Unterwegs auf der Eurobike

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03.09.2016Eurobike

Lastenräder und E‑Bikes im Blick

Die Euro­bike in Fried­richs­ha­fen ist Euro­pas größ­te Fach­mes­se fürs Fahr­rad. Auch in die­sem Jahr war ich dort, um mich über die neu­es­ten Trends zu infor­mie­ren. Haupt­säch­lich inter­es­sier­ten mich Las­ten­rä­der und E‑Bikes.

Mit Unter­stüt­zung durch den „Zwei­rad-Indus­trie-Ver­band“ (ZIV) wur­den Gesprä­che bei fünf Aus­stel­lern organ­siert. Zunächst stand mit „Velo­traum“ aus Weil der Stadt der Besuch eines hei­mi­schen Her­stel­lers auf dem Pro­gramm. In der vor weni­gen Jah­ren neu gebau­ten Pro­duk­ti­ons­hal­le wer­den pro Jahr 500 bis 600 auf den indi­vi­du­el­len Bedarf zuge­schnit­te­ne Räder gebaut. Eines davon habe vor knapp 20 Jah­ren ich erwor­ben – und fah­re es nach wie vor. Die Räder sind robust und für den All­tag kon­zi­piert. Der Durch­schnitts­preis liegt bei 3.000 Euro. Velo­traum stellt über­wie­gend „nor­ma­le“ Räder, zuneh­mend aber auch Pedelecs, her. Der Absatz, so der Geschäfts­füh­rer, ent­wi­ckelt sich posi­tiv. Wobei nicht mit aller Gewalt auf Men­gen­wachs­tum gesetzt wird. Die Teil­nah­me an der Mes­se wird über­wie­gend genutzt, um die Kon­tak­te zu Tei­le­lie­fe­ran­ten zu pfle­gen.

„Urban Arrow“ ist eine Mar­ke, von der ich zuvor nichts gehört hat­te. Der Her­stel­ler aus dem Raum Ams­ter­dam hat sich auf Las­ten­fahr­rä­der spe­zia­li­siert. Er sieht in die­sem Bereich gro­ße Wachs­tums­po­ten­tia­le. Aktu­ell sei man bei­spiels­wei­se mit UPS und Her­mes im Gespräch. Der Bereich der City­lo­gis­tik wird als Zukunfts­markt gese­hen. In Deutsch­land sei aber alles nicht so ein­fach wie in den Nie­der­lan­den: „In Deutsch­land sind zu vie­le Auto­fah­rer nie mit dem Rad unter­wegs, denen fehlt der Blick auf den Rad­ver­kehr und des­sen Chan­cen.“ Von der Poli­tik for­dert das Unter­neh­men, mehr für die Rad­ver­kehrs­in­fra­struk­tur zu tun.

Bei Bosch ging es mir um die Wei­ter­ent­wick­lung von E‑Bikes und ins­be­son­de­re der Bat­te­rie­tech­nik. Bosch kauft die Zel­len von Drit­ten ein und baut dar­aus die Akkus. Seit dem Jahr 2011 ist es gelun­gen, die dop­pel­te Kapa­zi­tät bei glei­cher Bat­te­rie­grö­ße zu ent­wi­ckeln. Die Reich­wei­te steigt damit, wobei deren Anga­be nicht genormt sei und damit von Her­stel­ler zu Her­stel­ler unter­schied­lich ermit­telt und kom­mu­ni­ziert wer­de. Der Wir­kungs­grad von jetzt schon 90 Pro­zent lie­ße sich kaum mehr stei­gern. Wie in den Vor­jah­ren habe ich auch die Fra­ge nach dem Recy­cling bzw. der Ent­sor­gung alter Bat­te­rien gestellt. Die Ant­wor­ten waren für mich nach wie vor nicht zufrie­den­stel­lend.

Wei­ter ging es zu Rie­se & Mül­ler, inzwi­schen einem der eher grö­ße­ren Her­stel­ler. Gefragt, wo die größ­ten Wachs­tums­fel­der lie­gen, wur­den mir die Moun­tain­bike-Pedelecs und die Las­ten­rä­der genannt. Habe bei den Las­ten­rä­dern anfangs die Beför­de­rung von Kin­dern im Mit­tel­punkt gestan­den, wür­den jetzt zuneh­mend die Lie­fer­diens­te an Bedeu­tung gewin­nen. Das Unter­neh­men ver­kau­fe davon jähr­lich inzwi­schen meh­re­re tau­send Stück. Alle Las­ten­rä­der gäbe es auch als S‑Pedelec, also mit einer elek­tri­schen Unter­stüt­zung bis 45 Stun­den­ki­lo­me­ter. Bei den S‑Pedelcs (nicht nur bei den Las­ten­rä­dern) sei aber die recht­lich unkla­re Situa­ti­on, wel­che Stra­ßen und Wege benutzt wer­den dür­fen, ein Pro­blem. Hier müs­se Klar­heit geschaf­fen wer­den.

Der geführ­te Rund­gang ende­te bei Job­Rad, dem „Pio­nier im Dienst­fahr­rad­lea­sing – und der Markt­füh­rer“ (so die Eigen­wer­bung des Frei­bur­ger Unter­neh­mens). Bereits bun­des­weit 3.000 Unter­neh­men sei­en inzwi­schen Kun­den bei Job­Rad, dar­un­ter SAP und die DB. Dies zei­ge den Trend, den es zu ver­stär­ken gel­te: Rad­fah­ren als Nor­ma­li­tät und auch für Mana­ger mit Anzug. Und: „Wer mit dem Rad zur Arbeit fährt, nutzt es auch ver­stärkt in der Frei­zeit“. Zwei poli­ti­sche For­de­run­gen wur­den mir mit­ge­ge­ben: Die Ein-Pro­zent-Ver­steue­rung sol­le weg­fal­len, um das Fahr­rad nicht nur nicht mehr gegen­über dem Auto zu dis­kri­mi­nie­ren, son­dern es gezielt zu för­dern. Außer­dem sol­len auch Beam­te durch die Nut­zung von Dienst­fahr­rä­dern pro­fi­tie­ren kön­nen. Dem steht bis­lang ent­ge­gen, dass Ent­gelt­um­wand­lun­gen nicht zuläs­sig sind.

Nach dem geführ­ten Rund­gang lief ich noch über das Mes­se­ge­län­de, um mich ein wenig im frei­zeit­ori­en­tier­ten Rad­be­reich umzu­schau­en.