Viele Regionen ohne Bahnverkehr

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04.03.2020

Bahn in die Fläche bringen!

In Deutsch­land ist jedes Haus durch eine Stra­ße erschlos­sen. Doch 117 Mit­tel­zen­tren sind nicht durch einen regu­lä­ren Schie­nen­per­so­nen­ver­kehr erreich­bar.

Stra­ßen wur­den in den letz­ten Jahr­zehn­ten mas­siv aus‑, Schie­nen­we­ge hin­ge­gen zurück­ge­baut. Inso­fern kann es nicht ver­wun­dern, dass das Auto das stark domi­nie­ren­de Ver­kehrs­mit­tel dar­stellt. In 2019 waren in Deutsch­land erst­mals mehr als 47 Mil­lio­nen Pkw zuge­las­sen – bei 83 Mil­lio­nen Einwohner*innen. Die Fol­gen sind bekannt: Zu vie­le Schad­stof­fe in der Luft, Lärm, hoher Flä­chen­ver­brauch und kein Rück­gang der Treib­haus­gas­emis­sio­nen. Hin­zu kommt der immens hohe Res­sour­cen­ver­brauch an Stahl, Alu­mi­ni­um und ande­ren Metal­len, die oft­mals unter sozi­al und öko­lo­gisch pro­ble­ma­ti­schen Bedin­gun­gen gewon­nen und unter hohem Ener­gie­ver­brauch ver­ar­bei­tet wer­den.

Beson­ders vie­le Mit­tel­zen­tren ohne Per­so­nen­ver­kehr der Bahn gibt es in Nord­rhein-West­fa­len: 36 Orte zwi­schen 9.000 und 66.000 Einwohner*innen kön­nen nicht mit dem Zug erreicht wer­den. Dar­un­ter befin­den sich Städ­te wie Mon­heim, Ker­pen, Her­ten und Berg­ka­men. In Rhein­land-Pfalz sind 14 Mit­tel­zen­tren und in Bay­ern sogar 40 ohne Bahn­an­bin­dung. In Baden-Würt­tem­berg ver­fü­gen mit Kün­zels­au, Schram­berg, Pful­len­dorf und Lai­chin­gen vier Mit­tel­zen­tren über kei­nen Schie­nen­an­schluss. Dort leben zwi­schen 12.000 und 21.000 Men­schen, wobei jeweils die Bevöl­ke­rung aus dem Umland hin­zu­kommt.

Mit­tel­zen­tren sind nicht zwin­gend beson­ders gro­ße Orte, viel­mehr über­neh­men sie für sich und die umlie­gen­den Gemein­den Funk­tio­nen für die Ver­sor­gung mit Waren, Dienst­leis­tun­gen und Infra­struk­tur­an­ge­bo­ten. Hier­un­ter fal­len Ein­kaufs­mög­lich­kei­ten, Fach­ärz­te, Kli­ni­ken, wei­ter­füh­ren­de Schu­len und Berufs­schu­len. Damit wird deut­lich: Es han­delt sich um Orte, die von ihrem Umland aus gut erreich­bar sein müs­sen.

Wir wol­len mög­lichst vie­len Men­schen Mobi­li­tät auch ohne eige­nes Auto ermög­li­chen. Die Bahn muss (wie­der) in die Flä­che kom­men! Es muss dar­um gehen, dass still­ge­leg­te Bahn­stre­cken reak­ti­viert und auch neue Stre­cken gebaut wer­den. In Sachen „Reak­ti­vie­rung“ han­delt Baden-Würt­tem­berg vor­bild­lich: Es lässt der­zeit 41 still­ge­leg­te Bahn­stre­cken auf ihre Chan­cen für eine Wie­der­in­be­trieb­nah­me unter­su­chen. Im Som­mer wer­den ers­te Ergeb­nis­se erwar­tet. Posi­tiv ist auch, dass sei­tens des Bun­des die Mit­tel nach dem Gemein­de­ver­kehrs­fi­nan­zie­rungs­ge­setz erhöht wur­den. Damit steht mehr Geld für den Aus- und Neu­bau der regio­na­len Schie­nen­we­ge zur Ver­fü­gung.