21.11.2020
Für Klimaziele zwingend, für Arbeitsplätze Chance
Der Wandel hin zur Elektromobilität macht – neben dem Trend zur Digitalisierung und der Automatisierung – vielen Beschäftigten der Automobilbranche Angst. Aus Gründen des Klimaschutzes sind weniger und andere Autos zwingend. Aber auch aus wirtschaftlichen Gründen und zur Sicherung eines möglichst hohen Beschäftigungsniveuas braucht es konsequente Veränderungen.
Die Entscheidungen auf EU-Ebene, die auf eine Verschärfung der CO2-Grenzwerte abzielen, halte ich für richtig und notwendig. Anders lassen sich Klimaziele nicht erreichen. Hier geht es um eine existenzielle Frage der Menschheit.
Die Transformation der Automobilindustrie hat neben der ökologischen auch noch eine wirtschaftliche Komponente: Die globale Nachfrage, von der wir als exportorientierte Nation abhängig sind, verändert sich. Inzwischen 17 Staaten haben den Abschied vom Verbrennungsmotor durch konkrete Ausstiegsdaten festgelegt. Zuletzt kam Kalifornien, eine der größten Volkswirtschaften der Welt, hinzu. Großbritannien möchte sein Ausstiegsdatum von 2035 auf 2030 vorverlegen. Hybridautos sollen fünf Jahre länger neu zugelassen werden. 17 Prozent der in Deutschland produzierten und ins Ausland exportierten Autos gehen nach Großbritannien. Die Insel ist damit noch vor den USA und vor China unser bedeutendster Exportmarkt. China wiederum hat eine Quotenregelung für E‑Autos eingeführt. Die Autobauer stehen also vor der Frage, ob sie sich auf die sich verändernde Nachfrage einstellen oder aber an alten Technologien festhalten, für die die Nachfrage absehbar einbrechen wird. Unsere Antwort ist klar: Wir wollen, dass das E‑Auto mitsamt dem Akku in Deutschland entwickelt und gebaut wird und die damit verbundenen Arbeitsplätze in möglichst großer Anzahl hier und nicht anderswo entstehen.
Dass die Transformation zu Arbeitsplatzverlusten in den Teilen der Industrie führen wird, die sich nicht oder nicht schnell genug umstellen können, lässt sich nicht bestreiten. Fakt ist aber, dass bei den Autobauern und auch vielen Zulieferern die Automatisierung schon seit Jahren für den Abbau von Arbeitsplätzen sorgt. Zur Herstellung eines Autos sind immer weniger Menschen erforderlich. Ich habe bei unzähligen Unternehmensbesuchen, so bei Audi, Porsche, VW und Bosch riesige, nahezu menschenleere Produktionshallen gesehen, in denen gefühlt mehr Roboter als Menschen Arbeiten verrichten. Zur Transformation gehört die Umstellung auf elektrische Antriebe, die in der Entwicklung und den mit der zunehmenden E‑Mobilität verbundenen Bereichen der Stromerzeugung (siehe EnBW) und dem Ausbau der Ladeinfrastruktur Arbeitsplätze schafft. Zur Verkehrswende gehört aber auch die Stärkung von Bus und Bahn. Die Herstellung von Bussen und Zügen ist – anders als die von Autos – noch Handarbeit und damit arbeitsplatzintensiv. Dasselbe gilt für die damit verbundenen Dienstleistungen, die von Busfahrern, Triebfahrzeugführern etc. erbracht werden. Alleine die Deutsche Bahn stellt jährlich 20.000 bis 25.000 neue Beschäftigte ein und stockt ihren Personalbestand deutlich auf.
Arbeitsplatzverlusten an der einen stehen Arbeitsplatzgewinne an anderen Stellen gegenüber. Das war bei allen Transformationen der Vergangenheit schon so, siehe bspw. den Siegeszug des PC. Man kann sich unvermeidlichen Veränderungsprozessen widersetzen. Der Verlust wird dann aber immer größer sein als er es ist, wenn man sich darauf einlässt und den Prozess aktiv gestaltet.