07.02.2023
Unterwegs für Hohenlohe‑, Murr- und Tauberbahn
An zwei Tagen war ich unterwegs an der Hohenlohebahn, der Westfrankenbahn und in Sachen weiterer Bahnstrecken im Hohenlohekreis sowie im Landkreis Schwäbisch Hall. Dabei gab es von allem etwas: Handlungsbedarfe, Hoffnungen und Verzweiflung.
Eingeladen hatte mich die Landtagsabgeordnete Catherine Kern aus Öhringen (Hohenlohekreis). Zunächst trafen wir uns unter anderem mit dem Bürgermeister im Bahnhof Waldenburg. Dieser liegt am nicht elektrifizierten Abschnitt der Hohenlohebahn (ohne Oberleitung zwischen Schwäbisch Hall-Hessental bis Öhringen-Cappel). Der Bahnhof weist zu niedrige Bahnsteige auf und es fehlt ein barrierefreier Zugang zu einem der Bahnsteige. Das Bahnhofsanierungsprogramm des Landes sieht einen Umbau vor. Zeitpläne für Elektrifizierung von Strecke und Umbau der Bahnsteige sind derzeit nicht belastbar. Im März soll eine Machbarkeitsstudie veröffentlichst werden und nähere Einschätzungen ermöglichen. Dies hatten mir vor dem Termin DB Station & Service sowie die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg auf Anfrage so mitgeteilt und der Vertreter des Landratsamtes hat dies vor Ort entsprechend bestätigt. Genau genommen geht es um zwei Studien: Eine für die Elektrifizierung und eine für die Reaktivierung der Strecke nach Künzelsau. Das Land hatte in seiner großen Potentialstudie 1.400 Fahrgäste pro Tag prognostizieren lassen. Sinnvoll wäre eine Reaktivierung für ein Stadtbahnsystem mit Zweisystemfahrzeugen mit Integration ins Netz der Stadtbahn Heilbronn. Die Trasse würde vermutlich nur teilweise dem ehemaligen Verlauf folgen, um ein großes Gewerbegebiet mit der Firma Würth anbinden zu können. Ich habe beim Lokaltermin darauf verwiesen, dass die Voraussetzungen sowohl für Elektrifizierung als auch Reaktivierung gut sind: Es gibt mehr Geld, einen höheren Förderanteil des Bundes und eine verbesserte Bewertungsmethodik als Fördervoraussetzung, die Belange ländlicher Räume stärker berücksichtigt. Ähnliches gilt auch für eine mögliche Reaktivierung der Station „Kupfer“, gelegen an der Hohenlohebahn. Ob eine ausreichende Fahrgastnachfrage besteht muss geklärt werden. Eine Elektrifizierung der Strecke könnte Fahrzeitverluste durch den Zusatzhalt wegen besserer Beschleunigungswerte elektrischer Züge ausgleichen. Erfreut nahm ich die Aussagen der Ortskundigen auf, wonach sich die Anbindung des Ortes und der umliegenden Orte, die alle im ländlichen Raum liegen, in den vergangenen Jahren verbessert hätte. Die Züge fahren den Ort inzwischen bis etwa 0:30 Uhr an. Zudem habe der Regiobus des Landes die Anbindung verstetigt und verbessert.
Bei einer öffentlichen Abendveranstaltung war die Murrbahn bzw. der Bahnkorridor Stuttgart – Nürnberg eines von vielen Themen. Hier liegen die Probleme in zu langen Reisezeiten, einigen Engpässen und einer fehlenden Abstimmung auf die Züge von Nürnberg nach Berlin. Ich verwies darauf, dass vom Bund die Bahnhöfe Waiblingen, Sulzbach und Oppenweiler ertüchtigt werden. Es geht um schnellere und gleichzeitige Einfahrten aus beiden Richtungen. Dies führt zu einer besseren Pünktlichkeit bei S‑Bahn und Regionalverkehr. Zudem: In Bad Cannstatt sind zusätzliche Weichenverbindungen für die flexiblere Nutzung des Bahnhofs vorgesehen. Dies reicht nicht aus, um die Attraktivität der Angebote auf ein akzeptables Maß zu verbessern. Ein Anfang dafür dürfte aber gesetzt sein.
Am zweiten Tag diskutierten wir im Kulturbahnhof Gerabronn (Landkreis Schwäbisch Hall). Der Bahnhof wird nicht mehr bedient, die Strecke existiert nicht mehr durchgehend. Hauptthema hier war die Tauberbahn, die von Crailsheim abzweigt und über Blaufelden und Schrozberg nach Bad Mergenteim und Lauda führt. Für den Betrieb zeichnet sich die DB-Tochter „Westfrankenbahn“ verantwortlich. Aufgabenträger, also Besteller der Verkehre, ist das Land. Seit einigen Wochen wird die Strecke an Wochenenden nicht bedient. Wegen Personalmangel fährt seither ein SEV. Ein Ende dieser Einschränkungen ist derzeit ab Ende Mai vorgesehen. Die Bahnangebote hätten sich dadurch teilweise stabilisiert, so war von Anwesenden bestätigt worden. Zugleich wurde die Befürchtung geäußert, dass sich Personalprobleme nicht auflösen ließen und der Bahnhof in Blaufelden zur Station degradiert werden würde. Kurz nach der Veranstaltung erschien ein Pressebericht, wonach die Westfrankenbahn verkündet hätte, dass sogar gleich mehrere Bahnhöfe ihre Bedeutung verlieren würden. Umgehend, nachdem ich den Medienbericht wahrgenommen hatte, habe ich die Deutsche Bahn angeschrieben. Ich verwies darauf, dass durch solche Maßnahmen die Blockabstände noch größer würden und mangels Kreuzungsmöglichkeiten die betriebliche Flexibilität noch weiter eingeschränkt werden würde. In meinem Schreiben frage ich nach den vorgesehenen Veränderungen und danach, was die DB unternimmt, um einen zuverlässigen Betrieb und die Fahrbarkeit des vollen Fahrplans auch an Wochenenden zu gewährleisten. Die Antwort konnte bis zur Fertigstellung dieses Beitrags noch nicht vorliegen.
Foto: Die Landtagsabgeordnete Catherine Kern hatte mich nach Hohenlohe eingeladen. Am Bahnhof in Waldenburg haben wir uns mit dem Bürgermeister und dem Verkehrsbeauftragten des Landkreises zum Gespräch getroffen.