Sich selber eine Aufgabe zu stellen und dieser an verschiedenen Stationen vor Ort nachzugehen: Dies ist das Konzept meiner Thementage. Das Motto meines jüngsten Thementages war „Busse als Säule des öffentlichen Verkehrs“.
Gemeinsam mit meinem Fraktionskollegen Gerhard Schick habe ich das Werk der EvoBus GmbH in Mannheim besichtigt. EvoBus ist das größte europäische Tochterunternehmen der Daimler AG und entstand im Jahr 1995 durch den Zusammenschluss der Bussparten von Daimler und Setra/Kässbohrer. Im Werk Mannheim werden von den 3.600 Beschäftigten die Rohkarosserien für Busse der Marken Daimler und Setra für den Stadt‑, Überland- und Reiseverkehr sowie Motoren für Nutzfahrzeuge produziert. Außerdem erfolgt die Endmontage der Stadtbusse. Die Lackierung sowie die Endmontage für die Busse der Marke Setra und die Überlandbusse erfolgt in Neu-Ulm. Die Transporte zwischen beiden Werken werden mit der Bahn abgewickelt. Das Betriebsgelände ist etwa ein Quadratkilometer groß und fast eine Welt für sich. Wir konnten uns die Produktion anschauen, die noch weitgehend durch Handarbeit erbracht wird. Gearbeitet wird im Zweischichtbetrieb, wobei die Arbeitszeiten nachfrageabhängig schwanken. In den Hallen ist es sehr laut, die meisten Beschäftigten tragen Gehörschutz. In Sachen Elektromobilität verhält sich Daimler noch sehr zurückhaltend. Vielmehr wird auf Wasserstoff und Hybrid gesetzt.
Bei meinem zweiten Termin war eigentlich eine Probefahrt mit einem der neuen E‑Busse in Esslingen vorgesehen. Leider war gerade keiner der Busse im Einsatz, so dass ich mich auf kurze Gespräche mit Busfahrern beschränken musste. Das Besondere an den Bussen: Sie können sowohl unter der Fahrleitung des O‑Busses als auch mit dem Strom aus der Batterie fahren. Damit sind die Busse flexibler einsetzbar als die Oberleitungsbusse, die sonst in Esslingen fahren. Hersteller der Busse mit insgesamt 110 Plätzen ist das polnische Unternehmen Solaris.
Meinen Thementag schloss ich am neuen Busbahnhof am Flughafen, der nun seit etwa sechs Wochen in Betrieb ist. Untergebracht ist der Busbahnhof im Erdgeschoss eines neu errichteten Parkhauses. Es hat etwa 35 Millionen Euro gekostet, sechs Millionen entfallen davon auf den Busbahnhof. Flughafen-Geschäftsführer Walter Schoefer und Projektleiter Rolf Witzemann führten uns über das Gelände und in die Betriebszentrale. Pro Tag wird der Flughafen-Busbahnhof von 250 bis 300 Fernbussen angefahren. In den Fahrplänen finden sich 20 deutsche und 50 weitere europäische Ziele. Pro Busstopp zahlt das jeweilige Unternehmen zwischen 4 und 9,50 Euro. Unternehmen wie Flixbus (Marktanteil 70 Prozent), die den Busbahnhof häufig ansteuern, zahlen den niedrigeren Preis. Die Busfahrer können gegen Gebühr Müll abgeben. Eine Anlage zur Entleerung der Bordtoiletten gibt es nicht. Dafür wird derzeit kein Bedarf gesehen, weil Stuttgart meist nur für einen kurzen Halt auf der Strecke genutzt wird. Die Zu- und Ausfahrt ist durch Schranken geregelt. Für die Fahrgäste gibt es einen Wartesaal mit Kiosk sowie zwei Fahrkartenschalter. Der Busbahnhof wird rund um die Uhr von Busunternehmen angesteuert, WC und Kartenverkauf sind aber nachts geschlossen. Von der Betriebsleitzentrale aus werden ankommenden Bussen die Haltepositionen zugewiesen und die elektronischen Anzeigetafeln gesteuert. Ein ungelöstes Problem ist, dass die wartenden Fahrgäste nicht zuverlässig über verspätet ankommende Busse informiert werden können. Derartige Informationen müssen von der Betriebszentrale händisch eingegeben werden – wenn die Busfahrer oder die Busunternehmen die Verspätungen melden. Hier besteht zweifelslos Handlungsbedarf. Im Zeitalter der Digitalisierung sollte sich eine Lösung finden lassen.