10.12.2019

Wo bleibt die Zukunft von Bus und Bahn?
Der Bund hat in den letzten fünf Jahren 193 Millionen Euro Forschungs- und Entwicklungsgelder in die Straße gesteckt, für die Schiene hingegen waren es gerade einmal 28 Millionen Euro. Das sind nicht einmal 15%! Dabei haben wir in Deutschland bereits genug Straßen und viel zu viel KfZ-Verkehr, so dass der Fokus auf Alternativen zum Auto und zum Lastwagen gerichtet werden sollte.
Die Schiene hingegen braucht jetzt angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise eine gewaltige Kapazitätssteigerung, die zum größten Teil auf dem vorhandenen Netz erfolgen muss. Die Bundesregierung spricht mittlerweile von einer Verdopplung der Verkehre bis 2030. Hier muss die Forschung künftig ansetzen, um mit Hilfe der Digitalisierung Effizienz und Auslastung des Netzes deutlich zu erhöhen und über digitale Vernetzung die Schiene noch attraktiver zu machen.
Wichtige Themen wie anbieterübergreifendes eTicketing kommen über zahllose Workshops nicht hinaus. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte bundesweite Mobilitätsplattform ist immer noch nicht in Sicht. Die Systemwende im Güterverkehr noch weniger. Einzelwagenzüge werden auch im Jahr 2020 noch von Hand gekuppelt, die eigentlich dringend notwendige Just-in-Time Anlieferung von neuen City-Logistik-Hubs per Bahn liegt in weiter Ferne, weil die Koalition die Augen vor den Zeichen der Zeit verschließt.
Wir müssen jetzt den möglichst weitreichenden Umstieg von der Straße auf die Schiene und den Umweltverbund einleiten. Wenn wir Klimaschutz ernst nehmen genügt es nicht, nur mehr Kapazität auf die Bahn zu bringen. Wir müssen vor allem dafür sorgen, dass der Straßenverkehr gleichzeitig abnimmt, angefangen in den Städten, wo es neben Klima- und Umweltschutz auch um Werte wie Mobilität, Sicherheit, Freiheit und Lebensqualität geht.
Dieser Wandel beginnt mit den richtigen Akzenten in der Forschungs- und Entwicklungslandschaft. Anstatt bei den Mitteln für ÖPNV und Schiene weiter zu knapsen müssen wir hier die Vorzeichen neu setzen. Herr Scheuer, wie wäre es ab sofort mit 85% für die Schiene und nur noch 15% für die Straße?