere das von der Hauptbahn Berlin – Frankfurt (Oder) abzweigende Streckengleis der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE) kommt aus unserer Sicht bei der Umsetzung zukunftsfähiger Logistikkonzepte, bei denen der Schienenverkehr eine tragende Rolle einnimmt, eine Schlüsselfunktion zu. Praktisch bei allen bedeutenden Produktionsstandorten der Automobilindustrie in Deutschland übernimmt die Schiene eine wichtige Funktion. Es wäre zudem schwer zu vermitteln, dass ausgerechnet für ein Werk, in dem saubere Elektroautos produziert werden, die Logistik allein mit Diesel-Lkw bewerkstelligt werden soll. Zudem bietet sich am Standort Grünheide die Chance, dass Güterverkehrszentrum Berlin Ost Freienbrink zusammen mit anderen angesiedelten Unternehmen weiterzuentwickeln und auf diese Weise neue Angebote im Schienengüterverkehr zu etablieren.
Wir appellieren daher an Sie, die günstigen Standortvoraussetzungen in Grünheide zu nutzen und dem Schienengüterverkehr bei der Planung der Logistik- und Transportketten eine tragende Rolle zukommen zu lassen. Gerne sind wir bereit zu vermitteln.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Gastel, Clemens Rostock
Sprecher für Bahnpolitik Sprecher für Verkehrspolitik
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
im Deutschen Bundestag im Brandenburger Landtag