25.06.2020
Kastenstand für Sauen: Ein Beispiel für wenig Fortschritte
Der Tierschutz ist seit nunmehr 18 Jahren im Grundgesetz verankert. Seither hat sich im Konkreten erschreckend wenig getan. Der einzige Meilenstein für den Tierschutz war das Verbot der Käfighaltung für Hühner – dieser liegt lange zurück.
Die unglaublichen Skandale rund um den Fleichverarbeiter „Tönnies“ werfen ein unübersehbares Schlaglicht auf eine Branche, in der weder Mensch noch Tier etwas zählen, sondern nur die Profitmaximierung (woran viele Verbraucher*innen nicht unschuldig sind). Wir haben als Grüne beantragt, diese Vorgänge auf die Tagesordnungen der zuständigen Bundestags-Ausschüsse zu setzen. Doch keineswegs liegt nur vieles in der Fleischverarbeitung im Argen, sondern auch große Teile der Nutztierhaltung sind inakzeptabel. Für einige Tierarten wie Mastrinder, Milchkühe Puten und Wassergeflügel liegen noch nicht einmal klare Haltungsvorgaben vor. So ist beispielsweise nicht vorgegeben, dass Enten Zugang zu Wasser haben müssen. Auch bei der Sauenhaltung in Kastenständen ist unklar, wie es weiter gehen soll. Das Oberverwaltungsgericht Magdeburg hatte bereits 2015 entschieden, dass die zulässige Praxis, trächtige Sauen viele Wochen lang in engsten Metallgattern halten zu dürfen, rechtswidrig ist. Die Tiere können sich damit kaum rühren, geschweige denn umdrehen. Der Bund möchte eine Änderung im Rahmen einer Übergangsfrist von 17 Jahren erreichen. Das ist den Ländern wiederum zu lange. Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein haben einen Kompromiss von maximal acht Jahren vorgeschlagen. Andere grün mitregierte Länder setzen jedoch auf eine schnelle Realisierung von mehr Platz. Womöglich fällt das Bundesverfassungsrecht ein Urteil, bevor sich die Politik einig wird. Berlin hatte Klage eingereicht, Tierschutzverbände rechnen im kommenden Jahr mit dem Urteil. Sie wiederum verweisen darauf, dass eine Sauenhaltung ohne Kastenstand möglich ist und führen die Bio-Betriebe mit ihrer Sauenhaltung in Gruppen, aber auch strengere Regeln unter anderem in Schweden und Norwegen als positive Vorbilder an.
Für uns als Grüne ist klar, dass mehr Tierschutz nur mit einer Reduzierung der Tierbestandszahlen und einer höheren Wertschätzung tierischer Lebensmittel zu bekommen sein wird. Mehr Platz, Auslauf, Einstreu, Beschäftigung, Tageslicht und gesundes Futter werden zu höheren Preisen insbesondere für Fleisch führen. Die Landwirtschaft wird in tiergerechtere Ställe investieren müssen. Dafür wird sie Unterstützung bekommen müssen.
Dieser Text stellt einen Auszug aus meinem Bericht in der Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutzpolitik der Grünen in Baden-Württemberg dar.