Erstellt am 01.11.2014
Mein zweiter „Thementag“, ein ganz besonderes, intensives Veranstaltungsformat, war der Fahrrad-Mobilität gewidmet. Auch diesmal näherte ich mich meinem Thema von mehren Seiten.
Der Tag begann mit einem Besuch des Lastenrad-Bauers gobaX in Mössingen bei Tübingen. Stabiler Rahmen für gute Fahreigenschaften und je nach Bedarf flexible Aufbauten für den Lastentransport, das ist das Konzept des Unternehmens. Je nach Wunsch und Einsatz gibt es elektrische Unterstützung. Kunden sind überwiegend Pizza-Services und Industriebetriebe mit Werksverkehr, aber auch andere Gewerbe und selten Privatpersonen. Denkbar ist der Einsatz dieser Räder ebenso für mobile Krankenpflegedienste und öffentliche Verwaltungen. Für diese Art von Fahrrad dürfte es insbesondere in Ballungsräumen noch ein erhebliches Wachstumspotential geben – und zugleich ein Potential zur Verringerung des motorisierten Individualverkehrs.
Weiter ging es zu Velotraum. Das ist die Marke meines Fahrrades, das ich seit weit über zehn Jahren fahre. Das Unternehmen sitzt in Weil der Stadt und hat vor einigen Jahren erweitert. Jedes Rad, das von den insgesamt neun Mitarbeitern gefertigt wird, ist ein Unikat. Die Rahmen – meist aus Alu – kommen aus Taiwan, wo sich eine Industrie mit sehr gutem qualitativem Image aufgebaut hat. Mitarbeiter wie auch klassische Kunden sind überzeugte Radfahrer/innen. Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich mir wahrscheinlich gleich ein neues Rad zusammenstellen lassen. Eine der Besonderheiten neben der Langlebigkeit und Individualität der Fahrräder: Es werden auch solche für besonders große und kleine Menschen angefertigt.
Politischer zu ging es dann bei einem Gespräch mit der Landesvorsitzenden und dem Landesgeschäftsführer des ADFC in Stuttgart. Dort herrscht großes Einverständnis mit dem, was sich im Verkehrsministerium des Landes in Sachen nachhaltiger Mobilität inzwischen tut. Auch die meisten Kommunen ziehen nach Beobachtung des ADFC inzwischen gut mit. Sehr hilfreich, da sind wir uns einig, ist die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK), die Kommunen in Sachen Radverkehrsförderung berät und so manch eine gute Kampagnenidee auf den Weg gebracht hat. Für notwendig hält der ADFC Kampagnen für die Verkehrssicherheit.
Einer der Großen im Fahrradbereich ist das Unternehmen Paul Lange & Co in Bad Cannstatt. Es betreibt das in Europa wohl größte Ersatzteillager für Fahrradzubehör. 240 Beschäftigte am Standort Stuttgart warten dort mit 27.000 Teilen auf – vom Ventil über Bremsen bis hin zu Radsportbekleidung. Der reine Handelsbetrieb beliefert Einzelhandel und Fahrradhersteller und ist Generalvertreter von Shimano auf unserem Kontinent. Auch hier begegne ich vielen Radbegeisterten, die täglich selbst weite Wege zu ihrem Arbeitsplatz mit dem Fahrrad zurücklegen. Das Familienunternehmen engagiert sich darüber hinaus vielfältig im sozialen Bereich.
Den Abend lasse ich bei einer Veranstaltung mit Pater Anselm Grün in Leinfelden ausklingen. Die S‑Bahnen hatten wieder mal erhebliche Verspätungen. Mit dem Rad wäre mir das nicht passiert.