10.02.2021, ergänzt am 11.02.2021
Anpassungen und Prüfungen nötig
Der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart (VRS) hat heute den Viertelstundentakt für die S‑Bahn nach Filderstadt beschlossen. Darüber freue ich mich sehr.
Den Antrag hatten die Grünen in der Verbandsversammlung bereits vor einigen Monaten auf meine Anregung hin gestellt. Die Verbandsverwaltung hatte damals Ablehnung empfohlen. Nachdem sich jedoch eine Mehrheit für die Taktverbesserung abgezeichnet hatte, zog die Verwaltung die Vorlage zurück und bat um Vertagung. Nach fachlichen Abklärungen schlug sie schließlich in einer neuen Vorlage doch die Zustimmung vor. Das Gremium stimmte einhellig zu. Ab Dezember (tagsüber von Montag bis Freitag) – und damit früher als bisher vorgesehen – fährt die Linie S 2 im Viertelstundentakt nach Filderstadt. Damit werden werktäglich 30 zusätzliche Fahrtenpaare den Bahnhof Filderstadt bedienen. Die S 3 beginnt und endet dann in Vaihingen. Der VRS schrieb dazu: “Die Fahrplanstudie prognostiziert, dass sich die Betriebsstabilität auf der S‑Bahn trotz der abschnittsweisen Verdoppelung der Zugzahlen (die Zuganzahl erhöht sich lediglich auf dem Abschnitt Flughafen/Messe – Filderstadt, Anm. M. G.) insgesamt verbessert, wenn die S3 in Stuttgart-Vaihingen wendet. Denn so hat sie Reserve gegenüber den derzeit knapp bemessenen sechs Minuten am Flughafen, die bislang immer wieder dazu führen, dass sich Verspätungen von einer Fahrt auf die nächste übertragen. Für Leinfelden-Echterdingen bedeutet dies weiter wie bisher vier S‑Bahnen pro Stunde, nun aber im sauberen Viertel- statt weiter im „Stottertakt“ (10/20 Minuten).
Meine Kommentierung:
“Eine sehr gute Entscheidung für Filderstadt und die Menschen in all den Orten, die unseren Bahnhof mitnutzen! Der Halbstundentakt ist für die Größe der Stadt und des Umlandes unangemessen. Das hohe Fahrgastpotential lässt sich mit einem Viertelstundentakt deutlich besser ausschöpfen. Wir werden neue Fahrgäste für die öffentlichen Verkehrsmittel gewinnen und einen Beitrag dazu leisten, die Straßen zu entlasten. Ich freue mich über die nun beschlossene deutliche Angebotsverbesserung für die Fahrgäste aus Filderstadt und den umliegenden Orten. Die Stadt Filderstadt sollte nun gemeinsam mit Nachbarkommunen und dem Landkreis das Buskonzept an die Taktverdichtung der S‑Bahn anpassen.”
Bei aller Freude gibt es einige Details zu beachten:
Bei einem geplanten Viertelsundententakt nach Filderstadt ohne Veränderung der Fahrzeiten würden sich die Züge am Flughafen zur gleichen Minute kreuzen. Konkret: Ein Zug würde die Station „Flughafen“ in Richtung Filderstadt verlassen wollen, während gerade eine S‑Bahn aus Filderstadt kommend in Richtung Flughafen fährt. Wegen der Eingleisigkeit des Tunnels kann dies nicht funktionieren. Dies soll durch leichte Verschiebungen im Fahrplan realisiert werden. Demnach fährt die S‑Bahn in Fahrtrichtung Filderstadt nach einer um eine Minute verlängerten Standzeit am Flughafen ab und die S‑Bahn ab Filderstadt startet ihre Fahrt eine Minute früher. Dies ist vertretbar angesichts der erheblichen Verbesserung für die Fahrgäste durch die Taktverdichtung. Optimum sieht jedoch anders aus. Diese Auswirkungen sollten bestmöglich verringert werden. Ich halte folgende Maßnahmen für prüfenswert, die zumindest teilweise von den Grünen in der besagten VRS-Sitzung bereits als Fragen und Vorschläge vorgebracht wurden:
- Fahrzeit zwischen Flughafen und Filderstadt
Im Fahrplan werden 3 Minuten ausgewiesen, die DB rechnet mit 4 Minuten. Da dies für die Darstellung eines Kreuzungskonfliktes von Bedeutung ist sollte geklärt werden, wie es sich mit den unterschiedlichen Angaben verhält.
- ETCS
Mit dem neuen Zugsicherungssystem ETCS gibt es eine kontinuierliche Bremskurvenüberwachung und damit ist eine Anpassung des Durchrutschweges möglich. Es ist zu prüfen, ob der Fahrstraßenausschluss verhindert oder in seiner zeitlichen Auswirkung verkürzt werden kann. ETCS sollte dann gleich bis Filderstadt (Neuhausen) verbaut werden. Ich gehe davon aus, dass dies ohnehin vorgesehen ist. Leider ist ETCS erst ab Ende 2025 zu erwarten.
- Erhöhung der Maximalgeschwindigkeit im Flughafentunnel
Meines Wissens erlaubt die heutige Infrastruktur zwischen Filderstadt und der Station Flughafen eine Maximalgeschwindigkeit von 87 Stundenkilometer. Um die Fahrzeit zu reduzieren und damit den Kreuzungskonflikt zu minimieren, sollte die Überhöhung im Kurvenbereich überprüft und nach Möglichkeit angepasst werden. Nach Berechnungen meines Büros müsste mindestens Tempo 100 möglich sein. Dafür sind dann auch andere Weichen einzubauen. Auch diese Maßnahme sollte überprüft werden.
Mein Fazit: „Wir wollen den Viertelstundentakt, weil er für die Fahrgäste eine entscheidende und lange ersehnte Verbesserung bringt. Wir wollen aber auch einen stabilen Fahrplan und Kreuzungsausschlüsse möglichst vermeiden, zumindest aber deren Auswirkungen bestmöglich verringern. Daher machen wir konkrete Vorschläge, um Angebotsverbesserungen UND betriebliche Qualität so gut wie möglich zusammen zu bringen. Diese sollten geprüft und – wenn diese sich als realisierbar und wirksam erweisen – realisiert werden.“