18.04.2021
Engpässe zwischen Stuttgart – Heilbronn – Würzburg
Die Frankenbahn ist eine der Strecken in der Hand des Bundes, für die der Bund trotz eklatanter Mängel keine Verantwortung übernehmen möchte. Ich habe mich vor Ort umgeschaut.
Bei Möckmühl habe ich mir gemeinsam mit Armin Waldbüßer, neu gewähltem Landtagsabgeordneten, und Eisenbahnfreund*innen die nur noch eingleisige Jagsttalbrücke angeschaut. Schon bei der Anfahrt dachte ich mir beim Blick aus dem Fenster: Parallel verläuft eine Straße, die wie selbstverständlich aus zwei Fahrspuren besteht. Niemand, der dort mit dem Auto oder Lastwagen unterwegs ist, muss den Gegenverkehr abwarten. Warum aber müssen die Reisenden in diesen Zügen mit der Weiterfahrt warten, bis der entgegen kommende Zug vorbei gefahren ist?
Die Brücke über das idyllische Jagsttal stellt einen von mehreren Engpässen an der Strecke dar. Die Betonstützen, auf denen sich mal bis vor Jahrzehnten das zweite Gleis befand, sind noch deutlich zu erkennen (siehe Foto). Es wurde im Gespräch seitens eines erfahrenen Fahrdienstleisters von Güterzügen berichtet, die sich bis in die Morgenstunden, wenn der Regionalverkehr seinen Betrieb aufnimmt, aufstauen. Verspätungen bei den Personenzügen sind unter diesen Bedingungen nicht verwunderlich. Das Land hatte die Strecke zum Ausbau für den Bundesverkehrswegeplan/Bedarfsplan angemeldet. Die Bundesregierung hat dies abgelehnt. Nun lässt das Land einzelne Ausbaumaßnahmen prüfen. Ganz vorne steht der Abschnitt zwischen Neckarsulm und Bad Friedrichshall. Dieser ist zwar zweigleisig, gilt aber als stark ausgelastet und als eine der Ursachen für immer wieder auftretende Verspätungen.
In Lauda-Königshofen ging es um den Bahnübergang und eine geplante Umgehungsstraße. Letztere zeigt einmal mehr die Absurdität der deutschen Infrastruktur-Politik: Der Bund lehnt einen Ausbau der Frankenbahn ab, obwohl es sich um einen Bundesschienenweg handelt. Dies begründet er damit, dass dort kein Fernverkehr fährt. Dieser fährt aber auch deshalb nicht, weil die Infrastruktur dafür nicht geeignet ist. Zugleich sieht der Bund aber den Bau der Ortsumfahrung im „Vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans für erforderlich, obwohl diese Straße überwiegend eine lokale Funktion erfüllen wird. Bei Straße und Schiene wird leider mit zweierlei Maß gemessen.
Ich schaute mir noch stillgelegte Bahnstationen an der Frankenbahn an, an deren Reaktivierung vor Ort Interesse besteht. Auch die für Fahrgäste unbefriedigende Umsteigesituation zwischen der Taubertal- und der Frankenbahn mit zu langen Wartezeiten war ein Thema bei einem Lokaltermin.
Mein Fazit: Es braucht auf jeden Fall den Ausbau der Frankenbahn, um höhere Geschwindigkeiten, vor allem aber höhere Kapazitäten und damit mehr Verlässlichkeit bieten zu können.