Im Stellwerk den Verspätungen auf der Spur
Gemeinsam mit meiner Konstanzer Landtagskollegin Nese Erikli habe ich die Fahrdienstleiter im Stellwerk Radolfzell besucht und mich vor Ort über deren Arbeit informiert. Vom Radolfzeller Stellwerk aus wird der Bahnverkehr zwischen Singen, Allensbach, Stahringen und Stockach gesteuert. Genauer gesagt werden – in der Regel von vier Uhr morgens bis teilweise weit nach Mitternacht – die Weichen und Signale für täglich 190 Zugfahrten gesteuert.
Da die eingleisige Bodenseegürtelbahn (Radolfzell – Friedrichshafen) unmittelbar und die teilweise ebenfalls eingleisige Gäubahn (Singen – Stuttgart) indirekt an den Radolfzeller Stellwerksbereich angrenzen und als verspätungsanfällige Strecken gelten, haben wir uns vor allem für diese und weitere Ursachen für Verspätungen im Bahnverkehr interessiert. Neben den eingleisigen Strecken, bei denen sich Verspätungen bei einem einzigen Zug schnell auf andere Züge übertragen, kommen immer wieder Störungen an den verhältnismäßig vielen Bahnübergängen hinzu. Aktuell ist ein Signal bei Stahringen defekt, weshalb die Züge dort langsamer fahren müssen als sonst. Da es sich bei dem benötigten Ersatzteil um kein Standardbauteil handelt und dieses daher nicht im Lager vorgehalten wird, konnte das Signal seit einem Monat nicht repariert werden. Nese und ich konnten vom Stellwerk aus mitverfolgen, wie sich eine der typischen Verspätungen entwickelt: Ein IRE aus Richtung Friedrichshafen kommend erreichte Radolfzell mit leichter Verspätung von wenigen Minuten. Da Züge, die wie dieser Interregionalexpress, längere Strecken fahren, in der Disposition bevorzugt werden, konnte eine Regionalbahn, die in die gleiche Richtung fahren wollte, erst nach Abfahrt des IRE mit zwei Minuten Verspätung den Bahnhof verlassen. Nicht selten kommt es in vergleichbaren Fällen auch zu größeren Verspätungen.
Für uns ist klar: Die Gäubahn muss zweigleisig ausgebaut werden und bei der Bodenseegürtelbahn müssen zumindest zweigleisige Streckenabschnitte sowie die Elektrifizierung hinzukommen.
Von „oben“ hatten wir auch einen guten Blick auf die Gleislage im Radolfzeller Bahnhof. Da der Rückbau von Gleis 1 zu einem Kopfgleis im Raume steht, haben wir dies genau angeschaut und angesprochen. Mit der Verkürzung von Gleis 1 würden womöglich drei Abstellgleise entfallen. Dies sollte in Interesse der betrieblichen Flexibilität unbedingt vermieden werden.