Es ist unglaublich, was die Deutsche Bahn AG allmorgendlich zu Betriebsbeginn an rollendem Material aufs Gleis setzt. Der interne „Betriebsanlauf Fernverkehr“ des Bahnkonzerns gibt dazu jeden Morgen eine Übersicht.
Ein Beispiel aus dem Februar: 9 ICE werden mit fehlenden Wagen, 3 mit Wagen ohne funktionierender Heizung, 7 mit fehlendem oder defektem Speisewagen und 11 mit defektem rollstuhlgerechtem WC in Betrieb genommen. Drei ICE fallen gleich ganz aus. Nicht besser sieht es bei den IC-Zügen aus: 25 gehen mit fehlenden Wagen auf Reise, 11 haben keinen oder keinen funktionierenden Speisewagen dabei und 13 IC weisen defekte Behinderten-WC auf. Der Blick in die bahninternen Unterlagen an einem willkürlich ausgewählten Tag im März gibt ein ähnliches Bild ab. Es wird deutlich: Die DB verfügt über zu viel altes, störanfälliges Wagenmaterial und Reparaturen lassen zu lange auf sich warten. Ersatzzüge stehen nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung. Viel zu lange hat der Konzern mit den dringend notwendigen Neubestellungen gewartet. Unter Mehdorn war Sparen angesagt, koste was es wolle. Die Bilanzen mussten für den angestrebten Börsengang glänzen. Damals unterlassene Investitionen wirken sich bis heute aus. Zumal die DB immer wieder Züge aus ihrem Fuhrparkbestand verkauft hat, anstatt sie als Reserve bereit zu halten. Lange Lieferfristen der Bahnindustrie und Probleme bei den Zugzulassungen verschärfen das Problem. Die Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN hat vor wenigen Tagen eine Kleine Anfrage eingereicht, mit der Auskünfte über den aktuellen Stand an Zugbestellungen, Ausstattungsmerkmalen und Lieferterminen eingefordert werden. Die Initiative lässt sich abrufen unter http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/18/041/1804132.pdf. Wie die DB allerdings die neuen Züge, die 8–10 Milliarden Euro kosten sollen, finanzieren möchte ist offen. Der Konzern hat kürzlich berichtet, dass er mit seinen rückläufigen Gewinnerwartungen noch nicht einmal die Zinsen für die notwendigen Investitionen in neue Züge finanzieren kann.