Ein Praktikant berichtet aus dem Parlamentsalltag
„Sehr geehrte Damen und Herren, aufgrund von Verzögerungen im Betriebsablauf, verspätet sich die Ankunft unseres Zuges in Berlin HBF heute um 20 Minuten. Wir bitten um Entschuldigung.“ Solche Ansagen kennt jede*r Bahnfahrer*in und sie führen allzu oft zu Frust. Während es bei den Passagieren allzu häufig bei der Aufregung bleibt, ist Matthias Gastel einer derjenigen, der sich proaktiv politisch für die Verbesserung des Schienenverkehrs einsetzt. In seinem Berliner Büro durfte ich ein mehrwöchiges Praktikum absolvieren.
Das Praktikum begann zunächst mit einer untypischen Aufgabe: Umziehen. Denn während Matthias Büro lange im Jakob-Kaiser-Haus untergebracht war, befindet es sich nun im „Modulbau“ oder „Legohaus“, einem Neubau, der aufgrund der Größe des Bundestages notwendig wurde. Doch auch abseits vom Kistenpacken gab es von Tag eins an viel zu sehen und zu erleben: So nahm ich nicht nur an den regelmäßigen Bürobesprechungen teil, sondern auch direkt an den Sitzungen der fraktionsinternen Arbeitsgruppen für Verkehr und Tourismus, in welchen Matthias aufgrund seiner Sitze im Tourismus- und Verkehrsausschuss angehört. In den Sitzungswochen finden diese Sitzungen in der Regel montags statt, bevor dienstags der Austausch mit den Parlamentarischen Staatssekretär*innen und die Fraktionssitzung folgt. Am Mittwoch finden die Ausschüsse statt. Dabei konnte ich tiefe Einblicke in die fachliche Ausschussarbeit gewinnen und unter anderem ein Berichterstattergespräch der EU-Kommissarin für Verkehr verfolgen. Von Mittwoch bis Freitag wird im Plenum debattiert. Auch hier hatte ich die Möglichkeit bei selbstgewählten Tagesordnungspunkten, wie etwa der Regierungsbefragung, der Diskussion von der Besuchertribüne aus zu folgen.
Nachdem viele der Corona-Schutzmaßnahmen aufgehoben wurden, konnte Matthias auch wieder Besuchergruppen empfangen, die ich mitbegleiten durfte und denen er im Gespräch gerne alle Fragen beantwortete. Hinzu kamen noch diverse Gespräche mit Interessenvertreter*innen von verschiedenen Firmen und Verbänden. Dabei war spannend, wie sich die Gesprächspartner*innen nicht nur in ihren Interessen, sondern auch in ihrem Auftreten unterschieden: Die Varianz an Persönlichkeiten reichte vom Bahn-Manager bis hin zu Vertreter*innen kleiner und großer Umweltorganisationen. Als Außenstehender war ich manchmal verwundert für welche Interessen es Verbände geben kann. Auch einige Vor-Ort-Termine, die sehr praxisnahe Einblicke boten, fielen in meine Praktikumszeit. Da die Sitzungswochen die meisten offiziellen Termine stattfinden, arbeitet man länger als 8 Stunden. Wenn man abends zu Parlamentarischen Abenden geladen ist, wird es teilweise spät.
Neben den ganzen Terminen gehörte vor allem in den Nicht-Sitzungswochen die Recherche und Zuarbeit für das Team oder Matthias selbst zu meinen Hauptaufgaben. Dabei habe ich gelernt, dass es durchaus von Auftraggebern abhängig ist, zu welchen Ergebnissen wissenschaftliche Studien führen. Mir hat sehr gut gefallen, wie eng ich auch als Nicht-Verkehrsingenieur in die fachliche Arbeit eingebunden war und nie die Rolle des „kaffeekochenden Praktikanten“ eingenommen habe. Ich habe sehr viel über das „System Bahn“ und die technischen und politischen Prozesse und Hürden gelernt. Ansonsten war die Mitarbeit im Bereich Social-Media eine meiner Haupttätigkeiten, aber auch klassische Bürotätigkeiten oder das Schreiben von Antwortentwürfen habe ich übernommen.
Zum Schluss möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei Matthias Gastel und seinem jungen und motivierten Team bedanken. Ich habe sehr gerne mit euch zusammengearbeitet und viel Spaß gehabt. Mit Menschen wie euch kann die Verkehrswende hin zur Schiene gelingen!
Berichtet von Niklas Dick